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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Nebenhöhlen reichte. Aus meinen Augen strömten nutzlose Tränen.
    Ich stand auf (schon das tat weh), setzte die billige Sonnenbrille auf, die ich mir für die Fahrt nach Derry gekauft hatte, und schluckte fünf Aspirin. Sie halfen immerhin so weit, dass ich mich anziehen und in meinen Mantel schlüpfen konnte. Den würde ich brauchen, denn der Morgen war kalt, grau und regnerisch. In gewisser Beziehung war das ein Plus. Ich bin mir nicht sicher, ob ich in hellem Sonnenschein hätte überleben können.
    Ich hätte mich rasieren sollen, aber das ließ ich heute aus: Ich hatte Angst, unter hellem Licht – das durch den Spiegel im Bad verdoppelt wurde – könnte mein Gehirn sich einfach auflösen. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich durch diesen Tag kommen sollte, also versuchte ich es gar nicht erst. Einen Schritt nach dem anderen, ermahnte ich mich, als ich langsam die Treppe hinunterging. Mit einer Hand klammerte ich mich ans Geländer, mit der anderen hielt ich mein Souvenirkissen an mich gedrückt. Ich muss wie ein überaltertes Kind mit seinem Teddybären ausgesehen haben. Einen Schritt nach dem an…
    Das Geländer gab nach.
    Einen Augenblick lang kippte ich mit dröhnendem Schädel und wild in der Luft fuchtelnden Händen nach vorn. Ich ließ das Kissen fallen (der Revolver darin schepperte) und krallte nach der Wand über mir. Bevor meine Schräglage zu einem Treppensturz wurde, der mir den Hals brechen konnte, bekam ich im letzten Augenblick einen der altmodischen Wandleuchter zu fassen. Ich riss ihn aus der Wand, aber das Elektrokabel hielt noch, sodass ich das Gleichgewicht zurückgewann.
    Ich setzte mich auf die Treppe und ließ meinen pochenden Kopf auf den Knien ruhen. Die Kopfschmerzen waren mit meinem rasenden Herzschlag synchronisiert. Meine tränenden Augen schienen zu groß für ihre Höhlen zu sein. Ich könnte jetzt erzählen, dass ich am liebsten in meine Wohnung zurückgekrochen wäre und mein Vorhaben aufgegeben hätte, aber das wäre nicht die Wahrheit. In Wirklichkeit wollte ich gleich hier auf der Treppe ster ben, damit alles ein Ende hatte. Gab es wirklich Leute, die solche Kopfschmerzen nicht nur manchmal, sondern regelmäßig hatten? Dann stehe Gott ihnen bei.
    Es gab nur eines, was mich wieder auf die Beine bringen konnte, und ich zwang mein schmerzendes Hirn dazu, nicht nur daran zu denken, sondern es auch zu sehen: Tugga Dunnings Gesicht, das sich jäh auflöste, während er auf mich zukroch. Haare und Gehirnmasse, die förmlich in die Luft sprangen.
    »Okay«, sagte ich. »Okay, ja, okay.«
    Ich drückte das Zierkissen an mich und wankte die restlichen Stufen hinunter. Dann trat ich in einen wolkenverhangenen Tag hinaus, der mir so gleißend hell erschien wie ein Nachmittag in der Sahara. Ich tastete nach meinen Autoschlüsseln. Sie waren nicht da. Wo sie hätten sein sollen, ertastete ich ein großes Loch in der rechten Hosentasche. Am Vorabend war es noch nicht da gewesen, das wusste ich ziemlich sicher. Mit kleinen, ruckartigen Schritten kehrte ich um. Meine Schlüssel lagen zwischen verstreutem Kleingeld auf dem Podest vor der Haustür. Ich bückte mich nach ihnen und zuckte zusammen, weil sich dabei ein Bleigewicht in meinem Schädel nach vorn verlagerte. Mit den Schlüsseln in der Hand taperte ich zum Sunliner. Und als ich den Motor anzulassen versuchte, wollte mein bisher stets zuverlässiger Ford nicht anspringen. Der Anlassermagnet klickte ein einziges Mal. Das war’s dann auch schon.
    Für diese Eventualität hatte ich vorgesorgt; nicht vorbereitet war ich jedoch darauf, mit zum Zerspringen schmerzendem Kopf ein weiteres Mal die Treppe erklimmen zu müssen. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so verzweifelt nach meinem Nokia gesehnt. Mit ihm hätte ich am Steuer sitzend telefonieren und dann mit ge schlossenen Augen still abwarten können, bis Randy Baker kam.
    Irgendwie schaffte ich es, die Treppe hinaufzukommen – vorbei an dem abgebrochenen Geländer und dem heruntergerissenen Wandleuchter, der wie der Kopf eines Toten mit Genickbruch an seinem Kabel baumelte. In der Tankstelle meldete sich niemand – nicht so früh an einem Sonntagmorgen –, weshalb ich es mit Bakers Privatnummer versuchte.
    Wahrscheinlich ist er tot, dachte ich. Hat mitten in der Nacht einen Herzinfarkt gehabt. Von der unerbittlichen Vergangenheit gekillt, mit Jake Epping als heimlichem Mitverschwörer.
    Mein Mechaniker war nicht tot. Nach dem zweiten Klingeln meldete er sich mit

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