Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln
überhaupt was davon erzählen?»
«Natürlich nicht! Aber …» Ömür grinst. «Ich unterhalte mich mit ihn über den Mord. Rein beruflich.»
«Ich verstehe. Du bist bestens unterrichtet!»
Sehr schön. Wenn Ömür regelmäßig durch seinen LKA -Onkel das Neueste erfährt, haben Frau Freitag und ich hier eine sichere Informationsquelle. Der Junge konnte doch schon in der Schule nichts für sich behalten …
In diesem Moment plärrt Klein Viktoria wieder los. Eine laute Stimme hat die! Mist, ausgerechnet jetzt, wo es gerade interessant wird.
«Vicky, wir gehen ja sofort!», flöte ich und schaukle den Wagen leicht hin und her. Aber Viktoria hat Hunger und kennt kein Pardon.
Sie brüllt lauter.
«Wie heißt die?» Emre schaut mich ungläubig an. «Wie heißt das Kind? Ficki?»
«Das Kind trägt den schönen Namen Viktoria-Estelle», sage ich majestätisch.
«Wie das Hotel, wa? Estrel?», fragt Ömür und kichert. Jetzt fängt der auch noch so an wie die Freitag.
«Nein, sie heißt genauso wie eine schwedische Prinzessin!», sage ich und rolle innerlich mit den Augen. Eileen, deine Tochter wird dir ein Leben lang dankbar sein für diesen Namen. Ich sehe es kommen – mit 14 haut sie aus Berlin ab in eine Stadt, wo die Hotels so harmlose Namen wie «Zum Löwen» haben.
«Sie hat bestimmt Hunger!» Ömür guckt Viktoria mit seinen runden Kulleraugen mitleidig an. «Wir gehen jetzt auch was essen. Neben der Schule hat ein neuer Dönerladen aufgemacht. Voll lecker.»
Ich angele mir Viktoria aus dem Wagen und klopfe ihr beruhigend auf den Rücken. «Ist ja gut, mein Häschen … Na Jungs! Dann treff ich euch da jetzt öfter?»
«Auf jeden!» Die zwei geben mir noch die Hand und machen sich aus dem Staub.
Emre und Ömür! Bei der Polizei! Ich bin stolz auf sie.
Zu Hause wartet Eileen schon. Sie gibt Viktoria ein Fläschchen, wickelt sie, erzählt mir das Neuste vom Tag und lässt sich zum Abendbrot einladen. Männe hat Vicky auf dem Schoß und sieht sehr zufrieden aus. Ich berichte in glühenden Farben von meinem Zusammentreffen mit Emre und Ömür.
«Ich glaube, die haben die Cousins von Canan in Verdacht!»
Eileen schiebt sich ein ganzes Gürkchen in den Mund und sagt undeutlich: «Ich kenne zwei von denen, Mustafa und Onur. Die waren das bestimmt nicht. Das sind ganz liebe Jungs!»
«Ist der Kartoffelsalat gekauft?» Männe stochert mit der Gabel auf seinem Teller herum.
«Die hat doch bestimmt noch mehr Cousins! Und ob die beiden noch so lieb sind, wenn es um die Ehre der Familie geht …», überlege ich laut.
Eileen nickt. «Stimmt auch wieder.»
«Das ist doch kein selbst gemachter Kartoffelsalat, oder?» Männe kaut mit langen Zähnen.
«Mensch, Männe! Mach dir selbst Kartoffelsalat, wenn du welchen haben willst! Wir haben gerade andere Sorgen!»
Verfolgt
«Guck mal, Frl. Krise, das Kleid von der Nolte ist aber dunkelblau und nicht schwarz, oder? Und wer ist denn diese Frau neben dem Pommer?»
Frl. Krise und ich schleichen leicht beklommen den Friedhofsweg entlang. Einige Kollegen haben wir schon gesehen. Die anderen Leute sind dann wohl die Verwandtschaft und die Freunde von Günther. Wir nähern uns der kleinen Kapelle.
«Wenn der Günther Moslem gewesen wäre, dann hätte das nicht zwei Wochen gedauert bis zur Beerdigung, oder?»
«Keine Ahnung», flüstert mir Frl. Krise zu. «Ich fühle mich hier ein bisschen fehl am Platze. So gut kannten wir den Altmann doch auch nicht.»
«Ich mochte den noch nicht mal», ergänze ich.
«Ist irgendwie zu intim, so eine Beerdigung. Das ist doch eigentlich nur für die Verwandtschaft.»
«Ja, wie heißt es immer bei den Promis? ‹Er wurde im engsten Familienkreis beigesetzt.› Und irgendwie ist der Altmann jetzt ja auch noch zum Promi geworden.»
Frl. Krise guckt mich an: «Hä? Warum?»
«Na, der steht doch nun täglich in der Zeitung. Seit die Polizei veröffentlicht hat, dass es sich doch um ein Gewaltverbrechen handelt. Jetzt ist er regelrecht berühmt. Günther Altmann – der ermordete Lehrer! So eine breite Aufmerksamkeit hätte der mit seinem Unterricht nie bekommen.»
Wir stehen etwas unschlüssig vor der Kapelle. Wir und ein paar Dutzend andere Trauergäste in Schwarz – oder Dunkelblau. «Aber, Frl. Krise, du hast recht. Irgendwie gehören wir hier nicht her.»
«Sag ich doch!»
«Na ja, aber wir haben doch dafür heute extra schulfrei bekommen. Ich hätte jetzt gerade Englisch in meiner Klasse. Meine Schüler haben
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