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Der Anruf kam nach Mitternacht

Der Anruf kam nach Mitternacht

Titel: Der Anruf kam nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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riss das Lenkrad nach rechts und trat das Gaspedal voll durch. Der Golf machte einen gewaltigen Satz nach vorn. Sarah wurde gegen ihren Sitz geschleudert.
    Der Wagen schoss wild auf die Fahrbahn hinüber und schlidderte ziellos auf einen unvermeidlichen Zusammenstoß zu. Sarah befürchtete das Schlimmste.
    Aber der Aufprall erfolgte nicht. Sie hörte nur das Heulen des Motors und Nicks heiseren Fluch, als er in den dritten Gang schaltete.
    »Mach die Tür zu!«, brüllte er.
    Sarah sah zu ihm hinüber. Er hielt das Lenkrad mit beiden Händen fest umklammert und sah starr geradeaus. Sie waren gerettet. Nick beherrschte die Lage. Draußen sausten die Straßen Margates an ihnen vorbei.
    Sarah riss die Tür zu. »Warum will man uns umbringen?«
    »Gute Frage!« Aus dem Nichts tauchte plötzlich ein Lastwagen auf. Nick wich ihm in letzter Sekunde aus. Hinter ihnen quietschten die Räder eines anderen Wagens.
    »Dieser Agent …«
    »Ihm ist die Kehle durchgeschnitten worden.«
    »Wie entsetzlich!«
    Vor ihnen tauchte ein Hinweisschild für Westgate auf. Nick schaltete in den vierten Gang. Margate lag jetzt hinter ihnen, und kahle Felder zogen an den Fenstern vorbei.
    »Aber wer war es, Nick? Wer will uns töten?«
    Nick sah in den Rückspiegel. »Wir wollen hoffen, dass derjenige uns nicht auf den Fersen ist.«
    Entsetzt sah Sarah sich um. Ein blauer Peugeot näherte sich ihnen in schneller Fahrt. Sie erhaschte nur einen Blick auf den Fahrer und seine reflektierende Sonnenbrille.
    »Halte dich fest«, warnte Nick. »Ich gebe Tempo …«
    Er trat das Gaspedal durch, und der Golf schoss durch den Verkehr davon. Der Peugeot raste hinter ihnen her. Es war ein größerer, unbeweglicherer Wagen, der zunächst in die falsche Spur wechselte und dort um ein Haar mit einem Lastwagen zusammengestoßen wäre. Der Irrtum kostete den Verfolger den Bruchteil einer Sekunde, und der Peugeot blieb zurück. Doch dann wurde der Verkehr dünner. Auf offener Strecke würden sie nicht entkommen, dafür war der Peugeot zu schnell.
    »Ich kann ihn nicht abhängen, Sarah!«
    Sie hörte die Verzweiflung in seiner Stimme. Ihre Flucht war zum Scheitern verurteilt, und Nick konnte es nicht verhindern. Das ist alles meine Schuld, dachte Sarah, nur meine Schuld, dass Nick sterben wird.
    »Leg den Sicherheitsgurt an«, forderte er sie auf. »Uns bleibt keine andere Wahl.«
    Es blieb keine Wahl mehr … Welch nette Art auszudrücken, dass sie am Ende waren.
    Sarah beobachtete den Peugeot, der sich ihnen unaufhaltsam näherte. Durch die Frontscheibe konnte sie den Fahrer erkennen, dessen verspiegelte Brille im Sonnenlicht silbern reflektierte. Der Mann hatte etwas Monströses, Unmenschliches an sich, weil man seine Augen nicht erkennen konnte.
    Sie schnallte den Sicherheitsgurt an und warf Nick von der Seite einen Blick zu. Sein Profil wirkte hart, seine Aufmerksamkeit war ganz auf die Straße gerichtet. Er war zu beschäftigt, um Angst zu haben. Nur seine Hände verrieten ihn. Die Knöchel traten weiß hervor.
    Die Straße teilte sich jetzt. Links wies ein Schild nach Canterbury. Nick schlug das Steuer scharf nach links ein. Sarah wurde heftig gegen ihre Tür geworfen. Der Peugeot hinter ihnen hätte beinahe die Abbiegung verfehlt. Er schleuderte über die gesamte Breite der Straße und raste dann hinter ihnen her auf die Autobahn nach Canterbury.
    Durch den Nebel ihrer Angst drang Nicks leise und gefasste Stimme. »Die Schießerei kann jeden Augenblick losgehen. Zieh den Kopf ein. Ich werde so lange auf der Straße bleiben, wie ich kann. Falls wir einen Unfall haben sollten, spring aus dem Wagen und renne wie der Teufel davon. Der Benzintank könnte explodieren.«
    »Ich lasse dich nicht allein!«
    »Doch, das wirst du.«
    »Nein, Nick!«
    »Verdammt!«, schrie er sie an. »Du tust, was ich sage!«
    Der Peugeot war jetzt direkt hinter ihnen, so nahe, dass Sarah zwischen den zu einem Lächeln verzerrten Lippen des Fahrers die Zähne sehen konnte. »Warum schießen sie nicht?«, rief sie aus. »Sie sind nahe genug, um uns treffen zu können!«
    Der Peugeot stieß gegen ihre hintere Stoßstange. Sarah hielt sich an der Tür fest, während Nick mit dem Lenkrad erst nach rechts und dann nach links gegensteuerte. Der Peugeot schlingerte und blieb einige Meter zurück.
    »Deshalb«, antwortete Nick. »Sie wollen uns von der Straße abdrängen.«
    Wieder gab es einen Stoß, diesmal an der linken hinteren Seite. Nick riss den Wagen erneut herum. Der Peugeot holte

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