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Der amerikanische Architekt

Der amerikanische Architekt

Titel: Der amerikanische Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Waldman
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aber es war nun einmal Pauls Aufgabe, dafür zu sorgen, dass eine Gedenkstätte gebaut wurde, und dieses Ziel würde er nicht für einen Mann namens Mohammad opfern.
    Die Entscheidung war also klar, das Prozedere für die Ablehnung von Khans Entwurf weniger. Sie hatten nur die Möglichkeit, Khan als ungeeignet einzustufen, aber mit welcher Begründung? Paul schlug »ungeeignet« im Wörterbuch nach: »einem bestimmten Zweck, bestimmten Anforderungen nicht genügend, sich für etwas nicht eignend.« Er sah unter »genügen« nach: »einer Forderung o.ä. entsprechen, etw. in befriedigender Weise erfüllen.« Er schlug »entsprechen« nach: »angemessen, zu etw. im richtigen Verhältnis stehen.« Puh! Genau aus diesem Grund war er Bankier und nicht Schriftsteller geworden. Konnten sie behaupten, Khan sei kein angemessener Gewinner? Als Jury hinter geschlossenen Türen konnten sie sagen, was sie wollten, die Antwort lautete also, Khan als ungeeignet zu eliminieren, bevor sein Name an die Öffentlichkeit drang. Claire war natürlich ein Problem, aber Paul glaubte, dass sie sich umstimmen lassen würde, wenn man ihr klarmachte, wie empört die Familien, die sie doch vertreten sollte, reagieren würden. Nicht, dass er diese Empörung teilte. Für ihn war Khan einfach nur ein Problem, das gelöst werden musste.
    Wie verlangt hatte der Architekt seiner Bewerbung ein Foto beigefügt. Es zeigte einen gutaussehenden jungen Mann mit hellbrauner Haut, schwarzen, lockigen, kurzgeschnittenen Haaren und dunklen, buschigen Brauen über einer breiten, kräftigen Nase. Seine Augen, hell, grünlich, waren durch eine Spiegelung seiner Brillengläser nicht richtig zu erkennen. Die Brille selbst war unauffällig und randlos, wodurch Khan in Pauls Wertschätzung stieg, der die primärfarbenen Riesenrechtecke, die viele berühmte Architekten anscheinend bevorzugten, nicht ausstehen konnte. Khan lächelte nicht, sah aber auch nicht finster aus. Dieses Gesicht vor sich zu sehen, machte Paul klar, wie viel Khan zu verlieren hatte, wie viel Paul ihm wegnehmen wollte. Er drehte das Blatt mit dem Foto um.
    »Die New York Post ? Haben Sie sie schon gesehen?«
    Es war sechs Uhr morgens und Paul hatte außer dem Blinken seines Handys noch überhaupt nichts gesehen. Außerdem hatte er Mühe, die Stimme einzuordnen. Ah, Lanny, der Assistent der Jury.
    »Was?«, krächzte Paul.
    »Die New York Post . Haben Sie sie schon gesehen? Die schreiben, ein Muslim hätte den Wettbewerb gewonnen. Dabei haben Sie mir gesagt –«
    »Die Post ?«
    » Mir haben Sie gesagt, es gibt noch keinen Gewinner, Paul.« Lanny klang gekränkt. »Und genau das habe ich der ganzen versammelten Presse mitgeteilt. Und jetzt stehe ich da, als wüsste ich nicht, wovon –«
    »Wie Sie dastehen, Lanny, ist im Augenblick meine geringste Sorge. Ich rufe Sie gleich zurück.«
    Wie war die Post an diese Information herangekommen, fragte er sich, als er einen Mantel über seinen Pyjama zog. Arbeitete diese Journalistin – diese Spier – nicht für die News? Dann musste noch jemand geredet haben, oder war der ursprüngliche Verräter zu einer anderen Zeitung gegangen? Er kam sich vor, als versuche er, ein Puzzle zusammenzusetzen, dessen Teile mit dem Gesicht nach unten lagen. Edith reagierte nur mit einem schläfrigen Grunzen, als er sie fragte, ob sie seine Brille gesehen hätte. Sein ständiges Verlegen der Brille und ihr Wiederauffinden durch Edith war eine vierzigjährige Routine, nach der ihr um diese Zeit nicht der Sinn stand. Er gab es auf, zog seine Schuhe an und marschierte zum nächsten Zeitungskiosk, Khans Gesicht vor Augen. Auf halbem Weg fiel ihm ein, dass er genauso gut den Computer hätte einschalten können. Aber alte Gewohnheiten sterben langsam, sterben eigentlich gar nicht. Wie auch immer, er musste diese Katastrophe in Händen halten.
    Er erreichte den Kiosk. Da war die Post und ging reißend weg. Verfasserin der Titelstory, Alyssa Spier, Titelfoto ein nicht erkennbarer, vermummter Mann, bedrohlich wie ein Terrorist. Die Schlagzeile: GEDENKSTÄTTENFIASKO UM MYSTERIÖSEN MUSLIM .
    Wie üblich war der pakistanische Zeitungsverkäufer an Mos Ecke eingerahmt von den prallen Brüsten Dutzender weißer und den Hinterteilen einiger schwarzer Frauen, die auf den Titelseiten von Hochglanzmagazinen prangten. Heute hatte er einen Federwisch in der Hand, mit dem er dem Staub auf seinen Schokoriegeln zu Leibe rückte. Als Mo halb anerkennend, halb amüsiert lächelte, fiel sein

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