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Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Trenchcoat machen.«
    »Ich bin am Erdboden zerstört.«
    »Ich bin fasziniert.«
    »Ach, ja? Wovon denn?«
    »Von deiner klischeehaften Vorstellung von einem Live-Reporter.«
    »Diese Vorstellung habe ich tatsächlich gehegt, bis ich ins Geschäft eingestiegen bin«, gab sie zu. »Ich sah mich mit verrufenen Unterweltbossen in zwielichtigen Bars zusammensitzen und in den Frühnachrichten die welterschütterndsten Storys zum Besten geben. Eine nach der anderen. Abenteuer, Skandale, Intrigen.«
    »Kein Papierkram, keine Zensur, kein Zeitlimit.« Thorpe beobachtete sie, nippte an seinem Bier. Wie konnte jemand nach so einem Tag noch so wunderschön aussehen?
    Ihr Lachen klang warm und zustimmend. »Genau, damit hast du den Nagel auf den Kopf getroffen. Während meiner Collegezeit hat mich die Realität zwar eingeholt, aber damals habe ich immer noch von Abenteuer und Glamour geträumt. Eigentlich bis ich über meinen ersten Mord berichten musste.« Sie schüttelte den Gedanken ab, indem sie einen Schluck von ihrem Wein trank. »Das sind Dinge, die dich ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Hast du dich eigentlich je an solche Grausamkeiten gewöhnt, Thorpe?«
    »Daran gewöhnt man sich nie«, erklärte er. »Aber man lernt, damit umzugehen.«
    Liv nickte und legte das Thema Mord gedanklich beiseite. Der Pianospieler schlug gerade eine melancholische Ballade an. »Schreibst du wirklich einen Roman?«
    »Habe ich das behauptet?«
    Sie lächelte ihn über ihr Weinglas hinweg an. »Hast du. Worum geht es darin?«
    »Politische Korruption natürlich. Und in deinem?«
    »Ich schreibe nicht«, erwiderte sie und musterte ihn dann mit einem schelmischen Blick. Ein dumpfer, nagender Schmerz fraß sich in seine Magengrube. »Sag mal«, begann sie leise und zögerte kurz. »Kann ich dir vertrauen, Thorpe?«
    »Nein.«
    Sie lachte. »Nein, natürlich nicht, aber ich sag’s dir trotzdem. Inoffiziell«, fügte sie hinzu.
    »Inoffiziell«, nickte er.
    »Damals, auf dem College, als ich etwas knapp bei Kasse war, da habe ich nebenbei ein wenig geschrieben.«
    »Oh?«, machte Thorpe und wunderte sich gleichzeitig, wie
Liv bei ihrem familiären Background überhaupt knapp bei Kasse gewesen sein konnte. Doch er fragte nicht nach. »Was denn?«
    »Ich habe ein paar Storys für Meine wahre Geschichte geschrieben.«
    Thorpe, der sich beinahe an seinem Bier verschluckt hätte, starrte sie fassungslos an. »Du machst Witze! Für dieses Herz-Schmerz-Blättchen?«
    »Spar dir deine Überheblichkeit. Ich brauchte das Geld. Außerdem«, setzte sie mit unverhohlenem Stolz hinzu, »waren meine Geschichten gar nicht so übel.«
    »Wirklich?«, erkundigte sich Thorpe mit einem verschlagenen Grinsen. »Die würde ich gern mal lesen … der Vervollkommnung meiner Bildung wegen.«
    »Kommt nicht in Frage.« Sie sah hoch, als die Stimmen an der Bar lauter wurden. »Und, was hast du in deiner vergeudeten Jugend getan?«
    »Ich habe Zeitungen ausgetragen.« Er drehte sich zu den beiden Männern um, die hinter ihm über die Punktezahl ihres Darts-Spiels feilschten.
    »Ah, ein Journalist von Kindesbeinen an.«
    »Und ich bin Mädchen nachgestiegen.«
    »Das versteht sich von selbst.« Die Dartsspieler standen sich jetzt gegenüber, sodass ihre Nasen sich beinahe berührten, und gestikulierten wild. Die Männer an der Bar begannen sich in zwei Gruppen aufzuspalten, die für jeweils einen der beiden Partei ergriffen. Thorpe angelte automatisch nach seiner Brieftasche. »Wir gehen doch noch nicht, oder?«, fragte Liv enttäuscht, als sie sah, dass er einen Geldschein auf den Tisch legte.
    »Hier wird es bald ziemlich rund gehen.«
    »Ich weiß«, grinste sie. »Und ich will das Spektakel nicht verpassen. Setzt du auf den Typ mit dem Hut oder den mit dem Bart?«
    »Liv«, begann Thorpe beruhigend auf sie einzureden. »Wann hast du das letzte Mal bei einer Kneipenschlägerei mitgemischt?«
    »Ach, Thorpe, sei doch nicht so zimperlich. Ich setze auf
den Hutträger. Er ist zwar kleiner, aber drahtiger.« Noch während sie sprach, schoss die Faust des Bärtigen nach vorn. Thorpe lehnte sich mit einem resignierten Seufzer zurück. In ihrer Ecke war Liv wenigstens einigermaßen sicher.
    Die Männer in der Bar drehten sich, die Biergläser in der Hand, um und feuerten ihren jeweiligen Favoriten lautstark an. Liv stöhnte leise auf, als ihr kleiner Drahtiger einen kräftigen Magenstüber einstecken musste. Überall wurden Pfundnoten herausgezogen und

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