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Der amerikanische Buergerkrieg

Der amerikanische Buergerkrieg

Titel: Der amerikanische Buergerkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hochgeschwender
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dem Armeekorps von General Pickett, nach zweistündiger Artillerievorbereitung in Marsch. Auf der Gegenseite trafen sie unter anderem auf die Irische Brigade.
Pickett’s Charge
, wie dieser Angriff bis heute genannt wird, zählt zu den bekanntesten Gefechtsoperationen des Bürgerkriegs. Es war gewiß auch eine der problematischsten, denn im Grunde folgte Lee einfach napoleonischen Vorbildern, die unter den gewandelten technischen Bedingungen der Kriegführung drohten, anachronistisch zu werden. Die konföderierten Soldaten marschierten genau in das konzentrierte Abwehrfeuer der Unionsregimenter. Nur etwa 200 Mann erreichten am Ende die Stellungen am Cemetery Hill, wo sie im Nahkampf mit gefälltem Bajonett zurückgeworfen wurden. Die Schlacht war entschieden und die Konföderierten räumten das Feld. Insgesamt verloren sie rund 20.500 Mann, davon circa 2700 Gefallene, die Unionstruppen büßten 23.000 Mann ein, davon 3100 Gefallene. Da Meade darauf verzichtete, die angeschlagenen Verbände der Konföderation zu verfolgen, konnte Lee wieder in das heimatliche Virginia entkommen. Einen Tag später kam die Meldung vom Fall Vicksburgs. Die Konföderation war jetzt zweigeteilt und hatte zu allem Übel die strategische Initiative für den Rest des Krieges eingebüßt. Künftig konnte es nur noch darum gehen, das unvermeidliche Ende eventuell so lange hinauszuzögern, bis dem Norden politisch die Luft ausging. Alles würde daher von den Wahlen im Herbst 1864 abhängen. Das Bestreben der konföderierten Armeeführung mußte also darauf hinauslaufen, demNorden so viele Verluste wie möglich zuzufügen, um das eigene Überleben lange genug sicherzustellen.
    Die Katastrophe des Südens war der Triumph Lincolns. Er wußte das Geschehen auch rhetorisch zu nutzen. Als am 19. November 1863 der Friedhof für die Gefallenen der Schlacht von Gettysburg eröffnet wurde, eilte er herbei, um aus diesem Anlaß seine wohl berühmteste Rede, die
Gettysburg Address
, zu halten. Darin lobte er den Mut und die Hingabe der toten Soldaten, die sich um die Sache der Freiheit verdient gemacht hätten, und ordnete ihren Opfergang historisch ein, indem er ausführte, sie seien für das zentrale Prinzip der amerikanischen Republik gestorben, die Regierung «des Volkes durch das Volk und für das Volk». In seiner kurzen Ansprache nahm er allein viermal das Wort «diese Nation» in den Mund. Von der Union war überhaupt nicht mehr die Rede. Darüber hinaus wurde der amerikanischen Nation als Vorkämpferin der Freiheit eine welthistorische Mission zugesprochen, die weit in das 20. und 21. Jahrhundert weiterwirken sollte.
    Mit Gettysburg und Vicksburg war der Bürgerkrieg aber keineswegs beendet. Genaugenommen begann gerade erst seine blutigste und verlustreichste Phase. Der Historiker Michael Geyer hat dieses Phänomen, daß Kriege die meisten Verluste in ihrer finalen Phase hervorrufen, einmal unter dem Stichwort des «katastrophischen Nationalismus» analysiert. Wie in Deutschland 1917/18 und 1944/45 war auch die Konföderation nach 1863 weder willens noch in der Lage, einen verlorenen Krieg abzubrechen und aufzugeben. Trotz der Niederlagen war der Widerstandswille im Süden ungebrochen. Zudem hielten die militärischen Fehlentscheidungen auf Seiten der Union an. Meade entwickelte sich zu einem neuen McClellan. Zum kolossalen Ärger Lincolns marschierte seine Potomac-Armee nur mit außerordentlicher Langsamkeit hinter Lees Truppen her. An der Westfront kam es sogar bei Chicamauga im nordwestlichen Georgia zu einer neuerlichen schweren Niederlage der Unionsverbände. Wieder einmal war ein Anlauf, den Anakonda-Plan weiter umzusetzen, kläglich gescheitert. Jetzt reichte es Lincoln. Er wollte Befehlshaber, die bereit waren, den Plan zu jedem Preisdurchzuführen. Aus diesem Grund berief er im Westen Grant zum neuen Oberbefehlshaber. Der hatte die Prinzipien des Anakonda-Plans zutiefst verinnerlicht. Gemeinsam mit seinen Generälen Sheridan und Sherman war er willens zu tun, was der Präsident verlangte. Im November 1863 wurden die Konföderierten bei Chattanooga vernichtend geschlagen.
    Dieser Sieg machte den Weg frei für die entscheidenden Operationen des Jahres 1864. Vor allem aber schenkte er Grant das Oberkommando sämtlicher Unionsstreitkräfte. Unter seiner Ägide begann das Jahr 1864 mit drei nahezu zeitgleichen, aufeinander abgestimmten Großoperationen. Sheridan marschierte in das Shenandoah-Tal ein und machte dort den Boden wieder gut,

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