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Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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nachzudenken.
    In der Hoffnung, ihren eigenen Ratschlag befolgen zu können, bog Liv in den Parkplatz neben dem Restaurant ein. Dies hier war die perfekte Gelegenheit, auf andere Gedanken zu kommen, entschied sie zuversichtlich. Eine teils geschäftliche, teils private Verabredung. Ein Blick auf ihre Armbanduhr sagte ihr, dass sie nur fünf Minuten zu spät dran war. Kein Drama. Aber länger ließ man eine Myra Ditmyer nicht warten.
    Ich mag sie, dachte Liv auf dem Weg ins Restaurant. Sie ist
so … lebendig. Greg konnte sich glücklich schätzen, sie zur Tante zu haben, auch wenn sie eine unverbesserliche Kupplerin war. Insgeheim wünschte Liv, das Schicksal hätte auch sie mit einer solchen Tante bedacht. So eine Frau blieb auch dann noch stehen wie ein Fels, wenn die Welt unter ihren Füßen zerbröckelte.
    Liv verscheuchte den Gedanken mit einem Kopfschütteln. Da war auch noch ihre Position in den Washingtoner Polit- und Gesellschaftskreisen. Und da Myra es sich offenbar in den Kopf gesetzt hatte, mit ihr zu verkehren, konnte sie ohne schlechtes Gewissen von den Vorteilen einer solchen Bekanntschaft profitieren.
    »Mrs. Ditmyers Tisch, bitte«, erklärte sie dem Maître, der sie in Empfang nahm.
    »Ms. Carmichael?« Er lächelte, als sie bestätigend nickte. »Hier entlang, bitte.« Liv folgte ihm amüsiert. Als Ms. Carmichael wurde ihr stets eine bevorzugte Behandlung zuteil, die sie als Pressefrau nicht erwarten durfte.
    »Hallo, Olivia!« Myra begrüßte sie wie ihre allerbeste Freundin. »Wie hübsch Sie aussehen. Und wie schön, wieder die Blicke von Männern auf sich gerichtet zu sehen. Auch wenn sie nur darüber spekulieren, ob ich Ihre Mutter bin oder die unverheiratete Tante aus Albuquerque.«
    Lachend nahm Liv auf dem Stuhl Platz, den der Maître für sie zurechtgerückt hatte.
    »Mrs. Ditmyer, ich wusste, dass dieses Mittagessen mit Ihnen der Höhepunkt meines Tages wird.«
    »Wie nett Sie das gesagt haben.« Sie strahlte übers ganze Gesicht, offenbar recht zufrieden mit sich und der Welt. »Paul, lassen Sie Ms. Carmichael bitte ein Glas Sherry bringen.«
    »Selbstverständlich, Mrs. Ditmyer«, erwiderte der Maître und entfernte sich unter diensteifrigen Verbeugungen.
    »So, aber jetzt«, begann Myra und faltete erwartungsvoll die Hände vor sich auf dem Tisch, »müssen Sie mir unbedingt von Ihrem aufregenden Job erzählen. Tagein, tagaus im Zentrum politischer Korruption und weltbewegender Ereignisse zu stehen, hält einen bestimmt ordentlich auf Trab, kann ich mir vorstellen.«
    Liv musste wieder lachen. Es war unmöglich, sich in Gegenwart dieser Frau nicht locker und entspannt zu fühlen. »Es täte mir Leid, wenn ich Sie jetzt enttäusche, Mrs. Ditmyer, aber tatsächlich verbringe ich die meiste Zeit des Tages damit, mir vor Flughäfen oder den Toren des Weißen Hauses die Beine in den Bauch zu stehen. Oder«, setzte sie mit einem entschuldigenden Grinsen hinzu, »am Telefon, um herauszufinden, wo ich als Nächstes warten werde.«
    »Ach, meine Liebe, zerstören Sie doch nicht meine Illusionen«, flötete Myra und nahm einen Schluck von ihrem Sherry. »Ich bin auch zufrieden, wenn Sie sich irgendetwas ausdenken, nur spannend muss es sein. Und nennen Sie mich bitte Myra; ich habe nämlich beschlossen, dass wir beide uns prima verstehen werden.«
    »Sie werden es nicht glauben, aber ich denke ebenso.« Liv schüttelte den Kopf. »Leider können wir nicht alle Woodwards und Bernsteins sein. Aber ich nehme an, dass jeder Reporter von Zeit zu Zeit auf eine fette Story stößt. Im Augenblick dreht sich ja alles um Senator Donahues Verschleppungstaktik.«
    »Ach, Michael.« Myra lächelte und nickte dann billigend, als Livs Sherry serviert wurde. »Der alte Teufel. Ich hatte schon immer ein Faible für ihn. Niemand tanzt so verwegen Rumba wie Michael.«
    Liv verschluckte sich beinahe an ihrem Sherry. »Ach, wirklich?«
    »Ich werde Sie nächsten Monat mit ihm bekannt machen, auf unserem Frühlingsfest. Sie tanzen doch Rumba, oder?«
    »Ich werde es bis dahin lernen.«
    Myra bedachte sie mit ihrem hinreißenden Lächeln und winkte dann den Maître noch einmal an den Tisch. »Ich für meine Person muss mich leider mit einem Fruchtsalat bescheiden. Sonst kündigt mir meine Schneiderin die Freundschaft.« Sie streifte Liv mit einem Blick, der nicht so sehr neidvoll, als vielmehr erinnerungsträchtig war. »Die Scampi sind hier ausgezeichnet.«
    »Danke, aber ich nehme auch einen Fruchtsalat«,

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