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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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leben.«
    »Ja, ich weiß.« Lees Augen leuchteten.
    »Aber!« De Mohrenschildt hob warnend einen Finger. »Wenn du glaubst, die amerikanischen Kapitalisten würden zulassen, dass Fidel, Raúl und Che ihren Zauber verbreiten, lebst du in einer Traumwelt. Das Räderwerk ist schon in Gang. Du kennst diesen Kerl Walker?«
    Ich horchte auf.
    » Edwin Walker? Der General, der entlassen worden ist?«
    »Genau der.«
    »Den kenn ich. Wohnt in Dallas. Hat als Gouverneur kandidiert und den Arsch versohlt gekriegt. Danach ist er rüber nach Miss’sippi, um an Ross Barnetts Seite zu stehen, als James Meredith die Integration an der Ole Miss eingeleitet hat. Walker ist bloß ein weiterer kleiner Hitler, der für die Rassentrennung eintritt.«
    »Ein Rassist, gewiss, aber die Pro-Segregations-Sache und die Klan-Heinis sind für ihn nur eine Tarnung. Den Kampf für die Negerrechte sieht er als Keule, mit der er auf die sozialistischen Prinzipien eindreschen kann, die ihn und seinesgleichen so beunruhigen. James Meredith? Ein Kommunist! Die NAACP ? Eine Tarnorganisation. Das SNCC ? Außen schwarz, innen rot!«
    »Klar«, sagte Lee. »So funktionieren die.«
    Ich konnte nicht beurteilen, ob de Mohrenschildt sich ehrlich für die Dinge interessierte, die er sagte, oder ob er Lee nur aus Spaß an der Freude heißmachte. »Und was sehen die Walkers und die Barnetts und all die herumhüpfenden Erweckungsprediger wie Billy Graham und Billy James Hargis als das schlagende Herz dieses bösen, Nigger liebenden, kommunistischen Un geheuers? Russ land!«
    »Wie wahr.«
    »Und wo sehen sie die gierig ausgestreckte Hand des Kommunismus nur neunzig Meilen von der Küste der Vereinigten Staaten entfernt? In Kuba! Walker trägt keine Uniform mehr, aber sein bester Freund sehr wohl. Weißt du, von wem ich rede?«
    Lee schüttelte den Kopf. Er starrte de Mohrenschildts Gesicht unverwandt an.
    »Curtis LeMay. Auch ein Rassist, der hinter jedem Busch Kommunisten lauern sieht. Was sollte Kennedy nach Walkers und LeMays Überzeugung tun? Kuba bombardieren! Dann Kuba besetzen! Dann Kuba als einundfünfzigsten Staat der USA annektieren! Ihre Demütigung in der Schweinebucht hat sie nur noch entschlossener gemacht!« De Mohrenschildt machte eigene Ausrufezeichen, indem er sich mit der Faust auf den Schenkel schlug. »Männer wie LeMay und Walker sind viel gefährlicher als diese Rand-Schlampe, und das nicht nur, weil sie Waffen besitzen. Sondern weil sie Anhänger haben.«
    »Ich kenne die Gefahr«, sagte Lee. »Ich habe angefangen, hier in Fort Worth eine Hände-weg-von-Kuba-Gruppe zu organisieren. Ich habe schon etwa ein Dutzend Interessenten.«
    Das war kühn. Soviel ich wusste, waren die einzigen Dinge, die Lee in Fort Worth organisiert hatte, ein paar Fliegengitter mit Alurahmen sowie die Wäschespinne hinter dem Haus, wenn Marina ihn dazu überreden konnte, was selten genug vorkam, dass er Junes Windeln dort aufhängte.
    »Halt dich lieber ran damit«, sagte de Mohrenschildt grimmig. »Kuba ist eine Werbetafel für die Revolution. Wenn die leidenden Menschen Nicaraguas und Haitis und der Dominikanischen Republik nach Kuba blicken, sehen sie eine friedliche, agrarische sozialistische Gesellschaft, die den Diktator gestürzt und seine Geheimpolizei vertrieben hat – in einigen Fällen mit dem eigenen Schlagstock in ihrem fetten Arsch!«
    Lee lachte schallend.
    »Sie sehen, wie große Zuckerrohrplantagen und die Sklavenarbeiterfarmen von United Fruit unter die Bauern verteilt werden. Sie sehen, dass Standard Oil die Insel verlassen muss. Sie sehen, wie die Spielkasinos, die alle dem Lansky-Mob gehören …«
    »Wie wahr«, sagte Lee.
    »… geschlossen werden. Die Zirkusspiele sind vorbei, mein Freund, und die Frauen, die ihre Körper verkauft haben – und die Körper ihrer Töchter –, haben wieder ehrliche Arbeit. Ein peón, der unter dem Schwein Batista auf der Straße verreckt wäre, kann jetzt ins Krankenhaus gehen und sich anständig behandeln lassen. Und warum? Weil unter Fidel der Arzt und der peón gleichberechtigt sind!«
    »Wie wahr«, sagte Lee. Das war seine Standardantwort.
    George de Mohrenschildt sprang von der Couch auf und fing an, um den neuen Laufstall herumzumarschieren. »Glaubst du, dass Kennedy und seine irische Kamarilla diese Werbetafel stehen las sen werden? Diesen Leuchtturm, der eine Botschaft der Hoffnung ausstrahlt?«
    »Irgendwie mag ich Kennedy«, sagte Lee, als genierte er sich, das einzugestehen. »Trotz der

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