Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)
machte sich hemmungslos über seinen Körper her. Noch ehe ihm bewusst wurde, dass sie diesmal die Führung übernommen hatte, war er schon Feuer und Flamme.
Seine spontane Leidenschaftlichkeit schien ihr noch mehr Kraft zu verleihen. Ihr Mund labte sich jetzt heißhungrig an dem seinen, fordernd, beinahe rücksichtslos, ehe er weiter an seinem Hals entlang zu den Schultern wanderte. Jetzt brachte sie ihre Zunge mit ins Spiel, leckte mit der Spitze über seine Brust, züngelte neckend um die Brustwarzen und arbeitete sich weiter voran nach unten.
Wann ist sie so stark geworden?, fragte er sich verwirrt. Oder war er plötzlich schwach? Er musste sie haben. Jetzt sofort. Er spürte sein Blut pulsieren, im Kopf, in den Lenden, in den Fingerspitzen. Die Begierde steigerte sich zu einem unbekannten Schmerz, der sich in seinen Magen fraß.
Doch als er versuchte, sich auf sie zu legen, rollte sie sich zur Seite, hockte sich mit gegrätschten Beinen über ihn und eroberte aufs Neue seinen Mund. Obwohl sie ihm kaum Luft zum Atmen ließ, zog er sie näher an sich heran. Sie war in seinen Lungen, in all seinen Poren. Ihre lüsternen Bewegungen raubten ihm schier den Verstand.
Dann war er in ihr, dem Wahnsinn nahe. Die Welt explodierte. Donnern und Tosen erfüllten seinen Kopf, hallte tausendfach wider, bis er glaubte, nie im Leben wieder etwas anderes zu hören. Und dazu Livs Atem – flach und gehetzt. Sie schien mit ihm zu verschmelzen, als ihre Lust endlich die ersehnte Erlösung fand. Thorpe erschauderte kurz und heftig und legte dann die Hand um ihren Hinterkopf.
Meine Frau , dachte er, tief bewegt, als sie sich, immer noch zitternd, an ihn schmiegte. Er blieb still liegen, bis die Intensität des Augenblicks etwas abklang. Er musste immer noch vorsichtig sein. »Ich nehme an, du erwartest eine Entschuldigung.«
»Hmmm?« Ihr Seufzen klang erstaunt.
»Für den Faulpelz.«
Liv lachte, drückte ihn noch einmal an sich und legte sich dann neben ihn. »Das geht schon in Ordnung, glaube ich«, erwiderte sie großzügig und machte Anstalten, sich wieder gemütlich an ihn zu kuscheln. »Du kannst dich entschuldigen, wenn ich wieder wach bin.«
»Oh, nein, meine Liebe«, lachte Thorpe, der aufgesprungen war und sie erbarmungslos und ganz unromantisch aus dem Bett zerrte. »Wir gehen jetzt rudern«, beschied er ihr, als sie zu einer empörten Diskussion ansetzte.
»Du bist ja besessen«, schmollte sie.
»Absolut.« Er küsste sie auf die Nase und lächelte sie entwaffnend an. »Du darfst als Erste duschen.«
»Danke, außerordentlich freundlich von dir.«
Ihre Dankbarkeit klang ein wenig sarkastisch, doch Thorpe grinste ihr nur hinterher, als sie die Badezimmertür hinter sich zuzog.
Er schlüpfte in seine Jogginghose, in der Absicht, inzwischen Kaffee zu kochen, griff dann aber nach dem Zigarettenpäckchen, das auf dem Tischchen neben dem Bett lag. Er hörte Liv fröhlich vor sich hin summen, als sie das Wasser in der Dusche aufdrehte.
Er knipste sein Feuerzeug an, doch das brachte statt einer Flamme nur müde Funken zu Stande. Seufzend sah er sich nach Streichhölzern um und zog dann die schmale Schublade des Nachttischs auf, in der Hoffnung, dort welche zu finden.
Sein Blick fiel auf ein Foto in einem kleinen Silberrahmen, das sofort seine Neugier weckte. Erstens deshalb, weil es in Livs Wohnung ansonsten keinerlei Fotos oder persönliche Erinnerungsstücke gab, was ihm merkwürdig vorkam, und zweitens, weil dieses Kind, das ihn von dem Foto anlächelte, so außergewöhnlich hübsch war. Er nahm das Bild heraus und studierte es.
Es war ein Schnappschuss, ein kleiner Junge mit niedlichen Pausbacken und einem breiten Grinsen im Gesicht. Sein dichtes, schwarzes Haar fiel ihm in zerzausten Locken ins Gesicht und passte genau zu seinem lausbubenhaften Lächeln. Die dunklen, kobaldblauen Augen blinzelten ausgelassen und verschmitzt in die Kamera. Das hier war eines dieser Kinder, nach denen man sich auf der Straße umdrehte, und die Tanten und Onkel hoffnungslos verwöhnten. Man glaubte beinahe das glockenhelle Lachen zu hören, das schon hinter dem breiten Grinsen wartete.
Thorpe setzte sich mit dem Foto in der Hand wieder aufs Bett.
»Ich hoffe, ich habe das ganze heiße Wasser aufgebraucht«, rief Liv aus dem Badezimmer. »Das wäre nur die gerechte Strafe dafür, dass du mich an diesem herrlichen Sonntagmorgen so früh aus den Federn gescheucht hast.« Sie zog die Tür auf, blieb einen Moment stehen, um sich
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