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Der Altman-Code

Der Altman-Code

Titel: Der Altman-Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Gayle Lynds
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mit uns sprechen. Als ich sagte, dass ich das sicher in nächster Zeit arrangieren könnte, erklärte er enttäuscht, so weite Reisen seien immer mit einigen Problemen für ihn verbunden, was nichts anderes heißen sollte, als dass er selten nach Asien käme. Daraufhin schlug ich natürlich vor, warum er nicht, wo er schon hier war, sofort nach Shanghai kommen wollte.«
»Und das fand er eine gute Idee?«
»Er zierte sich, aber ich konnte sehen, dass er gern kommen wollte.« Wieder nickte der Major sich selbst zu. Dann löste er sich abrupt vom Aktenschrank und war verschwunden.
    Dr. Liang starrte auf die geschlossene Tür seines Büros und fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Er war sicher, dass er dem Ministerium für öffentliche Sicherheit bereits am Telefon alles gemeldet hatte. Dazu war er nach jeder Reise ins Ausland verpflichtet. Warum war Major Pan trotzdem hergekommen, und was könnte er gerade erfahren haben, das ihn veranlasst hatte, so plötzlich wieder zu gehen? Der Major stand in dem Ruf, auch dort Erfolg zu haben, wo alle anderen versagten. Mit einem unerklärlichen Schaudern schüttelte Liang den Kopf.
    Beijing, China Die extrem streng abgeschirmte Enklave Zhongnanhai stand im Schatten der legendären Verbotenen Stadt im Zentrum Beijings, in der Chinas Kaiser und Kaiserinnen einst residiert und regiert hatten. Jahrhundertelang war Zhongnanhai der Lustgarten des Kaiserhofs gewesen, wo an den grünen Ufern zweier Seen für die Höflinge und ihre Dienerschaft Pferderennen, Jagden und Feste veranstaltet worden waren. Schließlich hieß Zhongnanhai »Zentraler und Südlicher See«.
    Als die Kommunisten 1949 die Macht ergriffen, zogen sie in die riesige Palastanlage ein und renovierten die Bauten mit ihren Pagodendächern. Gegenwärtig wird Zhongnanhai als der Sitz der allmächtigen chinesischen Regierung verehrt beziehungsweise verabscheut – die neue Verbotene Stadt. Hier residierte das Politbüro in königlichem Prunk. Obwohl die letztendliche Entscheidungsgewalt offiziell in den Händen seiner fünfundzwanzig Mitglieder lag, war es in Wirklichkeit nur der Ständige Ausschuss, der etwas zu sagen hatte. Er war die Elite der Elite. Vor kurzem war der Ständige Ausschuss von sieben auf neun Mitglieder erweitert worden. Seine Entscheidungen wurden vom Politbüro abgesegnet und von den Ministerien und Behörden umgesetzt.
    Viele lebten mit ihren Familien auf dem streng abgeschirmten Gelände, meistens in herrschaftlichen Häusern, die aus mehreren, um einen Innenhof angeordneten Gebäuden bestanden und von einer Mauer umgeben waren.
    Auch hohe Stabsangehörige waren dort untergebracht, in Wohnungen, die wesentlich luxuriöser waren als die meisten, die draußen, in der Hauptstadt, zur Verfügung standen.
    Trotzdem war es nicht das Weiße Haus oder Downing Street 10 oder auch der Kreml. Das geheimnisvolle, medienfeindliche Zhongnanhai tauchte in kaum einem Fremdenführer auf, obwohl seine Adresse, Fuyoujie 2, auf dem Briefpapier der Kommunistischen Partei stand. Umgeben von einer zinnoberroten Mauer ähnlich der, die einst die alte Verbotene Stadt von der Außenwelt abgeschirmt hatte, war die Anlage so raffiniert angelegt, dass es von keinem Punkt Beijings möglich war, einen Blick hinter ihre hohen Mauern zu werfen. Gewöhnliche Chinesen waren dort nicht willkommen. Ausländer noch weniger, wenn sie nicht gerade Staatsoberhäupter waren.
    Einiges davon gefiel Niu Jianxing, aber nicht alles.
    Obwohl er einer der wenigen Auserwählten war, die dem Ständigen Ausschuss angehörten und in Zhongnanhai arbeiteten, zog er es vor, in der Stadt zu leben. Sein Büro war spartanisch eingerichtet und nicht, wie sonst üblich, mit Kalligrarien, Drachen und Fotografien ausgeschmückt.
    Er glaubte an den elementaren sozialistischen Grundsatz: Jedem das Seine nach seinen Fähigkeiten und jedem das Seine nach seinen Bedürfnissen. Die körperlichen Bedürfnisse Niu Jianxings waren einfach und bescheiden. Seine geistigen Bedürfnisse waren eine andere Sache.
    Niu Jianxing lehnte sich hinter seinem mit Papieren überhäuften Schreibtisch zurück, verhakte die Finger ineinander und schloss die Augen. Er befand sich noch innerhalb des Lichtkreises seiner alten Schreibtischlampe; ihr Schein fiel auf seine eingefallenen Wangen und die feinen Gesichtszüge, die zum Teil hinter seiner Schildpattbrille verborgen waren. Das grelle Licht schien ihn nicht zu stören, gerade so, als wäre er dermaßen konzentriert, dass er nicht

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