Der Angeklagte: Thriller (German Edition)
hoben sich und fielen wieder in sich zusammen. Er spreizte seine Hände auf der Tischplatte, schüttelte den Kopf und zuckte noch einmal mit den Schultern.
Liz stieß sich von der Tür ab, kam um den Schreibtisch herum, legte einen Arm um ihn und küsste ihn auf den Kopf. Sie spürte, wie sein Körper mit einem Seufzer zusammenfiel. Sie ließ ihn los und setzte sich auf den Schreibtisch. »Wirklich«, sagte sie, »es gibt keinen Grund für dich, hierzubleiben.«
»Ich weiß. Aber ich weiß nicht, wohin ich sonst gehen soll.« Er atmete tief durch. »Ich bin heute Morgen beim Haus vorbeigefahren – oder dem, was davon übrig geblieben ist. Kannst du dir vorstellen, was das für ein Gefühl ist? Du gehst am Freitag raus, und es ist dein Zuhause, wo deine Kinder leben, wo du dein ganzes Zeug hast, wo sich der größte Teil deines Lebens abspielt – und dann fahre ich heute wieder vorbei, und alles ist weg. Und auch noch Janice.« Er schaute zu ihr hoch. »Ich habe nicht die leiseste Idee, was ich jetzt tun soll.«
»Du musst gar nichts tun.«
»Doch, ich muss mich zumindest irgendwie um die Kinder kümmern. Dem Herrn sei Dank, dass sie jetzt in der Schule sind. Ich habe keine Ahnung, wie sie mit der Situation … verdammt noch mal, ich habe von nichts eine Ahnung.« Er schwieg. »Tut mir leid. Ich bin nicht hierhergekommen, um mich auszuheulen.«
»Das ist völlig okay« sagte sie. »Du kannst weinen, so viel du willst, Michael. Weinen hilft.«
»Nein, nicht wirklich.« Er klopfte ihr sachte aufs Knie. »Aber danke fürs Angebot.« Nachdem er seinen Stuhl ein Stück zurückgeschoben hatte, sagte er: »Ich habe gehört, dass du Lieutenant Glitzky am Samstagmorgen getroffen hast.«
Sie nickte. »Ja, er war hier.«
»Und anscheinend kam ich am Freitag spät zur Arbeit?«
»War das so?«
»Das behauptet er jedenfalls. Beziehungsweise: Jemand, der hier arbeitet, muss es ihm gesagt haben. Und er scheint das für eine wichtige Information zu halten.«
»In welcher Hinsicht?«
»Nun, ich könnte so lange zu Hause geblieben sein, um sicherzustellen, dass sich das Feuer ausgebreitet hätte. Und dann mit Verspätung zur Arbeit gefahren sein.«
Ihr Gesicht verfinsterte sich. »Das ist doch der helle Wahnsinn. Er kann so was doch beim besten Willen nicht glauben.«
»Ich kam aber tatsächlich mit Verspätung hier an, oder nicht?«
Sie dachte für einen Augenblick nach. »Ich erinnere mich, dass ich aufgesperrt habe, aber danach …« Sie zuckte die Schultern. »Aber das spielt doch keine Rolle.«
»Nun, nachdem ich mir am Wochenende – neben all den anderen Sachen, die mir durch den Kopf schwirren – Gedanken gemacht habe, konnte ich es so weit rekonstruieren: Ich musste tanken, stand aber hinter einem Wohnmobil, das scheinbar Hunderte von Litern brauchte. Dann stand auf der Zapfsäule, dass ich meine Quittung nur innen drin bekommen könne. Letztendlich bekam ich auch die nicht, weil ich in der Schlange warten musste und sich vor mir zwei Leute darüber stritten, wer nun den richtigen Lottoschein ausgefüllt habe und wer nicht. So lief es jedenfalls ab – falls noch einmal jemand fragen sollte, was ich mir aber nicht vorstellen kann.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass es von irgendeiner Bedeutung ist, Michael.«
»Glitsky schien jedenfalls die große Nummer draus machen zu wollen. Und man sollte meinen, dass ich mich an den ganzen Zirkus an der Tankstelle erinnert hätte. Aber ich schwöre bei Gott: Es war wie weggewischt.«
»Was vielleicht dadurch erklärbar ist, dass gerade dein Haus abbrannte und deine Frau starb. Könnte es nicht damit was zu tun haben?«
»Ja, wahrscheinlich. Aber ich wollte es dir trotzdem gesagt haben.«
»Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, Michael. Wirklich.«
»Gut. Ich denke auch, dass die Frage überhaupt nicht relevant ist.«
»Und warum?«
»Weil ich mir ziemlich sicher bin, wer es getan hat.«
17
Ro Curtlee und sein Anwalt Tristan Denardi saßen im »Tadich Grill« und löffelten ihre Cioppino, San Franciscos Fischsuppenspezialität.
»Ich weiß, dass Sie die Frage nicht stellen sollten«, sagte Ro, »ich weiß auch, dass Sie es gar nicht wissen wollen, aber ich sage es Ihnen trotzdem: Ich war nicht mal in der Nähe ihres Apartments, ich habe Nuñez nicht umgebracht. Auch wenn’s mir nicht gerade das Herz bricht, dass sie nun nicht mehr unter uns weilt.«
»Nun, in gewisser Weise weilt sie noch immer unter uns.« Seiner theatralischen Gesten vor Gericht
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