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Der Angriff

Der Angriff

Titel: Der Angriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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friedlichen Lösung der Krise zu gelangen. Fast achtzig Prozent meinten gar, dass die Wirtschaftssanktionen gegen den Irak aufgehoben werden sollten. »Ungefähr zwanzig Prozent«, hatte Boulay berichtet, »wollen, dass das Weiße Haus eher dem Erdboden gleichgemacht wird, als dass man den Terroristen in irgendeiner Weise entgegenkommt.«
    Auch das hatte King erwartet. Radikale würde es immer geben; um sie brauchte man sich keine Gedanken zu machen. Worum es ging, war die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung – die sechzig bis achtzig Prozent, deren Meinungen sich bei den meisten Themen irgendwo in der Mitte bewegten. Als politischer Berater sah es King als seine Aufgabe an, diese Leute dazu zu bringen, dass sie sich seiner Richtung annäherten – oder, anders gesagt, dafür zu sorgen, dass sein Chef die Ansichten der breiten Masse vertrat. Darum würde er sich als Nächstes kümmern müssen. King bat Boulay noch, ihm die Ergebnisse zu faxen, und beendete dann das Gespräch. Er nahm den Vizepräsidenten am Arm und zog ihn mit sich zu einer der Türen am Gang. Die Secret-Service-Leute waren es gewohnt, dass ihre Schützlinge bisweilen solche Vier-Augen-Gespräche mit ihren Beratern führten und wandten dem Vizepräsidenten diskret den Rücken zu, wobei sie sich schützend um ihn gruppierten.
    King legte Baxter die Hand auf die Schulter und sagte im Flüsterton: »Es ist genau so, wie ich es mir dachte. Über sechzig Prozent wünschen sich eine friedliche Lösung des Konflikts, und fast achtzig Prozent finden, dass die Wirtschaftssanktionen gegen den Irak aufgehoben werden sollten.«
    Baxter nickte. »Also können wir ruhig in der UNO Druck machen, dass sie die Sanktionen aufheben?«
    »Ich denke schon«, erwiderte King zuversichtlich. »Und wenn wir es dann noch erreichen, dass er noch ein Drittel der Geiseln freilässt, sind wir, glaube ich, in einer sehr günstigen Position.«
    Baxter zeigte in die Richtung des Raumes, in dem die Sitzung stattfinden würde. »Denen wird das gar nicht gefallen«, sagte er.
    King zuckte die Schultern. »Die sind doch erst zufrieden, wenn wir das Weiße Haus stürmen. Sie dürfen nicht zulassen, dass es dazu kommt. Sie müssen darauf pochen, dass es vor allem um das Leben der Geiseln geht.«
    »Und was ist mit den politischen Konsequenzen? Schließlich haben wir uns mit Terroristen bis jetzt nie auf Verhandlungen eingelassen«, meinte Baxter kopfschüttelnd. »Wir haben vielleicht die Mehrheit des Volkes hinter uns, aber es gibt einige Hardliner, denen es schon sauer aufstößt, dass wir das Geld aus dem Iran herausgerückt haben.«
    »Zum Teufel mit ihnen«, brummte King. »Diese Kerle sind so oder so gegen Sie. Und wenn Sie Ihnen nachgeben und das Weiße Haus stürmen lassen, dann haben Sie die linken Hardliner gegen sich.« King schüttelte den Kopf. »Sie können es unmöglich beiden Gruppen recht machen. Sie müssen sich nach der breiten Mehrheit richten, dann kann Ihnen nichts passieren.«
    »Das ist nicht gerade beruhigend«, entgegnete Baxter. »Die vorherrschende Meinung ändert sich oft schneller als das Wetter. Solange man sie hinter sich hat, ist ja alles schön und gut. Aber wenn sie sich einmal gegen einen wendet, ist man aufgeschmissen.«
    King sah seinen Chef müde an. Er hatte es allmählich satt, ihn immer nur jammern zu hören – zumal er selbst viel größere Sorgen hatte. »Sherman«, sagte King mit einem verächtlichen Ausdruck auf dem Gesicht, »vielleicht sollten Sie einfach den ganzen Kram hinschmeißen. Wenn Sie nicht erkennen, was für eine Gelegenheit sich Ihnen hier bietet, um sich als großer Staatsmann zu präsentieren, als der Politiker, der in der vielleicht größten Krise, die Amerika je erlebt hat, kühlen Kopf bewahrt und eine friedliche Lösung herbeigeführt hat – also, wenn Sie das nicht sehen, dann sollten Sie vielleicht General Flood und den anderen Kriegstreibern freie Hand lassen, damit sie den Befehl zum Einsatz geben können. Diese Leute werden das Weiße Haus dem Erdboden gleichmachen, mitsamt den Leuten, die darin gefangen gehalten sind. Dann werden Sie als der Mann in die Geschichte eingehen, der fünfzig Amerikaner in den Tod geschickt hat, weil er Angst hatte, den Kriegstreibern Einhalt zu gebieten.«
    Baxter stand schweigend da und sah seinen Stabschef an. Er war es nicht gewohnt, dass man in diesem Ton mit ihm redete. Genau das war wahrscheinlich der Grund, warum Kings Worte einen solchen Eindruck auf ihn machten. Er hat

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