Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln
Schwangerschaft gewesen sein, so um Weihnachten herum. Ich erinnere mich genau, es hatte an dem Tag zum ersten Mal geschneit. Jedenfalls ging der Altmann hoch wie eine Rakete, als er den Typen sah.»
«Echt? Warum? Meinst du, der war eifersüchtig?»
«Und wie! Ich dachte, der scheuert dem gleich eine. Aber die Franziska war ganz cool. Die laberte kurz irgendwas von ihrem Tee und zog den Typen dann am Arm raus aus der Kneipe. Ihr war das wohl ziemlich gleichgültig, dass der Günther sich so aufregte. Der hat dann auch gleich bezahlt und ist hinterher. So wütend, wie der war, bin ich nicht sicher, ob der dem Schönling nicht noch ans Leder gegangen ist!»
Interessant. Altmann und Jörg! Und die Franzi schwanger! Ob der Altmann da schon geahnt hat, dass das Kind nicht von ihm ist?
Es klingelt laut über den ganzen Schulhof. Der Pommer steht langsam auf. «Ja, damit hat wohl keiner gerechnet, dass der Günther so früh stirbt! Wenn man nur wüsste …» Er schüttelt den Kopf und streckt sich. «So, ich habe jetzt Sport in der Klasse von der Herz. Die hat da ja auch ein paar Früchtchen drin …»
Ob wohl die restlichen Schüler von Frau Nolte bald kommen? Ich kann mich nicht mehr darum kümmern. Ich habe gleich noch Unterricht.
«Und ich muss noch mal hoch in meinen Raum», sage ich. Im Treppenhaus kommt mir die Schirmer entgegen. Sie ist wie ausgewechselt, tänzelt die Stufen hinunter und lächelt mir strahlend zu.
«Tschüss, Frl. Krise! Ich habe schon frei! Ich wünsch dir ein wunderschönes Wochenende!»
«Du Glückspilz! Mach’s gut, Johanna, dir auch ein schönes Wochenende!»
«Werd ich haben, werd ich haben!»
Die kichert ja wie eine pubertäre Göre vor dem ersten Date. Freut sich garantiert schon auf ihr Treffen mit Bussibär …
Oh, Lord! Wenn die wüsste!
Versagt
«Ick trau dir allet zu, Frl. Krise, aba wat ma Sorjen macht, is die Kasse!»
Onkel Ali wiegt den Kopf hin und her. «Die Kasse is janz neu! Ick hab selba noch nich allet im Griff!» Er zeigt auf ein dickes Bedienungshandbuch neben der Kaffeemaschine.
Oh je, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Die Kasse! Ein elektronisches Monstrum, das erst seit ein paar Tagen auf der Theke prangt.
«Ick erklär dir dit!» Onkel Ali legt los. Ich verstehe nur Bahnhof.
«Musst du nicht langsam weg, Ali? Es ist gleich acht!»
«Ja, ick weeß!» Langsam befürchte ich, dass dieser Mann sich nie nicht mehr von seinem Laden losreißt. Wie der sich so leidend umguckt … wie jemand, der gezwungen ist, sein ganzes Hab und Gut einer gewohnheitsmäßigen Spielerin anzuvertrauen …
«Du bist doch höchstens zwei Stunden weg, Onkel Ali! Das Internet bleibt ausgeschaltet, dahinten lasse ich keinen rein, und alles andere krieg ich schon hin. Falls es Probleme gibt, ruf ich dich einfach an! Du siehst übrigens sehr schick aus in diesem Anzug!»
«Ja, wa?» Onkel Ali lächelt geschmeichelt. Die Männer sind doch alle gleich gestrickt. Man muss sie bewundern und loben, und schon fressen sie einem aus der Hand.
Endlich ist er zur Tür raus. Ach, herrje! Die Rosen! Der hat die Rosen vergessen! Die schönen gelben Rosen, die er der Schirmer mitbringen soll.
« ONKEL ALI , HAAAALT ! Deine Blumen! Nimm!» Puh. Gerade noch mal gutgegangen.
So! Mal kurz hinsetzen. Ein bisschen blümerant ist mir ja schon. Was der Ali mir da eben alles erklärt hat! Diese Kasse mit diesen Warengruppen … Ach, Quatsch. Wird schon schiefgehen, schließlich bin ich ja nicht ganz dämlich.
Ah, die erste Kundschaft. Zwei junge Männer.
«Merhaba!»
«Guten Ab… äh … Merhaba!»
Die beiden starren mich an.
«O kim?», sagt der eine. «Bilmiyorum!», antwortet der andere, erhebt sich auf die Zehenspitzen und linst um die Ecke in den Hinterraum. Beide tuscheln auf Türkisch.
«Wo ist Onkel Ali?»
«Der musste mal kurz weg. Was darf’s denn sein?»
«Äh … einmal Marlboro und kleine Flasche Cola. Kalt!»
Marlboro findet man leicht, Gott sei Dank, die liegt dick und fett mitten im Zigarettenregal, und die Cola …
«Nehmen Sie sich die Cola bitte selbst aus dem Kühlschrank!»
Zusammenrechnen muss ich nicht, das macht die Kasse. Ein Glück. Jetzt kassieren, Wechselgeld wird auch angezeigt. Rausgeben, fertig! Na, bitte, Frl. Krise, geht doch.
«Güle, güle!»
•
Piep, Pieep, pieeep – endlich die SMS von Frl. Krise: «Bussibär ist gerade los!» Okay, dann müsste er so in fünf Minuten hier sein. Sobald ich ihn die Solmsstraße reinlaufen sehe, kann
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