Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln
nennt ihm ,Mistharke‘!› Ist ja wohl … Wie kommen die denn auf so was?»
«Ist doch lustig!»
«Lustig! Eine Katastrophe ist das! Jenny! Jenny, komm mal sofort hierher!»
«Haben Sie schon nachgesehen? Alles richtig?»
«Woher habt ihr diese Antwort?» Die Nolte schlägt mit der Hand auf den Zettel. Wie böse sie aussieht! Ich bekäme richtig Angst, wenn ich ihre Schülerin wäre.
«Da war so ein alter Mann, der hat uns das gesagt, Frau Nolte. Da gab es mal früher so eine Brücke, hat der auch noch gesagt. Und die haben die Amerikaner für Hitler gebaut!»
«Ach, du Himmel!»
«Geht schnell noch ein bisschen spielen, Kinder!» Es ist besser, die Kleinen aus Frau Noltes Reichweite zu entfernen.
Und jetzt noch mal zurück zu Wernitzki, ehe die ganze Truppe angerannt kommt.
«Und … Monika, der Hannes, hat der sich das denn alles gefallen lassen?»
«Mehr oder weniger, der ist doch im Grunde seines Herzens ein gutmütiger Schlumpf. Der kann so einem wie dem Günther nichts entgegensetzen. Der hat immer nur schwer geschluckt. Der hat noch nicht mal was dazu gesagt, als ihn der Altmann bei der Schulleitung angeschwärzt hat. Wegen seiner Notengebung in Mathe und Chemie. Du weißt doch, der traut sich nicht mal, Fünfen zu geben.»
«Tut mir echt leid, der Arme. Wenn er nur nicht so scheiße aussähe! Günther war zwar auch nicht mein Typ, aber …»
Oh, nein, da kommen schon die nächsten Kinder! Diesmal vier Jungen.
«Frau Nolte! Wir sind fertig!»
«Ja, schön. Gebt mir mal die Zettel! Geht rein und holt euch einen Ball. Dahinten sind auch schon ein paar Mädchen.»
«Lies mal vor, was die geschrieben haben, Monika!»
«Ich fürchte mich direkt davor, Frl. Krise. Ist ja trostlos! Also, die Frage lautete: ‹Wie hieß der Grenzkontrollpunkt in der Friedrichstraße?› Und die Antwort … oh, nein!»
Ach, du Schande, gleich kollabiert mir die Nolte. Ich rupfe ihr das Papier aus der Hand: «‹Der Grenzkontrollpunkt hieß: Jackpott Charlie!› Hahahaha, Frau Nolte, du kannst deine Klasse bei Stefan Raab anmelden! Dafür bekommst du den Grimmepreis!»
«Hör mal auf, Frl. Krise, ich bin bedient. Ich geh jetzt in den Klassenraum mit denen und mach eine Nachbesprechung. Schick mir die anderen hinterher, wenn sie kommen.»
Weg ist sie.
Wie schön die Sonne scheint. Das reinste Erholungsgebiet, so ein leerer Schulhof. Ein fast leerer Schulhof, denn da kommt Kollege Pommer angeschlichen. Komisch, dass ausgerechnet die Sportlehrer immer so undynamisch sind!
«Na, Frl. Krise? Freistunde und Sonnenbad?»
«Nee, ich warte auf die Kinder von Frau Nolte! Die hat mich um Hilfe gebeten wegen ihrer Kreuzberg-Rallye.»
«Ach, die Monika! Die ist nicht gut drauf im Moment! Der Tod von Günther macht der schwer zu schaffen.»
«Aber warum eigentlich, Peter? So viel hatte die mit dem doch gar nicht zu tun.»
«Die kennt … äh … kannte den eben schon ewig.»
«Du aber doch auch, oder?»
«Ja, schon! Aber ich hatte eher ein, na, sagen wir mal, distanziertes Verhältnis zu dem.»
Pommer blickt auf seine Armbanduhr und lässt sich mit einem Seufzer neben mir auf der Bank nieder.
«Mich hat gestört, wie der mit manchen Kollegen umging, Frl. Krise. Und immer dieses Getue mit den jungen Kolleginnen, das war ja nicht zum Aushalten.»
«Aber ich dachte, das wurde doch besser, nachdem er Franziska geheiratet hatte, oder?»
«Ja, das stimmt. Trotzdem … der tat doch immer so, als wäre er der King persönlich.»
Kollege Pommer rutscht ein bisschen näher. «Die Beziehung zu der Franziska war übrigens nicht ganz unproblematisch!», sagt er etwas leiser und im Verschwörerton. «Die hat doch gemacht, was sie wollte!»
«Wie meinst du das?»
«Na ja, ich will nicht … aber … ich habe da mal so eine Szene miterlebt. Die hat mir schwer zu denken gegeben.» Pommer schweigt und starrt vor sich hin. Will der etwa nicht weiterreden? Hoffentlich kommt jetzt niemand.
«Ich war einmal mit ein paar Kollegen und dem Altmann nach einer Konferenz noch ein Bier trinken, und zwar in der Kneipe in der Markthalle. Du weißt schon, am Marheinekeplatz. Da kam auf einmal die Franziska rein. Sie hatte gerade Tee gekauft und zeigte ihn uns auch gleich. Und im Schlepptau hatte die einen verdammt gutaussehenden jungen Mann. Angeblich ihr Fitnesstrainer.»
«Jörg!», entfährt es mir.
«Kennst du den etwa?» Der Pommer schaut mich erstaunt an.
«Nee, nicht wirklich. Wann war denn das?»
«Das muss am Anfang ihrer
Weitere Kostenlose Bücher