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Der Angriff

Der Angriff

Titel: Der Angriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Nachdem er das Gespräch beendet hatte, überlegte er kurz, was er als Nächstes tun sollte. Schließlich schaltete er das Funkgerät ab und blickte zu Anna Rielly hinüber.
    Sie hockte regungslos in ihrer Ecke, immer noch in ihre Decke gehüllt. Milt Adams saß in der gegenüberliegenden Ecke und aß einen Müsliriegel. Anna sah Rapp immer noch eindringlich an und fragte schließlich: »Worum ist es da eben gegangen?«
    »Ach, nichts«, sagte Rapp, während er in seinen Sachen wühlte.
    »Für mich hat es aber schon so geklungen, als hätte es sich um etwas Bestimmtes gehandelt«, erwiderte sie.
    »Hören Sie, Anna, Sie sind Reporterin. Ich kann Ihnen nicht alles sagen, was da vor sich geht.«
    Anna lächelte. »Wem sollte ich es denn erzählen? Glauben Sie vielleicht, ich rufe mit Ihrem Funkgerät meinen Sender an und liefere einen Live-Bericht ab?«
    Rapp nahm einige Müsliriegel aus seinem Gepäck und reichte Anna einen davon. »Hier, essen Sie das. Und hören Sie auf, solche Fragen zu stellen«, fügte er lächelnd hinzu.
    Anna Rielly nahm den Riegel entgegen und sah ihn scharf an. »Für wen arbeiten Sie eigentlich, Mitch Kruse – für das FBI?«
    »Äh … nein. Nicht direkt.«
    »Für wen sonst? Für die Army?«
    Rapp ging nicht auf die Frage ein und kramte weiter in seinem Gepäck.
    Anna lächelte. »Na ja, es ist mir egal, für wen Sie arbeiten – auf jeden Fall haben Sie mir das Leben gerettet.«
    Rapp sah ihr lange in die Augen und überlegte, was er sagen sollte. »Wissen Sie, Anna«, begann er schließlich, »mein Dad hat mir beigebracht, dass man manchmal auch etwas für sich behalten muss.« Er betrachtete ihr Gesicht, auf dem eine Abschürfung und ein wenig getrocknetes Blut zu sehen war. »Die Sache hat doch ein paar kleine Spuren in Ihrem Gesicht hinterlassen«, sagte er, das Thema wechselnd, und berührte vorsichtig die Abschürfung auf ihrer Wange. »Tut das eigentlich weh?«
    »Nicht sehr. Wie sieht es denn aus?«
    Er betrachtete ihr Gesicht einige Augenblicke. »Ich würde sagen, wenn man bedenkt, was Sie durchgemacht haben, sehen Sie ziemlich gut aus. Verdammt gut sogar.«
    Anna lächelte. »Na ja, wenn das so ist, dann fühle ich mich auch gut.«
    Rapp stellte fest, dass er sie sehr gern ansah und dass seine Gedanken ein klein wenig in eine Richtung schweiften, die im Moment absolut fehl am Platz war – zumal schon die nächste Aufgabe auf ihn wartete. »Ich muss mich jetzt wieder an die Arbeit machen«, sagte er und fügte, zu Adams gewandt, hinzu: »Milt, du musst mir jede Treppe und jeden Aufzug zeigen, die von hier aus hinauf in den zweiten Stock und hinunter ins Erdgeschoss führen.«
     
     
    Dallas King telefonierte seit eineinhalb Stunden fast ununterbrochen. Er schritt eilig neben Vizepräsident Baxter her, der, von einigen ernst dreinblickenden Secret-Service-Leuten umgeben, das Pentagon betrat. King hielt die Sicherheitsvorkehrungen für etwas übertrieben – schließlich befanden sie sich im Verteidigungsministerium – doch er hatte im Moment ganz andere Dinge, über die er sich den Kopf zerbrechen musste. Die Mitarbeiter des Pentagon, die sich auf den Gängen aufhielten, redeten aufgeregt miteinander, während der Tross des Oberbefehlshabers der amerikanischen Streitkräfte vorüberzog. Alle hatten Aziz’ Ansprache gesehen, und jetzt fragte sich natürlich jeder, was die amerikanische Regierung unternehmen würde. Die Antwort hing in nicht unbeträchtlichem Maße von einem Mann namens Reginald Boulay ab, der in diesem Augenblick Dallas King telefonisch die Ergebnisse seiner Umfrage übermittelte. Boulays Umfragen wurden nie in den Zeitungen oder im Fernsehen veröffentlicht. Es war nicht sein Job, Umfragen in der gewünschten Richtung zu manipulieren, sondern möglichst genaue Ergebnisse zu liefern. Dies erreichte er, indem er eindeutige Fragen in allgemein verständlicher Sprache stellte.
    King nickte, als Boulay ihm das Resultat mitteilte. Er hatte zwar kein anderes Ergebnis erwartet, war aber dennoch ein wenig überrascht. Die Umfragewerte zeigten eindeutig, dass die amerikanische Öffentlichkeit mehrheitlich konsensbereit war und eine friedliche Lösung bevorzugte. King fragte sich, ob Aziz so schlau war, dass er diese Reaktion vorhergesehen hatte, oder ob er einfach Glück hatte.
    King war sehr zufrieden mit dem, was er von Boulay hörte. Mehr als sechzig Prozent der Befragten fanden, dass Vizepräsident Baxter alle Möglichkeiten ausschöpfen sollte, um zu einer

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