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Der Angstmacher

Der Angstmacher

Titel: Der Angstmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vor wie auf einem Schiff stehend. Durch den weit geöffneten Mund saugte ich die Luft ein, während der Schweiß von meiner Stirn zu Boden tropfte. Dann war es vorbei!
    Schlagartig vernahm ich den Klang der Harfe nicht mehr. Erst ließ ich die Hände an die Ohren gepreßt, weil ich mit einem neuen Spiel rechnete, was glücklicherweise nicht eintrat. Hinter der Tür zu Sallys Zimmer blieb es ruhig.
    Ich erholte mich wieder. Es ging mir besser, noch nicht gut, immerhin gut genug, um mit Sally Saler einige Worte wechseln zu können. Die würden ihr keinen Spaß bereiten.
    Noch immer schwach auf den Beinen und verschwitzt, torkelte ich auf die Tür zu. Fast hätte ich noch die Klinke verfehlt, drückte die Tür auf und fiel förmlich zusammen mit ihr in den Raum.
    Etwas schlug in meinen Nacken, ein kalter Hauch traf mich, ich hörte den leisen Schrei des Mädchens und das Reißen von Stoff, als der Jackettkragen zerfetzte.
    Blitzschnell warf ich mich nach vorn, landete auf dem Tisch und rutschte mit ihm zusammen weiter. Erst am Fenster hielt uns die Mauer auf. Ich drehte mich herum, schaute zur Tür - und sah nichts. Trotzdem war etwas vorhanden gewesen, da brauchte ich nur nach dem Jackenkragen zu fassen, der auf seiner gesamten Länge eingerissen war. Von allein war das nicht gekommen.
    Sally saß auf dem Bett. Sie wirkte wie eine Statue, bewegte sich nicht und hatte beide Hände auf das Holz der Harfe gelegt. War sie überrascht, mich als Lebenden zu sehen? Davon ging ich aus und keuchte: »Okay, Sally, du hast es nicht geschafft. Ich lebe noch. Deine Harfe hat mich nicht zerstören können…«
    Sie gab zunächst keine Antwort und schaute zu, wie ich mich hochrappelte. Las ich nicht Spott in ihren Augen? Wahrscheinlich, denn die nächste Bemerkung paßte dazu.
    »Sie schwitzen ja so, Mr. Sinclair. Ist Ihnen nicht gut? Haben Sie etwas?«
    Diese Bemerkung holte mich fast wieder von den Beinen. »Ob ich etwas habe, fragte ich? O ja, ich habe sehr viel. Ich habe zum Beispiel Musik gehört, die mir gar nicht gefiel. Ich habe dann das Nebenzimmer verlassen und bin zu Ihnen gekommen, wurde aber angegriffen und spürte einen kalten, unheimlichen Hauch…«
    »Ja, ich habe gespielt.«
    »Es blieb mir nicht verborgen.«
    »Mögen Sie das Spiel der Harfe nicht, Mr. Sinclair?«
    »Im Prinzip liebe ich es. Nur wenn es von Personen, wie Sie es sind, stammt, hasse ich es.«
    »Was habe ich falsch gemacht?«
    »Überhaupt nichts. Es ist Ihre Harfe, die mir nicht gefällt. Auch das, was in ihr steckt.«
    Sie senkte den Kopf und streifte mit dem Blick die Saiten. »Wieso? Was sollte darin stecken?«
    »Das kann ich Ihnen möglicherweise zeigen. Zuvor jedoch wollte ich Ihnen sagen, daß Jens Andersen das Haus ohne Gepäck und auch ohne sein Musikinstrumentverlassen hat.«
    »Dafür kann ich nichts.«
    »Mal sehen.« Ich hatte mich wieder einigermaßen erholt, um an die Harfe denken zu können. Noch hatte ich darauf verzichtet, das Kreuz einzusetzen. Jetzt wollte ich es versuchen, denn innerhalb des Kreuzes war auch das Allsehende Auge eingraviert. Es stellte den Mittelpunkt eines Dreiecks dar, dessen Spitze nach oben wies. Bei den alten Ägyptern wurde es zur Kennzeichnung des Gottes Osiris gebraucht und später von der christlichen Mythologie übernommen. Das Allsehende Auge war positiv, es konnte eine heidnische, gefährliche Magie zerstören.
    Sally Saler beobachtete mich, wie ich die Kette über den Kopf streifte. Erst dann kam das Kreuz zum Vorschein.
    »Was soll das?« fragte sie und erhob sich. Spannung erfaßte ihren Körper. Sie stand da wie auf dem Sprung, als wollte sie mich im nächsten Augenblick angreifen.
    »Das werden Sie gleich sehen«, flüsterte ich. »Die Saiten der Harfe sind magisch beeinflußt. Ich werde den Geist aus ihnen heraustreiben. Die Angst und das Grauen bekommen keine Chance!«
    »Hüte dich, Bulle!« schrie sie.
    »Mr. Sinclair, Mr. Sinclair!« Plötzlich überstürzten sich die Ereignisse. Ich hörte die Stimme des Dr. Kimmler vom Gang her. Zwei Sekunden später stand er im Zimmer.
    Ich drehte mich.
    Die Züge des Mannes waren totenbleich geworden. Er schwitzte stark, in den Augen las ich Entsetzen. Er zitterte und konnte kaum mit der Sprache herausrücken.
    »Was haben Sie?«
    »Bitte, bitte, kommen Sie!«
    Ich sah auf Sallys Gesicht das kalte Lächeln, aber ich versprach ihr, zurückzukehren.
    Dr. Kimmler wartete auf dem Gang. Ich schloß die Tür und hörte sein Flüstern, mit dem er mir die

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