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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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Echo fortzusetzen. Grassilli war der klassische Schreibtischcop: Mitte vierzig, auf dem Kopf schon ziemlich kahl, dafür aber gut zwanzig Kilo über Idealgewicht. Er lachte gerne, was unter seinem rötlichen Schnurrbart, so breit wie eine Bürste, aber nicht immer erkenntlich war.
    »Ich weiß nicht mal, ob Sie hier am richtigen Ort sind, Abe. Nach acht oder neun Jahren wird jede Spur reichlich kalt. Ich vermute, Sie haben es schon bei allen Datenbanken versucht?«
    Glitsky nickte. »Führerscheine, Rentenbescheide, Einwanderungsbehörde – Sie können sich was aussuchen. Ich hab mich schon einige Stunden in die Materie vertieft. Was ich mich frage: Was passiert, wenn sie heiratet und ihren Namen ändert?«
    »Nun, an ihrer Führerscheinnummer ändert sich dadurch nichts, vermutlich auch nichts an der Nummer ihres Passes. Und sie war legal im Land?«
    »Sie hatte ein Arbeitsvisum, als sie aus Guatemala kam. Was auch noch nicht abgelaufen war, als sie als Zeugin aussagte. Danach – keine Ahnung.«
    »Hat sie sich einbürgern lassen?«
    »Auch hier: keine Ahnung.«
    »Nun, in dem Fall müsste irgendwo eine Urkunde existieren. Die natürlich wieder wertlos wäre, falls sie danach geheiratet und ihren Namen geändert hat. Glauben Sie nicht, dass sie vielleicht in ihre Heimat zurück gekehrt ist? Schließlich wurde sie hier Opfer eines Verbrechens. Vielleicht will sie gar nicht mehr hier leben?«
    »Um ehrlich zu sein, Bob, halte ich das auch für wahrscheinlich. Aber wie finde ich in Guatemala eine Person namens Gonzalvez? Das ist so, als würde ich in den USA nach einem ›Smith‹ suchen.«
    »Tja, willkommen im Reich der vermissten Personen«, sagte Grassilli mit seinem typischen Grinsen. »Es ist hierzulande kein Kunststück, unterzutauchen und auch verschwunden zu bleiben. Es sei denn, Sie engagieren einen Privatdetektiv. Die haben Datenbanken, die man kaufen kann, aber leider steht uns dieser Weg nicht offen. Natürlich dürften die sie eigentlich auch nicht verwenden, aber auf dem privaten Sektor schert sich halt keiner drum.«
    »Das sind tolle Nachrichten, Bob. Machen mir richtig Mut.«
    Grassilli zuckte mit den Schultern und zeigte unter dem Schnauzbart seine Zähne. »Ich bin nur der Über bringer der schlechten Nachricht, Abe, aber so ist es nun mal.«
    »Schon recht. Ich hab ja nicht genug im Budget für meine eigenen Leute. Wie soll ich es da rechtfertigen, einen Privatdetektiv zu engagieren?«
    »Ich würde sagen, da haben Sie wenig Glück.«
    »Ich würde sagen, da haben Sie völlig recht.«

26
    Unsere Stadt
    Von Sheila Marrenas
    Überzogene Reaktionen, Schikane und die brutale Behandlung unserer Mitbürger sind Qualitäten, die bei der hiesigen Polizeibehörde an der Tagesordnung sind – eine bedenkliche Tendenz, die an dieser Stelle schon ausführlich dokumentiert wurde. Als Bürgermeister Leland Crawford Mrs. Vi Lapeer, eine Afroamerikanerin, zur neuen Polizeichefin ernannte, nährte das die Hoffnung, dass diese Stadtverwaltung die konstanten Übergriffe nicht weiter dulden würde. Doch leider wurden diese Hoffnungen in den vergangenen Wochen maßlos enttäuscht – was sich einmal mehr in dem Vorgehen gegen Ro Curtlee zeigte, den Sohn der Verleger dieser Zeitung.
    Wie die Leser dieser Kolumne wissen, wurde Mr. Curtlee unlängst von der Neunten Kammer des Berufungsgerichts aus dem Gefängnis entlassen. Richter Sam Baretto gewährte daraufhin – bis zur Wiederaufnahme des Prozesses – die Stellung einer Kaution. Doch diese Entscheidung stieß bei Staatsanwalt Wes Farrell und Abe Glitsky, dem Chef der Mordkommission, auf taube Ohren. Innerhalb weniger Tage nach Mr. Curtlees vorläufiger Entlassung präsentierte Glitsky mehrere zweifelhafte Anschuldigungen und nahm ihn erneut fest. Bei dem Vorfall, der für erhebliches mediales Aufsehen sorgte, verletzte Glitsky Mr. Curtlee so schwer, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.
    Und wieder kam eine Richterin des Oberlandesgerichts – Erin Donahoe – zu der Überzeugung, dass Ro Curtlee keine Gefahr für die Gemeinschaft darstelle, und gewährte erneut Kaution.
    Aber es scheint, als ob in San Francisco die erprobten Mechanismen unseres Rechtssystems außer Kraft gesetzt werden, wenn der Staatsanwalt und die Polizei einmal von der Schuld eines Verdächtigen überzeugt sind – und sich dabei auch über die Urteile des Gerichts hinwegsetzen. Nur so ist es zu erklären, dass sich Mr. Curtlee gestern Morgen einer weiteren Schikane der Polizei

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