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Der Anruf kam nach Mitternacht

Der Anruf kam nach Mitternacht

Titel: Der Anruf kam nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Vertrauen zu schenken.«
    Kurze Zeit darauf, als sie sich in ihrem Zimmer in den Armen hielten, versuchte Sarah, alles das, was sie an Nick liebte, sich ins Gedächtnis einzuprägen: sein Lachen, sein Lächeln, den Duft seiner Haut. Ja, sie liebte ihn.
    »Liebe mich«, flüsterte sie. »Bitte. Jetzt. Liebe mich.«
    Er streichelte mit den Fingerspitzen über ihre Stirn, dann über die Wange. »Sarah, ich begreife nicht … Hier stimmt etwas nicht …«
    »Stell mir keine Fragen. Liebe mich nur. Lass mich vergessen. Ich möchte vergessen.«
    »Oh, Sarah«, stöhnte er und umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. »Ich werde dich vergessen machen …«
    Auf einmal gab es für Sarah nichts anderes als den Geschmack seines Mundes. Die wilde Leidenschaft, die immer hinter Nicks kühler Fassade gelauert hatte, brach plötzlich aus ihm heraus. Er ließ seine Finger über ihren Hals herab zu ihrer Bluse gleiten. Langsam öffnete er die Knöpfe, und dann spürte Sarah, wie sein Mund sich begierig auf ihre Brust presste. Ihr war kaum bewusst, dass ihr zuerst die Bluse und dann der Rock abgestreift wurden. Ihre Sinne waren einzig darauf gerichtet, welche Lust sie bei Nicks Liebkosungen empfand.
    Sie sank auf das Bett. Nick stand aufrecht vor ihr und betrachtete sie eine Weile mit brennenden Augen, ehe er sich mit einem Aufstöhnen auf sie legte und sie ungestüm zu küssen begann.
    »Ich wollte dich, wollte dich schon so lange«, flüsterte er zwischen den Küssen und fuhr mit gespreizten Fingern durch ihr Haar. »Vom ersten Tag an. Ich konnte an nichts anderes denken, als dich so vor mir zu sehen. Dich zu besitzen, dich zu spüren, zu schmecken.« Hastig zog er sich das Hemd über den Kopf. Ein Knopf sprang ab und fiel auf Sarahs nackten Bauch. Er schnippte ihn zur Seite und küsste die Stelle, wo der Knopf gelegen hatte. Dann stand er auf und zog sich ganz aus.
    Das schwache Licht, das durch das Fenster fiel, beleuchtete seine nackten Schultern. Sarah konnte nur schemenhaft die Umrisse seines Gesichts erkennen. Nick war nur ein Schatten, der über ihr zu schweben schien, ein Schatten, der zu wildem Leben erwachte, als ihre Körper sich berührten. Ihre Lippen vereinten sich zu einem leidenschaftlichen Kuss, der zu maßlos war, um zärtlich zu sein. Mit Körper und Seele hieß Sarah Nick willkommen. Sie gab sich ihm restlos hin.
    Sein Eindringen war langsam, zögernd, als fürchtete er, ihr wehzutun. Aber in dem Fieber der Leidenschaft verlor er bald die Zurückhaltung. Er war nicht mehr länger Nick O’Hara. Er war wild und ungezähmt. Doch sogar dem Ende zu, als er sich über ihr verkrampfte, blieb zwischen ihnen eine Zärtlichkeit, eine Zuneigung, die das rein körperliche Verlangen überstieg.
    Erst als Nick entspannt an ihre Seite sank und beider Atem sich beruhigte, fiel ihm Sarahs Schweigen auf. Er wusste, auch sie hatte ihn lieben wollen, denn sie hatte sich ihm auf eine ihm unvorstellbare Weise geschenkt. Seine Begierde erwachte aufs Neue, schon wenn er nur so neben ihr lag und ihren Kopf an seiner Brust fühlte. Er berührte ihre Wange und bemerkte ihre Tränen. Irgendetwas hatte sich geändert.
    Er würde sie später fragen, was anders geworden sei. Doch erst wenn die Glut ihres Feuers verloschen war, würde er sie fragen, warum sie geweint hatte. Nicht jetzt, sie war innerlich noch nicht dazu in der Lage. Und er wollte Sarah noch einmal lieben, er konnte nicht länger warten.
    Als er erneut in sie eindrang, vergaß er alle Fragen, die ihn noch einen Augenblick vorher bewegt hatten. Er vergaß alles. Es gab nur noch Sarah für ihn, die weich und warm unter ihm lag. Morgen würde er sich daran erinnern, was er sie hatte fragen wollen.
    Morgen.
    »Guten Morgen, Mr. Corrigan. Können wir Sie einen Augenblick stören?«
    Am Ton der Frage erkannte Wes sofort, dass es sich nicht nur um einen reinen Freundschaftsbesuch handelte. Er blickte von seinen auf dem Schreibtisch vor ihm liegenden Unterlagen auf und sah zwei Männer, die in der Tür standen. Der eine war untersetzt und dicklich, der andere groß und sehr schlank. Beide hatten kalte, verschlossene Mienen.
    Wes räusperte sich. »Hallo. Womit kann ich Ihnen dienen?«
    Der hochgewachsene Mann setzte sich hin und sah Wes direkt in die Augen. »Nick O’Hara. Wo ist er?«
    Wes verschlug es die Sprache. Er brauchte einige Sekunden, um seine Fassung wiederzugewinnen, aber da war es schon zu spät. Er hatte sich bereits verraten. Er schob die Papiere beiseite und sagte:

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