Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln
Freitag donnert ins Lehrerzimmer.
«Kommst du auch schon, Frau Freitag!»
«Hör mir auf, ich bin voll genervt. Ich musste eben die Johanna vertreten in Französisch. Die war aber doch heute hier. Ich hab sie in der großen Pause gesehen! Was ist denn schon wieder mit der los?»
«Angeblich hat die geweint in Musik! Stell dir vor! Zu den Klängen von ‹Someone like you›!!»
«Ich heule auch gleich! Aber wieso flennt die Schirmer schon wieder? Und dann auch noch im Unterricht?!»
«Ich glaube, es überkam sie! Das Lied handelt doch von einer, die ihrem Lover nachhängt. Verstehst du? ALI !»
«Ist wohl Schluss mit Multikulti, oder wie? Na, wenn die Schirmer wieder heult, dann ist ja alles beim Alten. Bahn frei für Frl. Krise und Onkel Ali … noch ist Emine ja nicht wieder hier …»
«So ’n Quatsch. Mir tut sie fast schon leid, die Schirmer. Die hat’s auch nicht leicht. Erst Günther, jetzt Ali …»
«Hahaha, jetzt komm mir mal nicht auf die Tour, Frl. Krise. Wenn sie dir so leidtäte, warum hast du dann dem Onkel Ali so tolle Tipps gegeben, wie er sie wieder loswird? Falls du so mitfühlst, könnte ich ja Bussibär wieder aktivieren.»
«Nee, bloß nicht. Es gibt übrigens Neuigkeiten. Ich habe mich mit …»
«Warte mal kurz, Frl. Krise, ich muss schnell was kopieren für Englisch. Komm doch mit zum Kopierer. Wollte ich vorhin in meiner Freistunde machen … so, los, was hast du für Neuigkeiten?»
«Ich hab mich gestern doch noch mit Ömür und Emre getroffen und sie ausgehorcht. Die Franziska und der schöne Jörg sollen noch mal verhört werden, und der Schlüssel von Günthers Auto ist noch immer nicht gefunden worden …»
«Ach, sehr interessant. Aber erzähl mir das mal später, ich muss jetzt echt kopieren. Warum funktioniert dieses Scheißgerät wieder nicht?»
«Bestimmt ist deine Karte leer …»
«Mann, 1000 Kopien für ein Halbjahr, das ist ja gar nichts. An meiner alten Schule gab es so was nicht. Sag mir mal deine Codenummer.»
« 2348 , aber kopier nicht so viel, ich hab auch fast nichts mehr. Geh mal lieber auf eine andere Nummer. Unsere Kollegen sind doch so schlau, die nehmen immer ihre Geburtstage als Code.»
«Aber woher soll ich denn wissen, wann die Geburtstag haben? Hängt da noch die Adressenliste drüben am Schwarzen Brett? Da standen doch auch die Geburtstage drauf, oder?»
«Ja, ich hol die mal schnell.»
«So, dann lies mal vor. Johanna Schirmer – die schuldet mir was!»
« 1305 , aber das Kontingent ist leer, das habe ich schon ausprobiert. Und Pommer hat auch nichts mehr. Nimm mal Wernitzki, der kopiert doch so selten. Hier: 0706 .»
«Ahhh, super, geht, warte, noch die Anzahl eintippen – 64 Stück – sind ja schließlich zwei Englischkurse …»
«Interessant, diese Liste! Frau Freitag, wusstest du, dass die Nolte in Zehlendorf wohnt? Und der Fischer natürlich in Wilmersdorf. Ihhh, die Schirmer wohnt im Wedding! Warum das denn? Ist ja nicht schön. Da möchte ich nicht abgemalt sein!»
«Die Schirmer braucht Dramatik. Anscheinend nicht nur im Liebesleben, sondern auch da, wo sie wohnt. Wo wohnt eigentlich der Wernitzki – bestimmt bei seiner Mutter.»
«In der Bremer Straße. 10551 ist die Postleitzahl. Kenn ich nicht. Du?»
«Nee. Aber ich hab noch Alis Stadtplan in der Tasche, geh doch mal rüber und guck nach, ich schwöre, das ist in Reinickendorf, und seine Mutter wohnt im gleichen Haus.»
«Quatsch, ich guck im Internet, geht schneller. Bremer Straße … Bremer Straße – hier, ich hab’s! Das ist in Mitte!»
«Echt? In Mitte? Das hätte ich dem gar nicht zugetraut. Wo denn da? Bei welcher U-Bahn?»
«Oh Mann, Frau Freitag, warte mal … zwischen U-Bahnhof Birken- und Turmstraße.»
«Nicht wirklich, oder? Frl. Krise! Weißt du, welcher Teil von Mitte das ist? MOABIT !»
Verfahren
Wo bleibt die Krise denn nur? Jetzt habe ich schon drei U-Bahnen wegfahren lassen. Ist auch gleich zehn Uhr. Kann die mal kommen? Wir wollen doch nicht um Mitternacht durch Moabit schleichen.
Mann, das wird sicherlich ein hartes Stück Arbeit, sie davon zu überzeugen, dass wir überhaupt dahin fahren. Ich bin mir aber ganz sicher, dass wir dort etwas rausfinden. Der Wernitzki ist der einzige unserer Kollegen, der in Mitte wohnt. Und Moabit – das ist total nahe am Tatort.
«Niemals hat der Hannes den Günther umgebracht! Das hat der nicht drauf», meint sie. Aber wie sagt man so schön: Stille Wasser sind tief. Und warum sollte nicht
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