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Der Altman-Code

Der Altman-Code

Titel: Der Altman-Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Gayle Lynds
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war klein und pummelig, mit weichen Händen, sanfter Stimme und einem gütigen Lächeln. Er trug einen konservativen grauen Anzug, eine geblümte Ansteckfliege und eine Hornbrille. Es war nichts Furcht einflößendes an ihm, bis man hinter die Gläser seiner Brille schaute. Die Augen waren völlig starr. Wenn er lächelte, taten es die Augen nicht. Wenn er sich mit seiner ruhigen Stimme unterhielt, leuchteten die Augen nicht auf oder gaben Interesse zu erkennen. Sie beobachteten.
    Sie sahen einen an, aber sie sahen einen wiederum auch nicht. Es war, egal, in welchem Moment, nicht möglich zu sagen, was sie sahen.
    »Erklären Sie mir erst einmal, wieso dieser Dr. Jon Smith Ihren Verdacht erregt hat«, sagte Major Pan. »Hat er Fragen gestellt?«
»Nein, nein. Nichts dergleichen.« Liang ließ sich in seinen Schreibtischsessel sinken. »Mir kam es nur seltsam vor, dass er in Taiwan noch sehr interessiert wirkte, aber als wir dann einen sofortigen Besuch im Forschungszentrum organisierten, war er plötzlich zu müde. Er meinte, morgen wäre ihm lieber.«
»Glauben Sie denn nicht, dass er müde ist?«
»In Taiwan, auf dem Kongress, wirkte er nicht müde.
    Auf dem Flughafen in Taipei war er sogar ziemlich aufgedreht.«
»Erzählen Sie mir genau, was in Taiwan passiert ist.« Liang schilderte, wie er Smith angesprochen und zu einem Essen mit ihm und seinen Institutskollegen eingeladen hatte und wie Smith ihn auf später vertröstet hatte.
    »Gewannen Sie den Eindruck, dass er an diesem Abend gar nichts anderes vorhatte?« Dr. Liang schnalzte mit der Zunge, als er nachdachte.
    »Er reagierte … na ja … irgendwie ausweichend. Sie wissen doch, wie das ist, wenn jemand auf etwas nicht vorbereitet ist; und dann versucht, sich rasch eine höfliche Ausrede einfallen zu lassen?« Major Pans Nicken galt ebenso sehr sich selbst wie Liang. »Das war, als sie sich darauf einigten, sich zu einem passenderen Zeitpunkt zu verabreden, um über biomedizinische Fragen zu sprechen?«
»Ja.« Major Pan hatte etwas an sich – vielleicht die Art, wie er immer zu warten schien –, das sein jeweiliges Gegenüber dazu verleitete, mehr zu sagen, als er beabsichtigte. »Mir schien das wünschenswert. Seine Arbeit bei USAMRIID ist sehr interessant. Wir würden sehr gern wissen, was sie dort machen. Vielleicht gibt es da etwas, was uns in unserer Arbeit voranbringen könnte.«
»Dann ist er also ein richtiger Wissenschaftler?«
»Ein ganz hervorragender.«
»Aber auch Offizier der US Army?«
»Soviel ich weiß. Colonel, glaube ich.«
»Lieutenant Colonel«, korrigierte ihn Major Pan abwesend. Seine ausdruckslosen Augen waren nachdenklich nach innen gerichtet. »Ich habe mir inzwischen seine Personalakte, angesehen. Es gibt, wie soll ich sagen, seltsame Vorkommnisse in seiner Vergangenheit.«
»Seltsam? Inwiefern?«
»Lücken. Normalerweise werden sie in seiner Akte als ›Urlaub‹ angegeben. Einen solchen Urlaub hat er genommen, als seine Verlobte an einem Virus starb, an dessen Erforschung sie gearbeitet hatte.«
»Ja, ich kenne diesen Virus. Schrecklich. Dass man sich nach einem so schweren Schlag einige Zeit freinimmt, ist doch verständlich.«
»Schon möglich.« Major Pan nickte, als hätte er tatsächlich zugehört, aber seine Augen sagten, dass er in Gedanken woanders war. »Und Sie haben Smith gestern Abend nicht wieder gesehen?«
»Nein.«
»Aber Sie haben an verschiedenen Gesprächen und Vorträgen teilgenommen?«
»Natürlich. Deshalb waren wir doch dort.«
»Hatten Sie erwartet, ihn ebenfalls anzutreffen?«
»Ja.« Liang runzelte die Stirn. »Da waren vor allem zwei Vorträge. Einer von einem amerikanischen Kollegen und einer von einem seiner Freunde, der ebenfalls am Pasteur arbeitet. Aber er hat mir erzählt, dass er sich bis spät in die Nacht hinein alle möglichen Vorträge angehört hat. Die Auswahl war enorm.« Major Pan dachte nach. »Und es war am Morgen danach, dass er plötzlich mit der Bitte an Sie herantrat, ob er Ihr Institut in Shanghai besuchen könnte?«
»Vielleicht nicht mit so vielen Worten. Aber ich würde sagen … er hat ziemlich deutlich durchblicken lassen, dass er einer sofortigen Einladung nicht abgeneigt wäre.«
»Wie kam es dazu? Wieso hat er Sie heute Morgen getroffen?« Dr. Liang dachte nach. »Er hat mit uns gefrühstückt.
    Normalerweise hat er das mit seinem Freund vom Pasteur getan. Beim Frühstück bemerkte er so ganz nebenbei, er würde gern unser Institut sehen und über die Arbeit des USAMRIID

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