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Der amerikanische Buergerkrieg

Der amerikanische Buergerkrieg

Titel: Der amerikanische Buergerkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hochgeschwender
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ganze 10 Demokraten gegenüber, im Repräsentantenhaus siegten gleichfalls die Anhänger Lincolns mit deutlichem Abstand (149:42). Mit den Wahlen von 1864 schien die Union sicher in den Händen der Republikaner und ihrer Verbündeten zu sein. Tatsächlich war die Regierungskoalition Lincolns jedoch nur eine lose Ansammlung heterogener Kräfte, die allein durch den Krieg zusammengehalten wurde. Die Bruchstellen zeichneten sich bereits ab. Für den Moment war der Bürgerkrieg indes noch zu keinem Ende gekommen. Obwohl der Wahlsieg Lincolns den Konföderierten die letzten Hoffnungen auf ein gutes Ende raubte, ging das Schlachten im nördlichen Virginia weiter. Immer noch wurde Petersburg belagert, immer noch entzog sich Lee den Einkesselungsversuchen Grants, immer noch war Richmond nicht gefallen , obwohl die Konföderation bereits total erschöpft und ausgelaugt war. Sie lag ökonomisch, technisch, materiell und personell am Boden.
    Das Jahr 1864 hatte indes einer weiteren Bevölkerungsgruppe auf dem Territorium der Union schwere Verluste gebracht. Im Westen hatten nämlich die weißen Siedler die durch den Krieg entstandene Situation ausgenutzt und damit angefangen, das Land nach ihren Vorstellungen umzuordnen. Dabei standen ihnen, wie schon seit Jahrzehnten, die dort lebenden Indianerstämme im Weg. Vor 1860 hatte sich die Gewalt im «Wilden Westen» auf gelegentliche Zusammenstöße zwischen Siedlern, Indianern und Militärs beschränkt. Vor allem aber der
Homestead Act
der Lincoln-Administration aus dem Jahr 1862 gabSiedlungsversuchen und Bodenspekulation neue Nahrung. Der sich anbahnende Konflikt wurde durch wirtschaftliche Interessen und die demokratische Struktur der USA verschärft. In diesem Fall zeigten sich die humanitären Dysfunktionalitäten eines demokratischen Siedlerimperialismus in höchstem Maße. Obwohl es an der Ostküste kirchliche und philanthropische Organisationen gab, die zumindest das Überleben, allerdings nicht die Kultur, der Indianerstämme bewahren wollten, war der politische Einfluß der Siedler größer. Auf territorialer und einzelstaatlicher Ebene drohten sie mit dem Entzug von Stimmen, was Auswirkungen bis Washington haben konnte. Wer westlich des Mississippi in der Politik etwas werden wollte, tat gut daran, sich dem erklärten Vernichtungswillen der Siedler nicht aktiv entgegenzustellen. Am besten kooperierte man mit deren Interessen.
    Mit dem Ausbruch des
War between the States
veränderte sich die Situation grundlegend. Mit dem Krieg wurden viele Soldaten an die Ostküste zurückgerufen, um dort zu kämpfen. Dies verstärkte Angstgefühle unter den Siedlern, schuf aber angesichts verminderter Aufmerksamkeit der Ostküste Freiräume, die von Siedlern und Soldaten gleichermaßen genutzt werden konnten. Was bisher an paternalistischen Schranken vorhanden gewesen war, zerbrach mit einem Schlag. Zugleich häuften sich innerhalb der Stämme jene Stimmen, die, oft gegen die Autorität der älteren Anführer, dafür plädierten, ihrerseits die Weißen loszuwerden. Den Hintergrund dieser Aktivitäten bildete eine drohende Hungersnot unter den Cheyenne und Sioux. Kleine Gruppen jüngerer Krieger zogen selbständig los und fingen an, weiße Gehöfte und Trecks zu überfallen, was augenblicklich zu heftigen Gegenreaktionen führte. Angesichts der Unmöglichkeit, die eigentlichen Täter zu stellen, die in der Regel in der Weite des Landes einfach verschwanden und untertauchten, wandte sich das Rachebedürfnis der Weißen ausgerechnet jenen Indianern zu, die friedlich gesinnt waren. In ganz überwiegender Zahl handelte es sich bei den Opfern dieser Rachezüge um Frauen, Kinder und Greise; Krieger waren fast nie anzutreffen. Dies hatte durchaus System, da die im Westen stationierten Truppen und Milizeinheiten nicht eben zu den schlagkräftigsten der Unionzählten. Sie führten keinen Krieg, sondern übten sich im Massenmord an Wehrlosen. Auf diese Weise starben in den beiden bekanntesten Massakern, dem von Bear Creek im südöstlichen Idaho 1863 90 Frauen und Kinder und in Sand Creek 1864 über 200 Männer, Frauen und Kinder der Cheyenne. Nach dem Krieg wurde diese offen genozidale Taktik in Washita River (über 100 tote Cheyenne) und Wounded Knee (über 150 tote Sioux) beibehalten. Und dies war nur die Spitze des Eisbergs, da die Regeln zivilisierter viktorianischer Kriegführung für Indianer ebensowenig galten wie für Schwarze.
2. Alltag im Krieg
    Im Jahre 1860 umfaßten die

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