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Der Altman-Code

Der Altman-Code

Titel: Der Altman-Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Gayle Lynds
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war sich sehr deutlich bewusst, dass er den Verdacht seines Kollegen erregt haben könnte, indem er ihn in Taiwan zunächst abgewimmelt, dann aber wenige Stunden später von sich aus aufgesucht und ihm wenn auch noch so subtil, zu verstehen gegeben hatte, dass er nicht abgeneigt wäre, einer umgehenden Einladung in sein Institut Folge zu leisten. Aber angesichts des Zeitdrucks hatte er dieses Risiko eingehen müssen.
    Misstrauisch oder nicht, wenigstens lächelte der Wissenschaftler, als er sich verabschiedete. Smith beobachtete durch die Glastür, wie er bei der Limousine stehen blieb. Der Fahrer erschien von irgendwoher und redete hastig und eindringlich auf Liang ein. Beide stiegen ein, und die Limousine fuhr rasch davon.
    Ein Hoteldiener hatte bereits den Koffer Smiths auf sein Zimmer gebracht. Als Smith im Lift nach oben fuhr, kreisten seine Gedanken weiter um Dr. Liang, den Chauffeur, der einen Motor inspizierte, der keiner Inspektion bedurfte, und den dunkelblauen Jetta. In seinem Zimmer wartete der Koffer bereits auf ihn, und der Hoteldiener war weg – Trinkgelder waren in der Volksrepublik verpönt, obwohl es sich dabei, wie Shakespeare schon im Hamlet schrieb, um einen Brauch handelte, dessen Befolgung mehr geschätzt wurde als ein Verstoß dagegen.
    Was das Zimmer anging, hatte Dr. Liang nicht zu viel versprochen. So groß wie eine kleine Suite in modernen amerikanischen oder europäischen Luxushotels, hatte es Stil und Atmosphäre. Das große Doppelbett stand in einer holzvertäfelten Nische, die von antiken Nachttischlampen gedämpft beleuchtet war. Außerdem gab es eine gemütliche Sitzecke mit Sesseln und einem Couchtisch, einen Schreibtisch mit Leder bespannter Platte, grüne Efeupflanzen und ein richtiges Bad hinter einer hölzernen Kassettentür. Mit den gemusterten Chintzstoffen und den runden Ziertischchen wirkte das Zimmer sehr britisch. Die Fenster waren großflächig, aber der Blick war alles andere als berauschend – weder der Fluss noch Pudong und die zwei Hängebrücken oder der Bund waren zu sehen. Stattdessen blickte Smith auf die älteren und niedrigeren Bürogebäude und Wohnhäuser der Millionenbevölkerung hinaus, die die große Stadt ernährte und verwaltete.
    Smith sah in seinen Koffer. Das nicht zu erkennende Fädchen, das er daran angebracht hatte, war unangetastet.
    Das hieß, niemand hatte ihn durchsucht. Er gelangte zu der Überzeugung, dass er zu nervös war, möglicherweise überreagierte … Trotzdem, irgendwo da draußen waren das echte Ladeverzeichnis der Empress sowie die Leute, die es ausgestellt, und die Leute, die es Mondragon gestohlen hatten. Sie steckten möglicherweise, aber nicht notgedrungen unter einer Decke. Jedenfalls war er ziemlich sicher, dass einige ihn deutlich genug zu sehen bekommen hatten, um ihn wiederzuerkennen. Inzwischen wussten sie vielleicht sogar schon seinen Namen.
    Umgekehrt war alles, worauf er sich stützen konnte, ein flüchtiger Blick auf den großen, kräftig gebauten Anführer der Angreifer – einen Han-Chinesen mit ungewöhnlichem rotem Haar –, und ein auf eine Kaffeehausserviette gekritzelter Name.
    Er wollte sich gerade ans Auspacken machen, als er auf dem Flur Schritte hörte. Er hielt inne, lauschte. Vor seiner Tür hörte das Geräusch auf. Sein Puls ging schneller, als er auf Zehenspitzen zur Wand schlich, sich mit dem Rücken dagegendrückte und wartete.
    Als Dr. Liang im biomedizinischen Forschungszentrum eintraf, deutete die Sekretärin mit dem Kopf auf sein Büro. »Es wartet bereits jemand auf Sie, Dr. Liang. Er will wegen Ihres Anrufs mit Ihnen sprechen. Ich … er ist einfach reingegangen.« Sie blickte auf die Hände in ihrem Schoß hinab und schauderte. Sie war jung und schüchtern, wie er seine Sekretärinnen am liebsten hatte. »Ich finde ihn ziemlich unangenehm.«
»Er ist ein bedeutender Mann«, rief ihr Dr. Liang in Erinnerung. »Jedenfalls niemand, dem Sie Ihre Abneigung so offen zeigen sollten. Bitte keine Anrufe, solange er hier ist. Haben Sie verstanden?« Sie nickte, immer noch mit gesenktem Blick.
    Als Dr. Liang sein Büro betrat, lehnte der Mann an dem Aktenschrank, der dem Schreibtisch gegenüberstand. Er grinste und pfiff wie ein spitzbübischer kleiner Junge vor sich hin.
    Dr. Liangs Stimme war unsicher. »Ich weiß nicht, was ich dem, was ich am Telefon gemeldet habe, noch hinzufügen könnte, Major Pan.«
»Möglicherweise nichts. Aber das werden wir gleich herauszufinden versuchen.« Major Pan Aitu

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