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Der Andere

Der Andere

Titel: Der Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian DeLeeuw
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hinterher, als dieser sich vom Zaun löste und im Kreis drehte, wobei der schwarzbraun gestromte Kopf wie ein prall gefüllter Sack Knochen hin und her schwang, so dass Geifer aus den Winkeln seines Mauls troff. Luke war absolut konzentriert, kompromisslos in seiner Beharrlichkeit, als sei es unanständig, ein persönliches Versagen, diese Aufnahme nicht zu machen. Er machte noch ein Dutzend Bilder, der Hund immer noch in Rage, bevor er schließlich sagte: »Wir können jetzt gehen. Ich habe, was ich brauche.«
    Abends rief Gregory Herzen an, wie jeden Abend in dieser Woche. Claire wollte nicht mit ihm reden. Also informierte er Luke über Meetings, die sie versäumt hatte, und anstehende Termine. »Sie kommt bald wieder«, erklärte Luke. »Es geht ihr gerade wirklich nicht gut.« Eine Stunde später tauchte er unten am Empfang auf. »Gregory steht hier«, vermeldete Victor über die Sprechanlage. »Soll ich ihn hochschicken?«
    Luke empfing ihn an der Wohnungstür. »Es tut mir leid, Gregory, aber Sie können nicht reinkommen.«
    Herzen rieb sich den kahlrasierten Schädel. »Ich will sie sehen, ich mache mir Sorgen.«
    »Ich mach das schon. Im Augenblick geht es ihr nicht gut.« »Ich weiß, dass es ihr nicht gutgeht. Das ist ja nicht das erste Mal.«
    »Es wird ihr bald wieder bessergehen. Sie möchte allein sein.«
    »Ich werde jetzt reinkommen und sie besuchen.«
    »Nein, das werden Sie nicht.«
    Die beiden standen in der halboffenen Wohnungstür und starrten sich an. Herzens dicke Muskeln spannten sich. An den Unterarmen quollen die Adern hervor, beruhigten sich aber wieder. Erneut strich er sich über den Kopf. Einen Augenblick lang glaubte ich schon, er würde sich einfach den Weg bahnen, aber dann seufzte er nur. »Richte ihr aus, dass ich da war.«
    Um Mitternacht schlug Luke sein Chemiebuch zu und machte das Licht aus. Ich saß auf dem Stuhl gegenüber seinem Bett und konzentrierte mich auf seinen Atem. Ich wusste, dass er nicht gleich einschlafen würde. Und so war es auch. Stattdessen stand er kurze Zeit später auf, schaltete das Licht an und nahm sich seine Kamera. »Was hast du vor?«, fragte ich, bekam aber keine Antwort. Mit der Kamera um den Hals machte er das Licht wieder aus und begab sich über den dunklen Flur zu Claires Tür. Er horchte einen Moment, legte sein Ohr an die Tür und drückte dann die Klinke herunter. Behutsam schob er die Tür auf und hielt dann inne. Orangefarbenes Straßenlicht ergoss sich an den Kanten der Rollos vorbei in den Raum. Dunkle Flecken gaben die Standorte des Zweisitzers, der Kommode und des Bettes preis, und die Erhebung dort in der Mitte des Bettes, das war Claire. Wir warteten, nichts geschah. »Sie wacht nicht auf«, flüsterte Luke. »Sie hat wieder ihre Schlaftabletten genommen, das habe ich gesehen.« Er zielte mit der Kamera auf den Zweisitzer. Das Blitzlicht erhellte die Kleider und die Abendgarderobe, die wie Betrunkene schlaff über Rücken- und Armlehne hingen. Er richtete die Kamera auf die Kleider am Boden, und für den Bruchteil einer Sekunde tauchte, wirr und milchig, ein Knäuel aus Seide auf. Er fotografierte die beiden durchwühlten Kleiderschränke, das unordentliche Badezimmer, den Stapel Teller, auf denen Luke Claire allabendlich das Essen gebracht, die er aber nicht weggeräumt oder gespült hatte. Schließlich richtete er seine Kamera auf Claire selbst. In einzelnen grellen Lichtblitzen machte ich ein Gewirr schwarzen Haars aus, einen abgewinkelten Ellbogen, eine Hand, entschlossen zur Faust geballt. Sie lag mit dem Gesicht nach unten. Den Kopf hatte sie so weit zur Seite gedreht, dass sie gerade noch atmen konnte, während die Arme abgewinkelt über dem Kopf lagen, als würde sie weggezerrt. Während unseres Überfalls rührte sie sich nicht, zuckte nicht einmal. Schließlich war Luke fertig. Zurück in seinem Zimmer, legte er die Kamera ab und sah mich an.
    »Als Beweis«, sagte er. »So kann sie nicht behaupten, dass alles anders war.«
     
    Am folgenden Morgen war Claire schon vor uns in der Küche, machte Kaffee und hielt das Telefon gegen die Schulter gepresst. Sie lächelte uns zu, prüfte ihr Gesicht auf sein Äußeres. »Ich fühle mich ausgeruht«, sagte sie ins Telefon, als hätte sie in den letzten fünf Tagen eine Wahl getroffen, als wäre es eine Art freiwillige Auszeit gewesen. Wir warteten in der Tür, bis sie aufgelegt hatte und sich von uns abwandte, um an der Kaffeemaschine zu hantieren.
    »Gregory war gestern Abend

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