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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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und schüttelte in gespielter Überraschung den Kopf. »Ez behauptete, dass Sie es sind, der zu dieser nächtlichen Stunde unseren Hausfrieden stört, aber ich sagte ihm, dass Sie so dumm nicht sein könnten. Also musste ich mich wohl oder übel selbst überzeugen – und tatsächlich, da stehen Sie in voller Schönheit. Ich muss schon sagen: Sie haben dicke Eier, Ihre Visage noch mal in meiner Nähe spazieren zu führen. Was zum Teufel wollen Sie denn diesmal?«
    »Ich war der Hoffnung, Sie als Täter in einem Mordfall auszuschließen, der sich heute ereignet hat.«
    »Klar doch. Und welche Dame hat es diesmal erwischt?«
    Glitsky war für einen Augenblick still. »Wer hat denn gesagt, dass es sich um eine Dame handelt?«
    Ro schien leicht irritiert, setzte dann aber ein gequältes Lächeln auf. »Ups, autsch. Da lockt er mich doch mit einem kleinen Kniff gleich aus der Reserve. Nicht übel. Ich hol besser meinen Anwalt, bevor ich mir noch mehr in die Schuhe schiebe. Vielleicht haben Sie ja sogar ein kleines Aufnahmegerät in der Tasche?«
    »Nicht der Fall.«
    Ro gluckste. »Was für ein Jammer. Sie hätten diese Aussage prima beim Prozess verwenden können.«
    »Das kann ich noch immer.«
    »Okay, jetzt machen Sie mir aber richtig Angst, vor allem, wenn es eine Frau war, die da abgemurkst wurde.«
    »Wollen Sie mal raten, wer es ist?«
    »Kann ich mir verkneifen. Wie würde das aussehen, wenn ich am Ende sogar auf die Richtige tippen würde? Sie wissen schon, was ich meine.«
    »Absolut. Sie sind viel zu schlau für dumme Tricks, Ro. Ich bin eigentlich auch nur hier, um Sie zu fragen, wo Sie heute Nachmittag waren und ob Sie mit jemand zusammen waren.«
    »Einen Scheißdreck muss ich Ihnen erzählen.«
    »Völlig richtig. Aber Sie könnten uns beiden viel Ärger ersparen, wenn Sie es mir verraten würden.«
    »Nichts ist mir wichtiger, Herr Sergeant, als Ihnen Ärger zu ersparen.«
    »Lieutenant. Ich bin befördert worden.«
    »Wahnsinn. Da kann ich nur gratulieren. Und ich dachte, Ihre Karriere sei nach meinem Prozess im Gully gelandet, wo Sie doch den Falschen eingelocht haben.«
    Glitskys Lippe zuckte leicht nach oben. »War gar nicht so schlimm, da ich doch immerhin Sie eingelocht habe. Also?«
    »Also was?«
    »Heute Nachmittag. Wo waren Sie?«
    »Draußen. Hab ’ne Spritztour gemacht.«
    »Alleine?«
    »Na klar. Ich genieße meine Freiheit.«
    »Wohin?«
    »Rauf nach Napa, dann rüber nach Sonoma und zum Abendessen zurück.«
    »Haben Sie irgendwo angehalten?«
    »Hab mir bei ›Taylor’s Refresher‹ in Napa einen Ham burger und Milkshake gegönnt. Kennen Sie den Laden? Super Küche. Nichts von dem überkandidelten Zeug, das es sonst da oben überall gibt.«
    »Ja«, sagte Glitsky. »Guter Laden. Was für einen Milkshake?«
    »Schokolade.«
    »Na also. Glauben Sie, dass sich jemand bei Taylor’s an Sie erinnern könnte?«
    »Keine Ahnung.«
    »Was ist mit dem Wagen?«
    »Was soll damit sein?«
    »Mit welchem Wagen sind Sie gefahren?«
    »Dem Z4, BMW . Offenes Cabrio.«
    »Welche Farbe?«
    »Violett.«
    »Also ziemlich auffällig.«
    »Die Leute drehen sich um, ja. Geile Karre. Ist es das, was Sie wissen wollen?«
    »Ist zumindest ein guter Anfang.«
    »Wer wurde denn nun ermordet?«
    Glitsky schaute auf seine Uhr. »Es sollte genau jetzt in den Spätnachrichten laufen. Sie können es sich mit eigenen Augen anschauen.«
    »Ro?« Eine weibliche Stimme kam von oben. Es war Theresa, seine Mutter. »Wer ist um diese Zeit an der Tür?«
    Ro Curtlee zögerte einen Moment, grinste abschätzig und sah Glitsky direkt in die Augen. »Niemand«, sagte er.
    Und schloss die Tür.
    Glitsky hätte jetzt nach Hause fahren können – was vermutlich nicht die schlechteste Idee gewesen wäre, aber er war zu aufgewühlt. Treya hätte kein Auge schließen können, wenn er im Wohnzimmer hektisch auf- und abgelaufen wäre.
    Also fuhr er wieder in die Innenstadt, stellte den Wagen auf dem städtischen Parkplatz ab und nahm den Aufzug zu seinem kleinen ungestörten Reich. Er knipste das Licht an und ging zu seinem Schreibtisch.
    Zur linken Hand stellten fünf stark verschmutzte Fenster den Kontakt zur Außenwelt her, lieferten aber so wenig Licht, dass es selbst tagsüber zu dunkel zum Lesen war. Unter gerahmten Fotos und Urkunden – unter anderem war Glitsky 1987 als »Polizist des Jahres« ausgezeichnet worden – befanden sich niedrige Regale mit persönlichen Erinnerungen: die Dienstmütze, die er als Streifenpolizist

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