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Der Altman-Code

Der Altman-Code

Titel: Der Altman-Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Gayle Lynds
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Gelegenheit zum Zuschlagen lauerten. Keine schöne Welt, Charlie, aber sie war simpel gestrickt.
    Mittlerweile haben wir einen wirklich großen Riesen, einen kranken Riesen, einen schlafenden Riesen und tausend Wölfe, die an unseren Fesseln nagen und nur darauf warten, uns an die Kehle zu gehen.« Ouray nickte. »Und was hat den Botschafter kopfscheu gemacht?«
»Wahrscheinlich haben sie gemerkt, dass wir ihren Frachter von einer Fregatte beschatten lassen.« Der Präsident war sehr ernst. »Ich hatte gehofft, uns bliebe mehr Zeit.« Er hielt inne. »Allerdings habe ich Grund zu der Annahme, dass Beijing nichts über die Fracht weiß – oder wusste. Ein privates Geschäft. Aber das spielt letztlich keine Rolle, oder?«
»Solange wir es nicht beweisen können, nein.«
»Ganz genau.«
»Können wir es beweisen?« Ouray klang hoffnungsvoll.
    »Noch nicht. Wir arbeiten daran.« Eine Weile standen die zwei Männer schweigend da und blickten auf ihre polierten Schuhe hinab, während sich der Präsident innerlich wappnete. Gleich würde er das Spiel spielen müssen, das ihm so zuwider war. Sich aufplustern, drohen, besänftigen, mit Worten fechten und schlichtweg lügen. Zeit schinden. Die gefährliche diplomatische Spiegelfechterei, die so schnell tödliche Dimensionen annehmen konnte.
    Seufzend knöpfte der Präsident schließlich seine Anzugjacke auf und zog sich die Hose hoch. »Na schön, dann wollen wir mal mit Seiner Exzellenz reden.« Er rieb die Hände aneinander. »Auf in den Kampf.«
    Im Oval Office hatten sich der Präsident und sein Stabschef höflich vor den Schreibtisch gestellt, als Botschafter Wu Bangtiao eintrat. Der Botschafter der Volksrepublik China war ein kleiner Mann mit dem raschen, agilen Schritt des international erfolgreichen Fußballers, der er einmal gewesen war. Er trug zwar betont provokativ einen dunkelblauen Mao-Anzug, aber das Lächeln auf seinen Lippen war, wenn auch verhalten, durchaus freundlich.
    Der Präsident, dem die widersprüchliche Botschaft nicht entging, beobachtete Ouray aus dem Augenwinkel.
    Auch sein Stabschef hatte ein verhaltenes Lächeln aufgesetzt, dem der Präsident entnahm, dass sein langjähriger Verbündeter die Signale ebenfalls gedeutet hatte.
    »Sehr freundlich von Ihnen, mich so kurzfristig zu empfangen, Mr. President«, begann Wu Bangtiao mit leichtem kantonesischem Akzent. Allerdings wusste der Präsident, dass er perfektes Oxbridge-Englisch sprechen konnte. Er hatte mehrere Jahre in Christ Church und an der University of London studiert. »Sie sind sich, bin ich mir sicher, des Grundes meines überstürzten Besuches bewusst, Mr. President.« Trotz der positiven Signale streckte der Botschafter nicht die Hand aus.
    Der Präsident deutete neben sich. »Sie kennen meinen Stabschef Charles Ouray, Herr Botschafter?«
»Wir hatten schon oft das Vergnügen«, entgegnete Wu Bangtiao mit einer gewissen Schärfe im Ton, um zu zeigen, dass er den Themawechsel bemerkt hatte.
    »Dann nehmen wir doch erst einmal Platz«, sagte Castilla herzlich.
    Er deutete auf einen der bequemen Ledersessel vor seinem Schreibtisch. Während der Botschafter Platz nahm, kehrte der Präsident zu seinem großen Schreibtischsessel zurück. Ouray setzte sich in einigem Abstand auf einen Stuhl seitlich an der Wand. Botschafter Wus Füße berührten kaum den Boden; der Sessel war für wesentlich größer gewachsene Rancher aus New Mexico gedacht, was natürlich genau der Grund war, warum der Präsident ihn dort hatte Platz nehmen lassen.
    Sich ein Grinsen verkneifend, lehnte sich der Präsident zurück und sagte freundlich: »Was den Grund Ihres Erscheinens angeht, Botschafter Wu, habe ich leider keinerlei Anhaltspunkte. Warum sagen Sie es mir nicht?« Wus Augen und sein Lächeln wurden verkniffener. »Einer unserer Frachter meldet, dass er auf hoher See von einer Ihrer Fregatten, der USS John Crowe , beschattet wird.« Charles Ouray sagte: »Sind Sie sicher? Ist die Fregatte nicht bloß auf demselben Kurs, Herr Botschafter?« Wus Blick wurde eisig. Er richtete ihn auf Ouray. »Da Ihr Kriegsschiff wesentlich schneller ist als ein gewöhnlicher Frachter, aber schon mehrere Stunden seine Position hinter ihm hält, lässt das nur einen Schluss zu: Die Crowe beschattet die Empress. «
»Ich würde nicht behaupten, dass das die einzige Erklärungsmöglichkeit ist«, entgegnete der Präsident ruhig.
    »Darf ich fragen, wo genau Ihr Schiff sich befindet?«
»Im Indischen Ozean.« Er sah auf die Uhr.

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