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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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die Zeit drängt. Eine Ironie des Schicksals, wenn man bedenkt, wohin die unsichtbare Treppe aus meinem Vorratsraum führt, oder nicht?«
    Langsamer als je zuvor sagte ich: »Jedes … Mal … ist … das … erste Mal.«
    Er lächelte abermals. »Das hast du verinnerlicht, glaub ich. Wir sehen uns heute Abend, okay? Vining Street neunzehn. Achte auf den Gartenzwerg mit der Fahne.«
    8
    Ich verließ Al’s Diner um halb vier. Die sechs Stunden bis halb neun waren nicht so unheimlich wie mein Besuch im Lisbon Falls vor dreiundfünfzig Jahren, aber doch beinahe. Die Zeit schien sich dahinzuschleppen und gleichzeitig beschleunigt abzulaufen. Ich fuhr zu dem Haus zurück, das ich in Sabbatus abstotterte (Christy und ich hatten unser Haus in Lisbon Falls verkauft und uns den Erlös geteilt, als unsere Ehe in die Brüche gegangen war). Ich wollte ein Nickerchen machen, konnte aber natürlich nicht schlafen. Nachdem ich zwanzig Minuten lang stocksteif auf dem Rücken gelegen und die Zimmerdecke angestarrt hatte, ging ich zum Pinkeln ins Bad. Während ich zusah, wie der Urin in die Kloschüssel plätscherte, sagte ich mir: Das da war mal Root Beer aus dem Jahr 1958. Aber zugleich dachte ich, dass das alles Blödsinn war. Al hatte mich irgendwie hypnotisiert.
    Diese Sache mit dem Verdoppeln, schon komisch.
    Ich versuchte die letzten Leistungskursaufsätze zu lesen und war kein bisschen überrascht, als das nicht ging. Mr. Eppings gefürchteten Rotstift einsetzen? Kritische Urteile fällen? Eine lächerliche Vorstellung. Ich schaffte es nicht einmal, den Sinn der Wörter zu erkennen. Also hockte ich mich vor die Röhre (ein atavistischer Begriff aus den flotten Fünfzigern; Röhren haben Fernseher schon längst nicht mehr) und zappte eine Zeit lang herum. Auf TMC kam ein alter Film, der Dragstrip Girl hieß. Ich merkte, dass ich die alten Autos und von Angst beherrschten Teenager so gebannt anstarrte, dass ich davon Kopfschmerzen bekam, und schaltete aus. Ich machte mir im Wok ein halbes Hähnchen mit Gemüse und bekam es dann nicht hinunter, obwohl ich hungrig war. Ich saß da, starrte den Teller an und dachte darüber nach, wie Al Templeton Jahr für Jahr dieselben zwölf, fünfzehn Pfund Hackfleisch serviert hatte. Das war ein wirkliches Wunder, wie die Speisung der Fünftausend, und was machte es da schon, wenn wegen seiner Tiefstpreise von Hunde- und Katzenburgern gemunkelt wurde? Bei seinem Einkaufspreis für Hackfleisch musste jeder verkaufte Fatburger einen absurd hohen Gewinn abgeworfen haben.
    Als ich merkte, dass ich in meiner Küche auf und ab marschierte – außerstande zu schlafen, nicht imstande zu lesen, außerstande fernzusehen, ein völlig gutes Wokgericht in das Mahlwerk im Ausguss gekippt habend –, setzte ich mich ins Auto und fuhr in die Stadt zurück. Inzwischen war es Viertel vor sieben, und entlang der Main Street gab es überall freie Parkplätze. Ich parkte gegenüber der Kennebec Fruit, blieb am Steuer sitzen und starrte die Bruchbude mit der abblätternden Farbe an, die früher ein florierendes Geschäft in einer Kleinstadt gewesen war. Das nach Ladenschluss unbeleuchtete Gebäude sah wie ein Fall für die Abrissbirne aus. Die einzigen Anzeichen menschlicher Behausung waren ein paar Moxie-Schilder in dem staubigen Schaufenster ( MOXIE TRINKEN HÄLT GESUND! stand auf dem größten), die so altmodisch waren, dass sie seit vielen Jahren dort hätten stehen können.
    Der über die Straße fallende Schatten des alten Hauses berührte eben noch meinen Wagen. Rechts neben mir, wo früher das Spirituosengeschäft gestanden hatte, stand jetzt der gepflegte Klinkerbau einer Filiale der Key Bank. Wer brauchte ein Greenfront, wenn man in ganz Maine in jedes Lebensmittelgeschäft gehen und mit einer kleinen Flasche Jack Daniel’s oder einem Flachmann mit Kaffeelikör rauskommen konnte? Und nicht etwa in einer dürftigen Papiertüte; moderne Menschen von heute verwendeten Plastiktüten, mein Sohn. Hielten ein Jahrtausend lang. Und weil wir gerade bei Geschäften sind: Ich hatte noch nie von einem gehört, das sich Red & White nannte. Wenn man in The Falls Lebensmittel einkaufen wollte, fuhr man zum IGA , das eine Straße entfernt von hier an der 196 lag. Genau gegenüber dem alten Bahnhof, der jetzt eine Kombination aus T-Shirt-Laden und Tattoo-Studio war.
    Trotzdem erschien mir die Vergangenheit in diesem Augenblick sehr nahe – aber das lag womöglich nur an dem goldenen Schimmer des vergehenden

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