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Der Amerikaner - The American

Der Amerikaner - The American

Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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bin ich wahrscheinlich aus dem Geschäft …«
    »Ich weiß.« Ihre Worte waren kaum zu verstehen. Sie stieß das Messer mit dem Absatz unter den Sitz. »Bring mich nach Hause.«
     
    Sie lebte in der M Street, einer belebten Straße mit Stadthäusern mit abbröckelnden Backsteinfassaden und georgianischen Ornamenten. Als die schwere Limousine am Bordstein vorfuhr, stieg Kharmai sofort aus, ohne ein weiteres Wort. Kealey, von widerstreitenden
Gefühlen geplagt, blickte ihr nach, als sie durch den Nieselregen davonging und in einem Hauseingang verschwand.
    Er glaubte, sie mit einer neuen Erfahrung konfrontiert zu haben, war aber keineswegs stolz darauf. Vielleicht wurde sie dadurch letztlich stärker und lebensklüger, aber diese Erfahrung hatte ihren Preis. Obwohl sie von seiner Vergangenheit wusste, würde sie ihn nie mehr auf die gleiche Weise anblicken. Es war irritierend und schmerzhaft, in ihrem Ansehen gesunken zu sein, und er fragte sich nach dem Grund, weil er sie doch noch nicht einmal einen Monat kannte.
    Diese Gefühle nagten weiter an ihm, während er in die Innenstadt zurückfuhr, und schließlich griff er nach dem Handy und wählte Katies Nummer.
    Sie ging sofort dran. »Hallo?« Aus irgendeinem Grund riefen sie sich nicht oft über ihre Handys an, und er war nicht überrascht, dass sie seine Nummer auf dem Display nicht sofort erkannte.
    »Ich bin’s.«
    »Hey! Gott sei Dank, ich hab mir solche Sorgen gemacht! Wann kommst du zurück? Ich bin fast verhungert, vielleicht könnten wir …«
    »Hör zu, du musst deine Sachen zusammenpacken und sofort das Hotel verlassen.« Sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass es unbedingt notwendig war, aber sie fragte trotzdem.
    »Warum? Ich muss …«
    »Keine Fragen, Katie! Ich erzähle es dir später. Pack deinen Krempel und verschwinde, okay? Es ist wichtig.«
    Als sie nach einer langen Pause antwortete, klang ihre Stimme resigniert. »Wo holst du mich ab?«
    »Vor dem Hotel geht es nicht. Wenn du aus dem Eingang
kommst, biegst du nach links ab und gehst drei Häuserblocks geradeaus. Nimm nicht zu viel mit. Ich bezahle dir die Sachen, die du zurücklässt.«
    »Das will ich nicht, Ryan. Ich will, dass du mir erzählst, was los ist. Den ganzen Tag über habe ich hier gewartet, und jetzt glaubst du, einfach …«
    »Ich erkläre es später, Ehrenwort. In fünfzehn Minuten, okay?«
    Er klappte gedankenverloren das Handy zu, ohne noch eine Antwort abzuwarten, und verfluchte sich selbst, weil er das Gespräch so unhöflich beendet hatte.
    Er wusste nicht, wie schlimm es kommen würde. Die Suite im Hay-Adams war unter seinem Namen gemietet, und sobald die Geschichte herauskam, würden Journalisten über die Hotels herfallen, um Ton- und Bildmaterial für die Morgennachrichten zu bekommen. Er hatte keine Lust, seinen Namen in der Zeitung und sein Gesicht im Fernsehen zu sehen, und er wollte nicht, dass Katie unter dieser Geschichte leiden musste. Vielleicht konnte er in Langley Zuflucht finden, aber er war noch nicht so weit, Harper unter die Augen zu treten. Er brauchte Zeit, um sich eine Erklärung zurechtzulegen, warum er beinahe einen Häftling in einem Staatsgefängnis getötet hatte.
    Er hatte den Namen, doch der war keine Garantie dafür, dass seiner Karriere bei der CIA noch eine Zukunft beschert sein würde.
    Wenn nicht, sollte es ihm nur recht sein. Er hatte Katie ein Versprechen gegeben und beabsichtigte, es zu halten.
    Jetzt sah er in der Ferne durch den Regenschleier die hell erleuchtete Fassade des Hay-Adams auftauchen. Er hoffte, dass Katie clever genug gewesen war, sich in der kleinen Boutique in der Eingangshalle einen Regenmantel zu kaufen, aber für ihn änderte
das nichts. Ob sie den Wagen trocken oder nass erreichte, es war fast sicher, dass es wieder Streit geben würde.
    Ohne weiteres Nachdenken zog er das Messer unter dem Beifahrersitz hervor und schob es unter die Matte vor seinem Sitz. Naomi Kharmai, obgleich auf den Ernstfall vorbereitet, war während des letzten Monats zweimal mit gewaltsam herbeigeführten Todesfällen konfrontiert gewesen. Was Stephen Gray anbetraf, war ihm keine andere Wahl geblieben. Manch einer hätte gesagt - und es mit gutem Grund sagen können -, seine Tat sei nur mit viel gutem Willen als Totschlag zu bezeichnen. Aber auch wenn es Mord gewesen war, blieb die Tat trotzdem verständlich. Man hätte sie sogar rechtfertigen können. Dagegen war der sinnlose Tod der Opfer des Bombenanschlags auf das

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