Der Altman-Code
stinkende, von Menschen wimmelnde Straße zurückverwandelt, die sie vor dem Aufstieg zum Einkaufsparadies gewesen war. Die Gehsteige waren so voll, dass die meisten Passanten auf der Straße gingen.
Gegenüber der Drehtür des Hotels zog sich Smith in eine Seitenstraße zurück. In der Hoffnung, das rot-weiße Haar Feng Duns zu entdecken, fasste er den Hoteleingang ins Auge. Ein Verkäufer gefälschter Rolex-Uhren, der jeden ansprach, der das Hotel betrat oder verließ, hätte einer der Männer sein können, die er in Yu Yongfus Villa gesehen hatte. Auf einen Teigtaschenverkäufer, der seinen dampfenden Topf auf dem Gehsteig aufgebaut hatte, traf dies eindeutig zu – er war tatsächlich einer der zwei Männer, die unter dem Schlafzimmerfenster vorbeigehuscht waren.
Sie spielten ihre Rollen überzeugend, aber sie zeigten auch die verräterischen Erkennungsmerkmale von Männern, die eine Observierung vornehmen: Sie waren an dem, was sie verkauften, nicht interessiert, sahen niemand richtig an, der stehen blieb, um sich ihr Warenangebot anzusehen, und verzichteten darauf, ihre Ware lauthals anzupreisen. Stattdessen beobachteten sie jeden, der durch die Tür des Hotels ging, sehr genau. Es hatte keinen Sinn, es bei den anderen Eingängen zu versuchen: Sicher waren sie ähnlich scharf bewacht. Diese Leute waren hervorragend organisiert und verstanden etwas von ihrem Geschäft.
Er musste sie entweder weglocken oder sonst irgendwie von hier wegschaffen. Sich selbst als Köder zu zeigen, war zu riskant. Das war ihre Stadt, nicht seine, und er sprach kein Chinesisch. Schließlich reihte er sich wieder in die Menschenmassen ein, die zum Bund zurückströmten. Nachdem er eine Telefonzelle entdeckt hatte, steckte er die Telefonkarte, die Dr. Liang ihm gegeben hatte, in den dafür vorgesehen Schlitz und wählte die Nummer des Hotels.
Der Portier meldete sich auf Chinesisch, schaltete aber schnell auf Englisch um, sobald Smith seinen Namen nannte.
»Ja, Sir. Was können wir für Sie tun?«
»Es ist mir ein wenig peinlich, aber ich habe da ein kleines Problem. Ich hatte heute schon eine unerfreuliche Begegnung mit zwei Straßenverkäufern. Leider sind sie zurückgekommen und beobachten den Eingang des Hotels. Das gibt mir doch etwas zu denken. Ich meine, was wollen diese Männer dort?«
»Ich werde mich darum kümmern. Können Sie sie mir beschreiben? Es gibt so viele von ihnen in diesem Teil der Nanjing Dong Lu.«
»Einer verkauft gefälschte Rolex-Uhren, der andere Teigtaschen.«
»Das dürfte genügen, Dr. Smith.«
»Danke. Jetzt ist mir doch deutlich wohler.« Er hängte auf und schlängelte sich durch das Menschengewimmel zum Hoteleingang zurück, wo er sich neben einer großen Topfpflanze auf die Lauer legte.
Keine zwei Minuten später drängte sich ein Polizeiauto hupend durch die Menschenmenge und hielt vor dem Hotel an. Zwei Polizisten in dunkelblauen Hosen und hellblauen Hemden sprangen heraus, und dann machten die zwei falschen Straßenverkäufer einen Fehler. Sie zeigten keine Reaktion auf das Erscheinen der Polizei, was diese Verdacht schöpfen ließ. Überall auf der Welt wurden Straßenverkäufer sofort misstrauisch, wenn Polizei auftauchte. Wenige Sekunden später war zwischen den Polizisten und den Verkäufern eine lautstarke Diskussion entbrannt.
Smith wartete. Schon nach kurzem öffnete sich die Tür einer großen schwarzen Limousine, die auf der anderen Straßenseite geparkt hatte, und zwei Männer in Zivilkleidung stiegen aus. Alle Umstehenden wichen unverzüglich zurück und machten ihnen Platz, als sie sich durch die Menge zwängten. Die öffentliche Sicherheit. Sie blieben bei den Polizisten stehen. Einer sagte ein paar scharfe Worte. Sofort begannen die Polizisten und die Straßenverkäufer auf die Beamten der öffentlichen Sicherheit einzuschreien, um ihren Standpunkt klar zu machen. Die Verkäufer wedelten mit ihren Genehmigungen, die Polizisten deuteten auf das Hotel. Die Männer von der öffentlichen Sicherheit brüllten zurück.
Als vor dem Hoteleingang ein schwarzer Lincoln hielt, aus dem drei europäische Geschäftsleute und drei junge Chinesinnen in geschlitzten Kleidern stiegen, schloss sich Smith ihrer gut gelaunten Gesellschaft an und schlenderte lachend mit ihnen ins Foyer, während die streitenden Polizisten und Straßenverkäufer von einer immer größeren Menschenmenge umringt wurden.
Als Smith beim Betreten seines Zimmers das Handy herausholte, blieb er wie angewurzelt stehen.
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