Der Amboss der Sterne
es getan.«
Paola sog zweifelnd an ihren Lippen, beschloß dann, diesen Punkt nicht zu erörtern, und ergriff seinen Arm. »Laß uns gehen!« sagte sie.
Eye on Sky und die anderen Brüder ähnelten Bündeln aus dürrem Holz. Für die Brüder war es schwerer, sich zu erholen. Die Saiten mußten sich heilen; und das bedeutete häufige Trennung und individuelle Betreuung einer jeden Saite.
Martin begann zu verstehen, warum Krieg und Konflikte in der Geschichte der Brüder eine viel kleinere Rolle gespielt hatten. Flechten waren nicht robust, ihre Existenz als intelligente Wesen war in einem empfindlichen Gleichgewicht, und Gewalt reduzierte sie rasch auf ein animalisches Niveau. Zwischen Saiten ausgefochtene Kriege pflegten nicht lange zu dauern.
Warum haben die Wohltäter sie dann an erster Stelle geschickt?
Weil ein jeder eine Chance bei Gericht verdient, ganz gleich, wie schwach die auch sein dürfte.
»Wir gratulieren dir zu deiner Ankunft«, sagte Eye on Sky.
»Wir bedauern, daß ihr uns verlaßt«, sagte Martin und berührte den breiten Rüssel von Eye on Sky. Der Bruder zitterte, wich aber nicht zurück.
»Es tut mir sehr leid«, sagte Paola.
»Ihr könnt zu uns kommen«, versicherte Strong Cord.
»Das werde ich nicht«, erwiderte Martin.
»Ich habe mich noch nicht entschieden«, erklärte Paola.
»Du, Paola Birdsong, wärst sehr willkommen«, sagte Eye on Sky. »Du auch, Martin.«
»Vielen Dank!« erwiderte Martin.
»Die Zerstörung ist entsetzlich«, sagte Eye on Sky. »Das bloße Denken daran riskiert Teilung. Wir haben jetzt solche Macht inne.«
»Wenn die Mütter sie uns lassen werden«, sagte Martin.
»Werden sie das?«
»Ich hoffe, nicht.«
»Wohin werden die Menschen jetzt gehen?«
»Wir werden das System begutachten und sehen, welche Indizien wir finden. Die Schiffe werden Treibstoff aufnehmen. Danach… werden wir erkunden. Einen Planeten finden, auf dem wir leben können.«
»Werdet ihr zu eurer Welt zurückkehren, zum Mars?«
»Ich glaube, nicht. Wir werden darüber abstimmen, aber bis wir zurück sind, wird eine Zeit von fast tausend Jahren vergangen sein. Niemand, den wir kennen, wird noch leben… Jedenfalls nehme ich das an.«
»Andere Menschen sind gekommen, uns zu besuchen«, sagte Eye on Sky. »Haben Bedauern ausgedrückt. Vielleicht werden mehr mit der Würger gehen als mit der Windhund.«
Martin glaubte nicht, daß jemand die Brüder begleiten würde, wenn es schließlich dazu käme. Die Stimmung hatte sich seit dem Krieg geändert.
»Wie viele Menschen könnt ihr ertragen?« fragte Martin mit einem leichten Lächeln.
»Das ist ein Problem«, gab Green Cord zu. Eye on Sky schlug mit der Schwanzspitze auf seine Flanken – etwas, das Martin noch nie bei den Brüdern unter sich gesehen hatte. Green Cord stieß einen leichten Geruch nach Terpentin und dann nach Brotbacken aus. Arger und Versöhnung.
Eye on Sky sagte: »Martin, auch deine Anwesenheit wäre gut. Wir denken daran. Dich bei uns zu haben, würde keinen Schmerz oder Ärger bewirken, sondern Verbindung und Harmonie.«
Martin schüttelte den Kopf. »Ich würdige die Einladung, glaube aber nicht, daß ich mit euch gehen werde.«
Eye on Sky roch nach Süßholz und salziger Luft.
»Höfliche Enttäuschung«, murmelte Paola.
»Ich danke für die Einladung«, sagte Martin zu Eye on Sky.
Es war eine gefährliche Zeit, aber Martin konnte nicht länger behutsam sein. Er hatte zu viel überlebt und zu viel gesehen, um gewisse kleine Dinge durchgehen zu lassen.
Auf der Brücke verzehrte Hans seine Mahlzeit mit gemessenen Bewegungen und ignorierte Martin. Dieser kreuzte die Beine und verschränkte die Arme. Er sah zu, wie Hans Kuchenstücke in den Mund schob. Als er fertig war, wischte Hans sich die Hände an einer in einem Feld hängenden Serviette ab, stieß sich mit einer Hand herum und blickte Martin direkt an.
»Nun?«
»Ich ersuche um eine Untersuchung«, sagte Martin.
»Von was?«
»Rosas Tod.«
Hans schüttelte den Kopf. »Wir kennen den Täter.«
»Ich halte das nicht für ausreichend.«
»Martin, wir haben den Job getan. Wir werden hier Schluß machen und uns einen Platz zum Leben suchen. Das muß genügen.«
Martin bekam einen roten Kopf. Er hatte ein Gefühl, als wäre er mit den Müttern konfrontiert. Er sagte: »Nein. Wir müssen Klarheit schaffen.«
»Rex ist tot.«
»Rex hat eine Botschaft hinterlassen.«
»Einen Scheiß hat er hinterlassen.«
»Die Crew… muß es erfahren, so
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