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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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schon materieller Leiber entkleidet? Kein Schlachtfeld so überfüllt von Toten in langen Reihen, und wir stehen Schlange in Erwartung dranzukommen und nach Inspektion durchgelassen zu werden. Salamander und Frosch vor mir; Babar und Sharks vor mir, uns ärgerlich anschauend. Geht nicht zu dicht an die heran, verlangt nicht nach Kämpfen in Linie – sagt Theodore.
     
    »Martin, wach auf! Hier ist jetzt etwas Wasser. Trink!«
    »Hast du getrunken?«
    »Ich habe getrunken. Trink!«
    Er sog Kügelchen aus der Luft. Eins geriet ihm ins Auge und brannte etwas. Das Wasser schmeckte nicht gut. Aber es war feucht.
    Nichts zu essen.
    Einige Zeit spürte Martin keinen Hunger, bis er sah, daß Ariel zusehends dünner wurde, und an ihrer Stelle Hunger empfand; denn sie beklagte sich nicht.
    »Es ist mindestens sechs Tage her«, sagte Martin.
    »Es sind genau acht.«
    »Woher weißt du das?«
    Sie hielt die rechte Hand hoch und zeigte auf den Mittelfinger: »Acht. Ich schneide meine Fingernägel mit den Zähnen. Siehst du? Diese zwei sind länger.«
     
    Sind meine Eltern tot? Wie könnte ich das erfahren? Vielleicht werden wir sie bald treffen. Ist Rosa in dieser Reihe? Ich sehe sie. Sie will mich nicht ansehen, will nicht ihren Platz verlassen, um mit mir zu sprechen. Theodore geht hinüber, um mit ihr zu reden. Ihm ist sein Platz gleichgültig.
     
    »Wer ist Theodore?« fragte Ariel. Ihre Lippen waren aufgesprungen und bluteten leicht. Sie sah durch den Hunger elfenhaft aus, mit großen Augen und eingefallenen Wangen.
    »Er ist gestorben.«
    »Auf der Arche?«
    Martin schüttelte den Kopf; und seine Halsmuskeln knirschten. Atrophie der Muskeln. Kein Training, keine Energie. »Auf der Dämmerungsgleiter. Hat sich selbst umgebracht.«
    »Ich erinnere mich nicht an ihn.«
    »Er beging Selbstmord.«
    Ariel runzelte die Stirn. »Vielleicht läßt mein Verstand nach. Ich erinnere mich nicht an ihn.«
    Martin schaute sie an und hatte ein Gefühl von Kälte.
    Seine Lippen waren ausgedörrt und rissig. Er leckte sie. »Sehr schlau. Schlauer als ich«, sagte er.
    Ariel schüttelte den Kopf, und seine innere Kälte nahm zu.
    »Ich erinnere mich an ihn«, sagte Martin. Aber keiner von ihnen besaß genug Energie, die Frage weiter zu verfolgen.
     
    Captain Blight in seinem Schiff
    schnitzt einen Vogel zwischen
    den Männern
     
    Ton
     
    Wasser tropfte wie Regen auf seine Lippen.
    »Martin?«
    Bewegt, angehoben, leicht. Auf seinem Rücken der Druck von Händen. Vertraute Stimmen.
    »Zweiundzwanzig Tage.«
    »Martin.«
    Ein Schmerz in seinem Arm, der gering war im Vergleich mit einem Chor frischer Schmerzen in seinem ganzen Körper. Stechen, Jucken, Knochenknacken, Augen auf Weißes ohne Detail geöffnet.
    Dann Schlangen von Lichtern. Regen auf der Autobahn in Oregon. Rücklichter im letzten Jahr der Welt. Lichterketten in einer Kabine, Decken und Fußboden. Gewicht.
    »Hallo!«
    Nicht mehr in der Schlange des Todes.
    »Hallo!« sagte er mit einer Stimme wie ein Bergrutsch.
    »Du siehst recht jämmerlich aus, mein Freund.«
    Wer war das wohl? Vertraut.
    Schatten im Licht, noch ein Schatten. »Ich kann nicht sehen.«
    »Ihr seid beide gestorben, wißt ihr das? Ich meine das wörtlich. Eure Herzen waren stehengeblieben; und etwas im Schiff, die letzte Energie des Schiffs, hat euch in ein Feld gehüllt, so daß ihr nicht verwesen konntet. Verstehst du? Absolut unglaublich. Martin, komm heraus!«
    Wer würde so sprechen?
    Joe Flatworm.
    »Ich bin auf dem Schiff? Der Windhund?« fragte Martin.
    »Wir haben euch vor fünf Tagen aufgelesen. Die Wunden sind geheilt. Ihr seht viel besser aus. Wir haben vier der anderen Schiffe erwischt. Sieben Brüder gerettet und sieben von uns.«
    »Ariel?«
    »Sie lebt. Martin, es war eine Zeit der Wunder.«
    Er sah Joes Gesicht klarer. »Der Krieg?«
    »Er ist noch im Gange. Wir sind noch hier.« Joes breites, freundliches Gesicht, die hohen Brauen, das offene Lächeln. Er hielt Martins Hand fest zwischen seinen Händen. Warme, trockene Haut, wie Leder in der Sonne.
    Martin verdrehte den Hals und schaute sich selbst an, eingehüllt in ein medizinisches Feld, umgeben von Wärme, ein elektrisches Prickeln, das in seinem Körper umherlief. Er entspannte den Hals. Schluckte. Rauhe Kehle. »Hans?«
    Joes Lächeln verschwand. Er sagte: »He, wir sind dabei, es zu tun. Das ist genug.«
     
    Auf die Liste kamen noch: Hakim Hadj, Erin Eire, Cham Shark. Ferner Silken Parts, Dry Skin/Norman, Sharp Seeing. Auch vermißt

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