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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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auf dem Gehsteig zu hören. Ich weiß noch, dass ich dachte: Verrammle die Tür, Mama, das ist nicht nur dein wütender Ehemann, da kommt Derry in Person den Gehsteig entlang.
    Ich schnappte mir die Waffe, rappelte mich auf, stolperte über die eigenen dummen Beine, wäre fast wieder zu Boden gegangen, fand das Gleichgewicht wieder und rannte schließlich zur Hintertür des Hauses. Die Falltür über dem Kellerabgang lag auf meinem Weg. Ich machte einen Bogen um sie, weil ich davon überzeugt war, dass sie unter meinem Gewicht einbrechen würde. Sogar die Luft schien irgendwie sirupartig geworden zu sein, so als versuchte auch sie, mich zu behindern.
    Selbst wenn ich dabei umkomme, dachte ich. Selbst wenn ich dabei umkomme und Oswald sein Vorhaben durchzieht und Millionen ster ben. Selbst wenn. Weil dies hier jetzt ist. Weil es hier um sie da drin geht.
    Die Hintertür würde abgesperrt sein. Dessen war ich mir so sicher, dass ich fast vom Treppenpodest fiel, weil der Knopf sich doch drehen ließ und die Tür nach außen schwang. Ich betrat eine Küche, in der es noch nach dem Schmorbraten roch, den Mrs. Dunning in ihrem Hotpoint-Ofen gebraten hatte. Im Ausguss stapelte sich Geschirr. Auf der Arbeitsfläche stand eine Sauciere neben einer Platte mit kalten Nudeln. Aus dem Fernseher kamen tremolierende Geigenklänge – »Musik zum Morden«, wie Christy sie genannt hätte. Sehr passend. Ebenfalls auf der Arbeitsfläche lag die Frankensteinmaske aus Gummi, die Tugga tragen wollte, wenn er durch die Straßen zog, um Süßes oder Saures zu fordern. Daneben stand eine Tragetüte aus Papier, auf die er mit schwarzem Fettstift TUGGAS SÜSSIGKEITEN – FINGER WEG! geschrieben hatte.
    In seinem Aufsatz hatte Harry seine Mutter mit den Worten zitiert: »Mach das du mit dem Ding rauskommst, du hast hier nix zu suchen!« Das stimmte ungefähr. In Wirklichkeit hörte ich sie, während ich übers Linoleum auf den bogenförmigen Durchgang zwischen Küche und Wohnzimmer zuhastete, Folgendes sagen: »Frank? Was machst du hier?« Ihre Stimme wurde lauter und höher. »Was ist das? Wieso hast du … Verschwinde! «
    Dann kreischte sie.
    12
    Als ich durch den Bogen kam, fragte ein Kind: »Wer sind Sie? Warum schreit meine Mama? Ist mein Daddy hier?«
    Ich drehte den Kopf zur Seite und sah den zehnjährigen Harry Dunning in der Tür des kleinen Klos in der hinteren Ecke der Küche stehen. Er trug ein mit Fransen besetztes Trapperkostüm und hielt sein Luftgewehr in der einen Hand. Mit der anderen zog er den Reißverschluss am Hosenladen zu. Dann kreischte Doris Dunning wieder. Die beiden anderen Jungen schrien. Dann folgte ein schwerer Schlag – ein dumpfer, entsetzlicher Laut –, und das Kreischen verstummte.
    »Nein, Daddy, nicht, du tust ihr WEHHH! «, schrie Ellen.
    Ich rannte durch den Bogen und blieb mit offenem Mund stehen. Weil ich Harrys Aufsatz kannte, hatte ich immer angenommen, ich würde einen Mann aufhalten müssen, der einen normalen Hammer aus einem normalen Werkzeugkasten schwang. Das war aber nicht das, was Dunning in der Hand hielt. Er hatte einen bestimmt zehn Kilo schweren Vorschlaghammer, den er wie ein Spielzeug handhabte. Seine Hemdsärmel waren aufgerollt, und ich konnte die Muskeln spielen sehen, die er sich in den zwanzig Jahren Fleischzerlegen und Schweinehälftenschleppen antrainiert hatte. Doris war im Wohnzimmer auf dem Teppich zu Boden gegangen. Er hatte ihr schon einen Arm gebrochen – der Knochen ragte durch einen Riss im Ärmel ihres Kleides heraus – und anscheinend auch die Schulter ausgerenkt. Sie war blass im Gesicht und wirkte benommen. Die Haare hingen ihr vor den Augen, während sie über den kleinen Teppich vor dem Fernseher kroch. Dunning holte abermals mit dem Hammer aus. Diesmal würde er ihren Kopf treffen, ihr den Schädel einschlagen und ihr Gehirn auf die Couchpolster spritzen lassen.
    Ellen war ein kleiner Derwisch; sie bemühte sich verzweifelt, ihn wieder zur Tür hinauszudrängen. »Hör auf, Daddy, hör auf!«
    Er packte sie an den Haaren und stieß sie grob zurück. Sie taumelte weg, während Federn aus ihrem Kopfschmuck flogen. Sie prallte so heftig gegen den Schaukelstuhl, dass er umkippte.
    »Dunning!«, brüllte ich. »Aufhören!«
    Er starrte mich mit roten, in Tränen schwimmenden Augen an. Er war betrunken. Und er weinte. Rotz hing ihm aus der Nase, Speichel bedeckte sein Kinn. Sein Gesicht war vor lauter Wut, Schmerz und Verwirrung verkrampft.
    »Scheiße, wer bissu?«,

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