Der Angriff
praktisch die Pistole an die Schläfe gesetzt.«
Flood wandte sich dem Außenminister zu. »Charlie, warten die Franzosen nicht schon sehnsüchtig darauf, ihre Beziehungen zum Irak wieder aufzunehmen?«
»Das stimmt«, antwortete der Außenminister.
»Und Südafrika?«
»Genauso.«
»Wie steht’s mit Russland?«
»Nicht anders.«
»Wenn wir die Tore erst einmal geöffnet haben«, fragte Flood weiter, »kann man dann annehmen, dass sie sich einen Monat später wieder aus dem Irak zurückziehen?«
»Das glaube ich nicht. Sie warten schon seit Jahren, dass die Sanktionen aufgehoben werden, und sie machen ohnehin schon inoffizielle Geschäfte.«
Flood wandte sich erneut Baxter zu. »Es wird nicht so einfach sein, eine solche Maßnahme wieder zurückzunehmen, wenn dieser Konflikt gelöst ist.«
»Ich weiß, dass es nicht einfach ist«, sagte Baxter, wohl wissend, dass er seine Autorität behaupten musste. »Sie brauchen mir das nicht erst zu erklären. Meine allergrößte Sorge sind trotzdem die amerikanischen Bürger, die als Geiseln festgehalten werden. Und wenn ich zu ihrer Rettung eine Außenpolitik ändern muss, die, nebenbei bemerkt, nicht einmal erfolgreich ist, dann werde ich nicht zögern, das zu tun.«
»Sie würden die gesamte Außenpolitik dieses Landes und die nationale Sicherheit aufs Spiel setzen, um das Leben von vierzig bis fünfzig Menschen zu retten?«
»Ich finde, Sie übertreiben jetzt ein wenig, General Flood.«
»Ich übertreibe?«, fragte Flood mit hochrotem Gesicht. »Das hier ist ein Krieg, Herr Vizepräsident, und in einem Krieg gibt es nun einmal Opfer. Saddam Hussein hat uns angegriffen. Er hat diesen Terroristen hier bezahlt, diesen Söldner, damit er uns angreift. Leute wie Saddam und Aziz verstehen nur eine Sprache – die der Gewalt.«
Baxter sah den General mit verächtlicher Miene an. »General Flood, wir haben Ihre Meinung zur Kenntnis genommen. Ich möchte jetzt auf etwas anderes zu sprechen kommen … «
»Sir!«, wandte der General mit lauter Stimme ein. »Wenn bekannt wird, dass Saddam Hussein bei dieser Sache seine Hand im Spiel hat, dann wird das amerikanische Volk ein entschlosseneres Vorgehen verlangen, und dann werden die politisch Verantwortlichen sich unbequeme Fragen gefallen lassen müssen.«
»Wollen Sie mir etwa drohen, General Flood?«, erwiderte Baxter erzürnt.
»Nein«, sagte Flood unbeirrt. »Ich stelle nur fest, was ohnehin auf der Hand liegt. Wir sind nicht das einzige Land, das im Besitz dieser Information ist. Einige unser engsten Verbündeten wissen, was hier läuft, und sie werden nicht tatenlos zusehen, wie wir ihre nationale Sicherheit gefährden.«
»General Flood!«, rief Baxter erbost. »Muss ich Sie vielleicht daran erinnern, dass ich hier die Verantwortung trage? Und für mich ist die Rettung der Geiseln wichtiger als alles andere. Ich kann mich in so einer Situation nicht um die Sicherheit irgendeines anderen Landes kümmern – egal ob es ein Verbündeter ist oder nicht.«
Flood ließ sich von der Zurechtweisung durch den Vizepräsidenten nicht beeindrucken. »Erstens weiß ich sehr wohl, dass Sie die Verantwortung tragen, und zweitens würde ich meine Pflichten sträflich vernachlässigen, wenn ich Sie nicht darauf aufmerksam machen würde, dass Sie einen schweren Fehler machen, wenn Sie die Sicherheitsinteressen unserer Verbündeten außer Acht lassen, besonders die von Israel. In Ihrem Bestreben, eine Lösung für diesen Konflikt zu finden, treiben Sie möglicherweise einen unserer engsten Verbündeten in den Krieg – und davon wären auch wir selbst betroffen.«
Bevor Baxter völlig die Beherrschung verlieren konnte, öffnete sich die Tür, und eine Offizierin der Navy trat ein. Sie entschuldigte sich für die Störung und ging auf Irene Kennedy zu. Die Offizierin überreichte ihr eine Nachricht und ging wieder hinaus.
Dr. Kennedy las die Nachricht, die eine Angelegenheit betraf, die sie ganz vergessen hatte. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen«, sagte sie und erhob sich, »ich muss da sofort eine Sache überprüfen.«
Mitch Rapp war bereit zum Aufbruch. Dass er Adams mitgenommen hatte, erwies sich als großer Vorteil – und das nicht nur aufgrund seines Wissens über das Gebäude, sondern auch, weil er Rapp bei vielen Kleinigkeiten unterstützte. Rapp blickte noch einmal auf den Plan des ersten Stockwerks, auf dem Adams ihm zuvor die gesuchten Details gezeigt hatte. »Meinst du, dass du dich gleich zeitig um den
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