Der Altman-Code
Vielleicht kann ich die Spur der Angreifer aufnehmen. Außerdem ist da noch der Mann, der behauptet, der Vater des Präsidenten zu sein. Ich werde versuchen, etwas über ihn herauszufinden.«
»Was haben Sie sonst noch in Erfahrung gebracht?«
»Etwas sehr Wichtiges … Flying Dragon ist nicht allein in die Empress-Gescbichte verwickelt. Einen Teil, wenn nicht die ganze Fracht, hat eine belgische Firma namens Donk & LaPierre, S. A., geliefert. Donk & LaPierre haben eine Niederlassung in Hongkong. Es ist anzunehmen, dass auch sie eine Kopie des richtigen Verzeichnisses haben.«
»Gute Idee. Sehen Sie zu, dass Sie möglichst schnell nach Hongkong kommen. Ich werde außerdem jemanden die Firma in Belgien unter die Lupe nehmen lassen. Wo war der Hauptsitz gleich wieder?«
»In Antwerpen. Dann sind unsere Leute in Bagdad wohl nicht fündig geworden?«
»Leider nein. Ich habe gerade einen zuverlässigeren Agenten damit beauftragt, der Sache in Basra weiter nachzugehen.«
»Gut. Ich werde mir für Dr. Liang irgendeine Ausrede ausdenken und den ersten Flug nach Hongkong nehmen, den ich kriegen kann.«
»Und …« Wegen des Fernsehers und des einlaufenden Wassers hörte er das Klopfen an der Zimmertür kaum. »Einen Augenblick.« Smith zog seine Beretta und ging zur Tür.
»Wer ist da?«
»Zimmerservice, Sir.«
»Ich habe nichts bestellt.«
»Sie sind doch Doktor Jon Smith? Eine Portion Wollhandkrabben? Ein Bass-Ale? Aus dem Dragon-Phoenix-Restaurant.« Wollhandkrabben war eine Shanghaier Spezialität, und das Dragon Phoenix Teil des Hotels. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass Smith nichts zu essen bestellt hatte. Er sagte Klein, er würde sich gleich wieder bei ihm melden.
»Was ist?«, wollte Klein wissen. »Stimmt irgendetwas nicht?«
»Berichten Sie Potus, was ich Ihnen erzählt habe. Vielleicht brauche ich diesen Zahnarzttermin doch noch.« Er unterbrach die Verbindung, steckte das Handy ein und packte die Beretta fester. Dann öffnete er die Tür einen Spalt breit.
Neben einem mit weißem Leinen gedeckten Servierwagen stand ein Mann in einer Kellnerjacke. Von den bedeckten Tellern stieg Smith scharfer Krabbengeruch in die Nase. Er hatte den Mann noch nie gesehen. Er war klein und sehr schmal, aber er hatte Muskeln unter seiner Kellnerkleidung, und die Sehnen an seinem Hals waren dick wie Seile. Man konnte die geballte Kraft einer gespannten Feder ahnen. Seine Haut war für einen Han-Chinesen zu dunkel und erinnerte an gegerbtes Leder.
Das langes Gesicht mit den hohen Backenknochen war faltig und tief zerfurcht, obwohl er nicht älter als vierzig, eher jünger war. Der Schnurrbart verlieh ihm etwas Distinguiertes. Wer auch immer der Mann war, dachte Smith, er war kein normaler Chinese.
Bevor die Tür noch ganz offen war, schob der Kellner bereits den Servierwagen ins Zimmer. »Guten Abend, Sir«, sagte er auf Englisch, aber mit starkem kantonesischem Akzent. Draußen auf dem Gang schlenderte ein Händchen haltendes Paar vorbei.
»Wer sind Sie?«, fragte Smith.
Der Kellner registrierte Smiths Beretta, schien aber in keiner Weise beunruhigt. Mit dem Absatz drückte er die Tür hinter sich zu.
»Bitte keine unnötigen Schwierigkeiten, Colonel«, sagte der Mann mit einem kurzen Aufleuchten seiner schwarzen Augen. Verschwunden war der kantonesische Akzent, und an seine Stelle war ein astreiner britischer Upper-Class-Akzent getreten. »Wenn Sie so freundlich wären …« Er fasste unter seinen Servierwagen und warf Smith ein Bündel Kleider zu. »Ziehen Sie das an. Schnell.
Unten sind ein paar Herren, die nach Ihnen suchen. Für lange Erklärungen ist jetzt keine Zeit.« Smith fing das Bündel mit der linken Hand auf, mit der rechten richtete er weiter die Beretta auf seinen Besucher.
»Wer sind Sie, und wer sind diese Herren ?«
»Diese Herren sind vom Ministerium für öffentliche Sicherheit, und ich bin Asgar Mahmout, alias Xing Bao in der Volksrepublik.« Er nahm noch immer keine Notiz von Smiths Beretta. »Ich bin der ›Informant‹, der Mondragon auf den alten Mann in dem chinesischen Lager aufmerksam gemacht hat.« Washington, D.C.
Staatssekretär Jasper Kott und General Tomas Guerrero hatten ihre Büros im Pentagon erreicht und verabschiedeten sich. Sie hatten über mögliche Strategien gesprochen, wie sie, unter anderem auch durch entsprechende Publicity zur Information der breiten Öffentlichkeit, sowohl von der Regierung wie vom Militär mehr Unterstützung für ihre Pläne erhalten könnten.
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