Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln
Handgelenk. «Boah, tut das weh! Und die Tüte ist auch schon kaputt. Hast du mal eine neue?»
«Wozu brauchen wir denn dieses Zeug? Willst du einbrechen?»
«Man weiß doch nie, was kommt!»
«Ich glaube, du spinnst! Was wir auf keinen Fall vergessen dürfen, ist der Kopftuchkram und die Taschenlampe!»
«Und eine neue Tüte!»
«Ja, ja … nein, ich habe eine bessere Idee. Komm los! Ich zieh bloß noch meinen Mantel an. TSCHÜÜÜÜÜÜÜSSS , MÄNNE ! WIR SIND WEG !»
«Frl. Krise, so kann ich das nicht tragen, in der kaputten Tüte!»
«Ja, ist ja gut. Hab ich schon kapiert! Dass du das überhaupt mitgenommen hast! So ein Quatsch. Weißt du, was wir machen? Wir nehmen den alten Kinderwagen, der steht immer noch unten im Hausflur herum! Da können wir alles reintun, und es ist auch noch eine gute Tarnung. Mit Kinderwagen sieht man harmlos aus!»
«Aber ohne Baby!»
«Ja, natürlich!»
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Erst mal rein zu Burger King in der Yorckstraße und ab in die Damentoilette. Ob das nun so eine tolle Idee ist? Immerhin hängen hier in diesem Laden gerne unsere Schüler rum! Aber irgendwo müssen wir uns ja umziehen! Bei Frl. Krise ging das nicht, Männe hätte schön blöd geguckt, wenn wir mit Kopftüchern zum Klassentreffen abmarschiert wären. Und den Freund habe ich auch nicht in unser Vorhaben eingeweiht, der würde Zustände bekommen, wenn er wüsste, dass wir nachts auf Verbrecherjagd gingen. Dieses blöde Häubchen! Bone oder wie das heißt. Das soll die Haare zusammenhalten, aber das rutscht immer so tief in die Stirn. So! Jetzt geht’s. Noch das Tuch drüber …
«Frl. Krise, steckst mir mal hier die Nadeln rein, damit das nicht immer aufgeht!»
«Warte mal, ich bin selbst noch nicht ganz fertig! Wie ich aussehe! Grässlich!»
«Hahaha … wie die Oma von Kerem! Richtig jünger macht dich das nicht!»
«Sei still! Sonst pike ich dich!»
«Aua! Das war Absicht! Voll gemein!»
«Wenn du auch so rumzappelst!»
Fast hätte ich die kleine Schmetterlingsbrosche vergessen und die schöne Spange, die mir der nette Verkäufer geschenkt hat. Dabei glitzert die so hübsch.
Ich finde mich gar nicht so übel mit Kopftuch. Nee, ich fühle mich sogar richtig gut, so selbstbewusst, wie eine mutige Araberin. Wenn ich eine Augenbraue hochziehe, wirkt es fast schon arrogant. Da traut sich keiner an mich ran. Die arme Krise sieht ziemlich hässlich aus, aber die will es ja auch immer besonders authentisch haben und trägt einen unförmigen schwarzen Mantel.
Und jetzt los, es wird langsam dunkel …
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«Wie du aussiehst, Frl. Krise! Hahahaha, voll die alte Türkenmutti, und dann noch mit Kinderwagen!»
«Jetzt hör auf damit! Ich fühle mich sowieso schon potthässlich. Ich reiß mir gleich das Tuch vom Kopf!»
«Nee, auf keinen Fall! Unsere TARNUNG !»
«Super Tarnung, wenn du weiter so laut auf Deutsch herumschreist!»
«Ist ja schon gut. Wir können uns auch gerne auf Türkisch unterhalten, aber wenn ich mich recht erinnere, ist dein Türkisch nicht so dolle.»
«Dafür weiß ich, wie wir in Wernitzkis Haus reinkommen, Frau Freitag.»
«Na, da bin ich aber gespannt! Hier – Bremer Straße 58 . Deutsche und türkische Namen auf den Klingelschildern. Dann leg mal los, Frl. Krise!»
«Ja, gleich wirst du staunen! Wen nehmen wir denn? Familie Yilmaz, die kennen wir ja schon vom letzten Mal.»
«Okay, Frl. Krise. Ich klingele jetzt.»
«Achtung, es geht los: ‹Reklam lütfen kapıyı aç!›»
«Ähhh, was hast du gesagt, die haben ja echt aufgemacht. Frl. Krise, ich bin beeindruckt!»
«Ich habe gesagt, hier kommen Frau Freitag und Frl. Krise und wollen einen Mord …!»
«Echt? Komisch, dieses Türkisch. Die brauchen für diesen langen Satz nur vier Wörter?»
«Quatsch! Ich habe natürlich gesagt, hier kommt Reklame!»
Wie es sich für einen Berliner Altbau gehört, erreicht man den Hinterhof durch den Flur des Vorderhauses. Der Hof wird von den beiden Seitenflügeln und dem Hinterhaus eingefasst, die jeweils einen eigenen Eingang haben. Nur in wenigen Fenstern brennt Licht oder flackert der Widerschein bläulicher Fernsehbilder.
«Gibt es hier keine Beleuchtung? Ist so dunkel!»
«Frau Freitag! Die Taschenlampe, wo ist die? Ach so, im Kinderwagen! Hier nimm mal!»
«Okay, gib her. Wonach suchen wir denn? Meintest du das ernst mit den Mülltonnen? Die stehen da drüben.»
«Nee, wir wollten doch nach einem Fahrradanhänger gucken. Hier steht einer!»
«Der ist doch viel zu
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