Der Angriff
hindurchsehen. Dann half er Adams dabei, sich den fünfzehn mal zwölf Zentimeter großen Schwarzweiß-Monitor vor der Brust zu befestigen.
Rapp hob seine Maschinenpistole hoch und schloss, auf den Zehen stehend, die Luke mit dem Lauf der Waffe. »Noch Fragen?«, flüsterte er Adams zu.
»Nein.«
»Also gut. Dann nichts wie raus hier.« Die Maschinenpistole schussbereit haltend schlich Rapp lautlos über den Betonfußboden zur Tür. Adams folgte einen Schritt hinter ihm, und als sie die Tür erreichten, schob er das Ende des Kabels unter der Tür hindurch, um zu sehen, was dahinter war. Rapp blickte zu ihm zurück, während Adams mit Hilfe eines kleinen Rädchens das Ende des Kabels von einer Seite zur anderen bewegte. Die Luft schien rein zu sein.
22
Vizepräsident Baxters Rede an die Nation hatte nicht einmal fünf Minuten gedauert. Sie enthielt die übliche Verurteilung des Terrorismus, die Bestätigung, dass Präsident Hayes im Bunker in Sicherheit war, die üblichen Phrasen zur Stärkung des Nationalgefühls und zuletzt natürlich die Aufforderung zum Gebet.
Dallas King stand nervös im Arbeitszimmer des Vizepräsidenten, während er einem Meinungsforscher der Demokratischen Partei zuhörte, der von den ersten Ergebnissen der Ansprache berichtete. Mehrere Mitglieder des Stabes standen um ihren Chef herum und taten ihre Meinungen zu verschiedenen Themen kund. Die Kameras waren noch da, weil man davon ausging, dass man sie noch einmal brauchen würde, bevor die Krise bewältigt war. Dallas King hörte mit vorgetäuschter Aufmerksamkeit zu; in Wirklichkeit war er mit den Gedanken woanders.
Nervös blickte er auf die Uhr. Er würde zu spät zu dem Treffen kommen – einem Treffen, bei dem sich, wie er hoffte, das Angenehme in idealer Weise mit dem Nützlichen verbinden würde. Der junge Stabschef ließ Baxter nur ungern mit den anderen Mitgliedern des Stabs allein – doch das war nun einmal nicht zu vermeiden. Er nahm sein Sportsakko von der Lehne seines Stuhls und schickte sich an, zu gehen.
Der Vizepräsident blickte fragend zu ihm auf. »Wo wollen Sie denn hin?«
»Ich habe noch etwas Dringendes zu erledigen«, antwortete King augenzwinkernd und warf sich das Sakko lässig über die Schulter. Das Augenzwinkern sollte ausdrücken, dass er es ihm erzählen würde, wenn sie allein waren. Baxter nickte, und Dallas ging zur Tür. »Wir sehen uns dann morgen früh«, sagte er. »Wenn es etwas Neues gibt, können Sie mich ja übers Handy erreichen.«
King öffnete die Tür, nickte den beiden Sicherheitsbeamten zu, die am Gang postiert waren, und ging raschen Schrittes auf den Parkplatz hinaus. Er warf sein Sakko achtlos auf den Beifahrersitz seines metallic-blauen BMW-Kabrios und setzte sich hinter das Lenkrad. Eigentlich wollte er das Dach seines Kabrios schließen, doch dann beschloss er, damit noch zu warten, bis er an den Reportern vorbei war, die am Haupttor postiert waren. Er fuhr den kleinen Sportwagen aus dem Parkplatz und brauste zum Tor hinunter. King ließ die Scheinwerfer zweimal aufleuchten, um den Secret-Service-Leuten anzuzeigen, dass er es war. Als er das Tor erreichte, war es bereits ein Stück weit offen, sodass King ohne anzuhalten durchfahren konnte.
Der Amtssitz des Vizepräsidenten wurde von Reportern belagert. Vor dem Haupttor an der Massachusetts Avenue drängten sich die Wagen der Fernsehanstalten, und Fotografen versuchten noch schnell ein Bild von Kings Wagen zu schießen, als er an ihnen vorüberbrauste. King ließ den Fuß auf dem Gaspedal, als er in die Massachusetts Avenue einbog, während Secret-Service-Leute den Verkehr in beiden Richtungen anhielten. Während er nordwärts fuhr, blickte er kurz in den Rückspiegel und bog nach nur vier Straßen rechts ab. Mit über hundert Stundenkilometern brauste er durch ein Wohnviertel und schoss trotz eines Stoppschildes direkt vor einem herannahenden Taxi über eine Querstraße, was der wütende Taxifahrer mit lautem Hupen und dem Stinkefinger quittierte.
Er hatte sich um einiges verspätet; die Frau, die auf ihn wartete, würde gar nicht erfreut sein. King fuhr etwas langsamer, als er in eines der notorisch verstopften Viertel gelangte. Schließlich hielt er vor Stone’s, einer besonders schicken neuen Bar.
Als er das Lokal betrat, kam eine asiatische Frau auf ihn zu. Sie trug ein hautenges rotes Kleid, dessen Schlitz vom Boden bis zur linken Hüfte zu reichen schien. Sie blickte zu Dallas auf und hielt ihm die linke
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