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Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Titel: Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frl. Krise , Frau Freitag
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voll gegrölt, als ich es ihnen gestern gesagt habe. Unmöglich!»
    «Na, war doch klar. Hätte ich mich als Schüler auch drüber gefreut. Guck mal, dahinten, das ist die Betty. Günthers erste Frau. Und die beiden neben ihr, das müssen Anton und Paul sein.»
    «Echt? Das sind Günthers Söhne? Mann, der Linke sieht ja extreeeem super aus.»
    «Frau Freitag, nun hör aber mal auf! Eine Beerdigung ist nun wirklich kein Heiratsmarkt. Der Anton und der Paul … sind die groß geworden. Ich kenne die noch als so kleine Steppkes.» Frl. Krise hält ihre flache Hand an ihr Knie. «Ich muss mal rüber, kondolieren. Mensch, die arme Betty …»
    Ich beobachte Frl. Krise, wie sie Günthers Exfrau und den Söhnen die Hand schüttelt. Darf man eigentlich auf einem Friedhof rauchen? Es kommen immer mehr Menschen, die sich in kleinen Trauben zusammenfinden und leise miteinander sprechen. Andächtig ist wohl das richtige Wort dafür. Ich will rauchen. Da ich mich noch keiner Gruppe zugeordnet habe, versuche ich mich mal schnell und unauffällig vom Ort des Geschehens zu entfernen. VOR dem Friedhof werde ich ja wohl rauchen dürfen. Hinter dem Eingangstor steht ein Mann in einem schwarzen Anzug. Das Jackett hat er gerade so zugekriegt. Sein Bauch darunter sieht aus, als wolle er den Knopf aufsprengen. Ich zünde mir eine Zigarette an und gucke zu ihm rüber. Er hat auch eine Zigarette im Mundwinkel. Die brennt allerdings noch nicht. Er kramt etwas hektisch in sämtlichen Anzugtaschen.
    «Kein Feuer ist fast schlimmer als keine Zigarette, oder?», stelle ich fest und halte ihm die Flamme meines Feuerzeugs unter die Nase. Er lächelt, während er den ersten Zug nimmt. Ich überbrücke den kurzen peinlichen Moment, in dem man sich nicht für das Feuer bedanken kann, weil man noch so mit dem Anrauchen der Kippe beschäftigt ist, indem ich mich kurz vorstelle.
    «Ich bin Frau Freitag. Ich nehme an, Sie sind auch zur Beerdigung von Günther Altmann eingeladen. Äh, also eingeladen, also, ich meine …»
    Er grinst und nickt: «Ja, Küppers, Bernd Küppers. Angenehm. Und danke für das Feuer.»
    «Kein Problem», sage ich und nehme noch einen Zug. «Ich bin auf der gleichen Schule wie der Günther … war. Und Sie? Sind Sie ein Verwandter?»
    Er antwortet nicht sofort. «Wie soll ich sagen – ja und nein. So richtig verwandt nicht. Ich bin der Freund seiner Exfrau … Betty, die müssten Sie doch auch kennen. Die war doch auch mal an der Schule als Erzieherin.»
    «Ja, ich weiß, aber so lange bin ich noch nicht da.»
    «Ach so. Aber den Günther kannten Sie gut?», fragt er, und ich überlege, was ich antworten soll. «Nee, gut nicht. War halt so ein Kollege.» Oh, das klingt nicht nett. «Also ich meine, ich hatte nicht so viel mit ihm zu tun, weil ich andere Fächer unterrichte, also, Sie verstehen …» Ich grinse, und er merkt wahrscheinlich, dass ich etwas peinlich berührt bin.
    «Jaja, der Günther … heute hat er seinen großen Tag … heute werden alle NUR schwärmen, was für ein toller Mensch er war. Dabei war der …» Ich gucke Herrn Küppers an und versuche, ein verwirrtes Gesicht zu machen. Ich will, dass er weiterspricht.
    «Wissen Sie, Frau Freitag, ich kenne den Günther, also kannte den Günther ja nun schon sehr lange. Wir waren früher sehr gut befreundet. Damals, als wir beide noch ziemlich aktiv waren – im Wasserball. Ist schon etwas länger her. Der Günther, der war nicht immer nur … also mit der Betty damals und mit den Kindern … vielleicht ist es für alle jetzt besser. Das hört sich hart an, aber was der sich alles geleistet hat. War keine einfache Zeit.»
    Bernd Küppers guckt in die Luft. Er scheint weit weg zu sein, und ich gehe davon aus, dass ich von ihm keine weiteren Details über Günthers Verfehlungen erhalten werde. Nicht heute, nicht hier auf Günthers eigener Beerdigung. Plötzlich schmeißt er seine Zigarette auf den Boden, tritt die Glut mit seinem Schuh aus und guckt auf die Uhr. «Frau Freitag, ich glaube, wir sollten mal besser …» Ich nicke und gehe schweigend mit ihm zurück zur Kapelle.
    Frl. Krise steht jetzt bei den Kollegen. Ich schleiche mich unauffällig neben sie.
    «Bähh, du stinkst nach Rauch!», zischt sie mir zu. Mittlerweile ist fast das gesamte Kollegium erschienen. Herr Fischer steht bei einer jungen Frau, die offensichtlich schwanger ist, und schüttelt ihr ziemlich heftig die Hand, während er mit ihr spricht. Das muss die neue Frau von dem Altmann sein.

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