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Der Anruf kam nach Mitternacht

Der Anruf kam nach Mitternacht

Titel: Der Anruf kam nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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wollte Nick stirnrunzelnd wissen.
    Ambrose räusperte sich. Nick wusste genau, was das zu bedeuten hatte. Es war ein sicheres Zeichen für etwas Unangenehmes, das ihm bevorstand. »Nach Einsicht in Ihre Personalakte«, sagte Ambrose, »und basierend auf diesem neuerlichen Fall von … hm … Unbedachtheit, halten wir es für das Beste, dass Sie sich für längere Zeit von der Abteilung beurlauben lassen. Das Sicherheitsrisiko Ihre Person betreffend muss überprüft werden. Bis wir Ihnen einen positiven Bescheid zukommen lassen, sind Sie beurlaubt. Falls Beweise für mehr als nur unbedachtes Verhalten auftauchen sollten, werden Sie wieder von Mr. van Dam hören. Ganz zu schweigen von der Rechtsabteilung.«
    Nick benötigte keine Übersetzung. Er war soeben als Verräter eingestuft worden. Die logische Reaktion wäre gewesen, seine Unschuld zu beteuern und hier und auf der Stelle zurückzutreten. Aber er würde sich nicht die Blöße geben, das vor van Dam zu tun.
    So stand er nur auf und sagte: »Ich verstehe. War das alles, Sir?«
    »Das ist alles, O’Hara.«
    Nach dieser knappen Entlassung drehte Nick sich um und verließ das Büro. Das war es also, dachte er, während er zu seinem Büro zurückging. Nach acht Jahren Zugehörigkeit zum Auswärtigen Amt hatte ihn ein bisschen Neugierde den Kopf gekostet.
    Das Komische an der Sache war, dass es ihn nicht einmal störte, seinen Job verloren zu haben. Ihn störte lediglich die Beschuldigung, ein Verräter zu sein.
    Als er den Schlüssel in das Schloss zu seinem Büro steckte, fühlte er sich eigenartig erleichtert, als hätte man ihm eine große Last von den Schultern genommen. Er war frei. Die Entscheidung, um die er so hart gerungen hatte, war für ihn getroffen worden. Sie war wohl irgendwie unvermeidbar gewesen.
    Er konnte es verschmerzen, seinen Posten verloren zu haben, aber er würde das Haus nicht verlassen, wenn seine Loyalität weiterhin angezweifelt wurde. Er musste das wieder ins Lot bringen, der Wahrheit auf den Grund kommen. Und deshalb musste er Sarah Fontaine noch einmal aufsuchen.
    Die Aussicht war nicht einmal unerquicklich. Er freute sich sogar auf eine angenehme Unterhaltung, vielleicht beim Essen. Umgehend ging er zum Telefon und wählte ihre Nummer. Wie gewöhnlich war nur der Anrufbeantworter zu hören. Fluchend legte er auf, weil ihm plötzlich wieder sein Vorschlag einfiel, sie solle zu ihrer Freundin fahren. Wenn er nur deren Nummer wüsste …
    Er begann, seine Sachen zu packen.
    »Nick!«
    Er fuhr herum, als er Tim Greensteins Stimme hinter sich hörte. »Was machst du denn um diese Zeit noch hier?«, fragte Tim beim Hereinkommen.
    Nick sah ihn irritiert an. »Wonach sieht es denn aus? Ich räume meinen Schreibtisch auf.«
    »Du räumst deinen Schreib … Willst du damit sagen, dass man dich gefeuert hat?«
    »Man hat es anders formuliert. Ich wurde gebeten, mich für längere Zeit von der Abteilung beurlauben zu lassen, wie Ambrose sich höflich auszudrücken beliebte.«
    »Mann, das ist hart!« Tim setzte sich auf einen Stuhl. Er sah ungewöhnlich blass aus, als hätte er vor Kurzem etwas Unangenehmes erlebt.
    »Wo warst du?«, fragte Nick ihn. »Wir wollten uns doch in Ambroses Büro treffen.«
    »Mein Vorgesetzter hat mich aufgehalten. Und der FBI. Und der CIA. Ganz unerfreulich, das alles. Man hat mir sogar damit gedroht, mir meine Computerzugangskarte abzunehmen. Ich meine … das wäre doch grausam!«
    Nick schüttelte seufzend den Kopf. »Das ist meine Schuld, nicht wahr? Tut mir leid, Tim. Mir scheint, wir haben da in ein Wespennest gestochen. Es handelt sich also um Spionage. Aber wir hatten doch schon früher mit Spionen zu tun. Was ist denn so Besonderes an Geoffrey Fontaine?«
    »Ich weiß es nicht. Und ich will nicht mehr wissen, als ich ohnehin schon weiß.«
    »Hast du deine Neugier verloren?«
    »Ganz recht. Und du solltest das auch.«
    »Ich habe ein persönliches Interesse an diesem Fall. Ich kann jetzt nicht aufhören.«
    »Halt dich zurück, Nick, zu deinem eigenen Besten. Sonst ist es mit deiner Karriere vorbei.«
    »Meine Karriere ist ohnehin schon zu Ende. Denke daran, ich bin jetzt Privatmann. Und ich könnte sehr gut noch mehr Zeit mit Sarah Fontaine zubringen.«
    »Nick, ich rate dir als Freund, sie zu vergessen. Du irrst dich in ihr. Sie ist kein Unschuldsengel.«
    »Das scheint mir jeder einreden zu wollen. Aber ich bin der Einzige, der mit ihr zusammen gewesen ist.«
    »Hör zu, du irrst dich!«
    Tims scharfer

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