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Der Anruf kam nach Mitternacht

Der Anruf kam nach Mitternacht

Titel: Der Anruf kam nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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argwöhnisch. Irgendetwas missfiel ihm, und ihr war augenblicklich nicht mehr wohl bei der Sache.
    »Gibt es sonst noch etwas?«, fragte sie Potter. »Etwas, das ich wissen sollte?«
    »Nein, Mrs. Fontaine. Sie können auf der Stelle gehen. Ich werde Sie sogar persönlich ins Savoy zurückfahren.«
    »Sparen Sie sich die Mühe«, sagte Nick. »Ich werde sie zurückbringen.«
    Sarah machte einige Schritte auf Nick zu. »Haben Sie vielen Dank, Mr. Potter«, sagte sie, »aber dann werde ich mit Mr. O’Hara fahren. Wir sind … wir sind alte Freunde.«
    Potter runzelte die Stirn. »Freunde?«
    »Er war mir seit Geoffreys Tod sehr behilflich.«
    Mit einem finsteren Blick drehte sich Potter um und schnappte sich seinen Hut. »Gut. Viel Glück, Mrs. Fontaine.« Und an Nick gewandt: »Hören Sie zu, O’Hara, ich werde Mr. van Dam in Washington einen Bericht schicken. Ich bin davon überzeugt, er wird sich sehr dafür interessieren, dass Sie hier in London sind. Werden Sie bald wieder in die Staaten zurückfliegen?«
    »Vielleicht«, antwortete Nick. »Vielleicht aber auch nicht.«
    Potter ging zur Tür, dann drehte er sich ein letztes Mal um, und der Blick, mit dem er Nick musterte, war eiskalt. »Sie wissen, Sie hatten beim Auswärtigen Amt eine sehr gute Stellung. Ruinieren Sie sie nicht. Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich mir meine Schritte gut überlegen.«
    Nick neigte den Kopf. »Das mache ich immer.«
    »Was soll das heißen – Urlaub auf unbestimmte Zeit?«, fragte Sarah, während Nick sie zu ihrem Hotel zurückfuhr. »Sind Sie entlassen worden?«
    »Mit einem Wort – ja.«
    »Aber warum?«
    Nick antwortete nicht. An der nächsten roten Ampel lehnte er sich zurück und seufzte. Sein Seufzer klang müde und niedergeschlagen.
    »Nick?«, fragte Sarah ruhig. »War das meinetwegen?«
    Er nickte. »Sie waren teilweise der Anlass. Ihretwegen scheint man meine Loyalität anzuzweifeln. Acht Jahre guter, solider Arbeit scheinen denen nichts zu bedeuten. Aber lassen Sie sich davon nicht beirren. Ich glaube, dass ich mich innerlich und ohne es zu wissen ohnehin schon seit einiger Zeit von meinem Job entfernt habe. Sie waren nur der letzte, berühmte Tropfen auf den heißen Stein.«
    »Das tut mir leid.« Sarah warf ihm einen Blick von der Seite zu und merkte, dass er die Stirn runzelte. »Nick?«
    »Die Sache nimmt Formen an«, murmelte er.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sehen Sie geradeaus. Drehen Sie sich nicht um. Wir werden verfolgt.«
    Der Drang, den Kopf zu wenden, war sehr stark, aber Sarah brachte es fertig, ihre Aufmerksamkeit auf die nasse Straße und den dichten Verkehr vor ihnen zu richten. Warum geschieht das alles?, fragte sie sich, und ihr war bange um das Herz. »Was werden Sie jetzt machen, Nick?«
    »Nichts.«
    »Nichts?«
    Er achtete nicht auf die Bestürzung, die aus ihrer Stimme klang. »Ganz recht. Wir verhalten uns so, als wäre alles in bester Ordnung. Wir werden zum Hotel fahren, Sie werden sich umziehen, packen und abreisen. Ich werde Sie zu den Kenmores bringen, alten Bekannten von mir. Aber erst … Halten Sie sich fest, Sarah! Wir wollen einmal sehen, wie gut diese Burschen ihr Handwerk beherrschen …«
    Er scherte in eine enge Nebenstraße ein, schlängelte sich an einer Reihe von kleinen Geschäften und Cafés vorbei und trat dann abrupt auf die Bremse. Der Wagen hinter ihnen kam quietschend zum Stehen und verfehlte ihre hintere Stoßstange nur um wenige Zentimeter. Nick fing ganz unerwartet zu lachen an. Er sah zu Sarah hin, die sich am Armaturenbrett festhielt. »Alles in Ordnung?«
    Sie nickte. Vor lauter Angst brachte sie kein Wort heraus.
    »Es ist alles okay, Sarah. Ich glaube, ich kenne diese Männer. Ich habe sie schon früher gesehen. Sie sind von der Firma. Wir sollten allerdings trotzdem vorsichtig sein.«
    Sarahs Panik legte sich bereits wieder. Warum sollte sie sich vor dem CIA in Acht nehmen? Man war doch auf derselben Seite. Aber warum verfolgten sie sie dann? Sie fragte sich, wie lange man sie wohl schon beschattet haben mochte. Wenn das seit ihrer Ankunft in London der Fall gewesen war, dann konnten die CIA-Männer gesehen haben, wer Eve getötet hatte …
    »Magus«, sagte sie unvermittelt und sah Nick dabei an.
    Auf seinen fragenden Blick hin erläuterte sie: »Ich erinnere mich plötzlich. Das war der Codename eines Mannes, von dem mir Eve erzählt hat. Jemand, der auf schreckliche Rache aus war. Magus, der Zauberer.«
    »Darauf werden wir noch zu sprechen

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