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Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Straßen herrschte dichter Berufsverkehr, doch die Schallschutzfenster ließen den Lärm nicht bis in Thorpes Büro dringen. Sie verfolgte die Linien und Kringel der Straßenzüge, gesäumt von modernen Hochhäusern und den alten Backsteingebäuden, entdeckte Kirschbäume, die kurz vor der Blüte standen. In Washington ging es längst nicht so hektisch und chaotisch zu wie in New York, sinnierte sie. Es war wirklich eine wunderschöne Stadt. Sie war so vertieft in ihre Betrachtungen, dass sie Thorpe nicht hereinkommen hörte.
    Ihre Anwesenheit überraschte ihn und brachte ihn, ganz untypisch für ihn, tatsächlich ein wenig aus dem Gleichgewicht. Er zögerte einen Moment, die Klinke noch in der Hand, und zog dann leise die Tür hinter sich zu.
    »Liv?«
    Sie wirbelte herum, und Thorpe konnte beobachten, wie ihr Gesichtsausdruck sich von überrascht zu erfreut wandelte und gleich darauf Angst ihren Blick trübte. In diesem Augenblick hätte Thorpe sie am liebsten in die Arme genommen und so getan, als hätte dieser Abend nie existiert.
    »Thorpe.« Sein Anblick ließ sie alle vorbereiteten Floskeln vergessen. Sie stand da wie angewurzelt. »Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich in deiner Abwesenheit in dein Büro gekommen bin.«
    Er runzelte die Stirn und sie sah es – den Anflug von Spott,
die leichte Amüsiertheit. »Aber nein, selbstverständlich nicht. Möchtest du einen Kaffee?«
    Er schlenderte so unbekümmert zur Kaffeemaschine, dass Liv sich beinahe fragte, ob sie sich nur eingebildet hatte, dass er ihr vor weniger als vierundzwanzig Stunden seine Liebe gestanden hatte. »Nein, danke. Ich … ich bin eigentlich nur gekommen, um dich zu fragen, ob du Lust hast, zu mir zum Abendessen zu kommen«, sagte sie spontan. Sie spürte Ablehnung und fuhr rasch fort, während er ihr noch den Rücken zuwandte. »Ich kann dir natürlich nicht versprechen, dass meine Kochkünste den deinen das Wasser reichen können, aber ich werde dich zumindest nicht vergiften.«
    Thorpe ließ Kaffee Kaffee sein und drehte sich zu ihr um. »Liv, ich glaube, das wäre keine gute Idee«, erwiderte er ruhig.
    »Thorpe …« Sie wandte sich kurz ab, um Kraft zu sammeln. Eigentlich hätte sie sich am liebsten an seiner Schulter ausgeweint, aber das hätte keinem von ihnen geholfen. Sie sah ihn wieder an. »Es gibt so vieles, was du nicht weißt, nicht verstehst. Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich dich mag. Dass ich dich sehr mag. Vielleicht mehr, als ich verkraften kann.« Thorpe registrierte die Anspannung und die Nervosität in ihrer Stimme. Sie machte einen Schritt auf ihn zu. »Ich weiß, es ist eine sehr große Bitte, die ich an dich habe: Gib mir etwas Zeit.«
    Thorpe wusste, wie viel Überwindung es Liv gekostet hatte, zu ihm zu kommen und ihn um Geduld zu bitten. Und hatte er sich nicht immer wieder ermahnt, geduldig zu sein? »Ich habe hier noch einiges zu erledigen«, sagte er. »Passt es dir, wenn ich in einer Stunde bei dir bin?«
    Er hörte sie leise ausatmen. »Okay.«
     
    Eine Stunde später war Liv das reinste Nervenbündel. Sie versuchte zwar, ruhig zu bleiben und sich aufs Kochen zu konzentrieren, doch ihr Blick machte sich immer wieder wie von selbst an der großen Küchenuhr fest.
    Vielleicht sollte ich mich noch schnell umziehen, überlegte sie und sah an ihrem mausgrauen Business-Kostüm hinunter. Auf dem Weg ins Schlafzimmer schellte es. Liv zuckte zusammen. Hör auf, dich so albern zu benehmen,
schalt sie sich, doch als sie die Tür öffnete, klopfte ihr das Herz bis zum Hals.
    »Hallo.« Sie versuchte ein strahlendes Lächeln, das um die Mundwinkel herum ein bisschen verkrampft geriet. »Du kommst genau richtig; ich brauche nur noch die Steaks in die Pfanne zu legen.« Sie schloss die Tür und fragte sich, was sie mit ihren Händen anfangen sollte. »Mit Steaks bin ich einigermaßen auf der sicheren Seite; da kann nicht viel schief gehen. Möchtest du vorher noch etwas trinken?«
    Verdammt, ich plappere nur dummes Zeug , dachte sie. Und er musterte sie wieder mit diesem kühlen, überlegenen Blick. Sie ging, ohne seine Antwort abzuwarten, an die Bar. Sie jedenfalls konnte jetzt einen Drink gebrauchen.
    »Möchtest du einen Scotch?«, fragte sie ihn, während sie sich einen Wermut einschenkte. Dann spürte sie seine Hände auf ihren Schultern.
    Sie wehrte sich nicht, als er sie zu sich herumdrehte, und senkte nicht den Blick, als er ihr direkt in die Augen sah. Schweigend zog er sie an sich und hielt sie

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