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Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Titel: Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frl. Krise , Frau Freitag
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schwer aufpassen! Frau Freitag huscht hinter einige an der Wand lehnende Gerüstteile und zischelt: «Guck du, wohin er fährt!»
    Ich schlendere betont langsam an den zweiten Aufzug heran, drücke rasch auf den Knopf und bleibe dann vorsichtshalber etwas entfernt von der Tür stehen, sodass Jörg mich nicht mehr in seinem Gesichtsfeld hat. Erst als er seinen Aufzug betritt, springe ich schnell vor und riskiere einen kurzen Blick, um zu sehen, auf welchen Knopf er drückt. Vor Aufregung rufe ich viel zu laut: «Achter Stock! Er will in den achten Stock!»
    Frau Freitag triumphiert. «Los, Frl. Krise! Da fahren wir jetzt auch hin!»
    Was wird uns da oben erwarten? Mein Herz klopft auf einmal, und Frau Freitag ist ein bisschen blass um die Nase.
    Leicht ruckelnd setzt sich der enge, mit Graffiti beschmierte Aufzug in Bewegung … Erster Stock – zweiter Stock – dritter Stock. Der Aufzug hält. Die Türen öffnen sich. Keiner steht draußen. Komisch. Frau Freitag schaut mich groß an und krallt sich mit einer Hand in meinen Arm. Die Türen schließen sich wieder, der Aufzug gleitet weiter nach oben. Vierter Stock – fünfter Stock.
    Ein Beben erschüttert die Kabine, ein hartes Rucken, der Aufzug scheint ein Stück nach unten zu rutschen, wackelt, stoppt und steht. Die Beleuchtung erlischt. Wir schreien beide auf. Es ist stockdunkel. Was sind das für metallische Schläge? Sonst hört man nur undefinierbare gedämpfte Geräusche von draußen.
    «Sind wir stecken geblieben?», Frau Freitags Stimme zittert.
    «Scheint so. Drück mal auf den Knopf!»
    «Auf welchen?»
    «Den Alarmknopf natürlich!»
    «Wo ist der?»
    «Keine Ahnung.»
    Es ist total finster. Ich stütze mich mit einer Hand an der Wand ab und versuche mit der anderen die Leiste mit den Knöpfen zu erreichen. Müsste der Alarmknopf nicht rot leuchten?
    Weitertasten! Vorsichtig! Frau Freitag schreit auf. Das war ihre Hand. Wenn man nur sehen könnte, das ist ja anormal, wie duster es hier ist. Irgendetwas raschelt, dann fällt ein Gegenstand mit einem Klacken zu Boden.
    «Mist, mein Handy ist runtergefallen! Hilf mal suchen, Frl. Krise!»
    Mit den Füßen tasten wir beide den Boden ab.
    «Hier! Ich hab’s!» Ein kleines Licht leuchtet auf. Frau Freitag hockt am Boden und hält ihr Handy in die Höhe.
    «Hoffentlich geht das nicht gleich wieder aus. Der Akku ist fast leer! Und ich hab keinen Empfang! Nimm mal dein Handy!»
    «So eine Scheiße! Meins liegt im Auto! Typisch! Wenn man es einmal braucht!»
    So, jetzt kann ich aber wenigstens den Notknopf drücken, einmal, zweimal, dreimal, ein Schnarren ertönt, dann ist wieder Ruhe. Der Aufzug wackelt.
    «Ich mach das Handy lieber aus. Warum kommt denn keiner? Wenn wir jetzt abstürzen! Wie hoch waren wir? Wir müssen schreien! Los! Frl. Krise! Hilfe! Hilfe! Hilfe!»
    «So leicht stürzt kein Aufzug ab, Frau Freitag!»
    Wie hoch war das, als wir stecken geblieben sind? Vierter oder fünfter Stock? Oder schon sechster?
    Neulich in dem Film bei RTL   2 ist der Aufzug allerdings sehr wohl abgestürzt und hat auch noch die beiden Männer des Reparaturteams, die sich im Schacht befanden, zermalmt. Aber wir sind ja hier nicht im Kino – leider.
    «Hilfe, Hiiiiiiiiilfe! Hiiiiiiiiiiiilfeeeeeee!»
    «Frau Freitag, schrei mal nicht so! Du verbrauchst zu viel Sauerstoff!»
    Das Handy leuchtet wieder auf. Das Licht spiegelt sich in Frau Freitags aufgerissenen Augen. «Sauerstoff? Kommt hier kein Sauerstoff rein? Meinst du, wir müssen ERSTICKEN ?»
    «Bestimmt nicht. Aber woher soll ich das wissen?»
    Der Aufzug vibriert. Geht es jetzt im Sturzflug nach unten – immer schneller und schneller? Kommt dann der Aufprall – und aus die Maus?
    Da draußen muss man uns doch endlich bemerken! Mal mit der Faust gegen die Wand der Kabine schlagen! Das rumst ganz schön. Hört das denn keiner?
    Oh, nein! Frau Freitag seufzt und gibt kleine schluchzende Töne von sich. Weint sie oder was? Bloß das nicht. Mir ist auch schon ganz anders. Ich rutsche mit dem Rücken an der Wand nach unten und setze mich vorsichtig hin. Irgendwie ist mir flau zumute. Ist das etwa schon der Sauerstoffmangel? Kann man berechnen, wie lange die Luft hier reicht? Warum hab ich als Schülerin in Mathe nicht besser aufgepasst?
    Völliger Quatsch! Was für unsinnige Gedanken man in so einem Notfall hat!
    Frau Freitag schnieft.
    «Weinst du?»
    «Hmmm, janein. Frl. Krise! Ich … ich … muss an Günther denken. Der würde auch lieber noch am Leben

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