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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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aber auch überraschend gerissen. Außerdem …« Er räusperte sich. »Ich habe einen Freund, der seine Frau vögeln möchte.«
    »Das wissen wir«, sagte ich und dachte dabei an Bouhe – nur ein weiterer George in einer anscheinend endlosen Reihe. Wie glücklich würde ich sein, aus der Echokammer der Vergangenheit zu entkommen. »Mir geht’s nur darum, zweifelsfrei festzustellen, dass Sie nichts mit dem vermurksten Attentat auf Walker zu tun hatten.«
    »Sehen Sie sich das hier an. Ich habe es aus dem Sammelalbum meiner Frau mitgenommen.«
    Er schlug den Schnellhefter auf, nahm das darin liegende einzelne Zeitungsblatt heraus und gab es mir. Ich schaltete die Deckenleuchte des Chevys ein und konnte nur hoffen, dass meine Sonnenbräune nicht wie das Make-up aussah, das sie in Wirklichkeit war. Aber wen störte das andererseits? De Mohrenschildt würde es nur für etwas mehr Mantel-und-Degen-Spukerei halten.
    Das Blatt stammte aus der Morning News vom 12. April. Ich kannte diese Kolumne: In Dallas wurde AROUND TOWN vermutlich mehr gelesen als die Berichterstattung aus dem In- und Ausland. Der Text enthielt viele Namen in Fettdruck, und dazwischen gab es viele Fotos von Männern und Frauen in Abendkleidung. Eine Meldung im mittleren Drittel hatte de Mohrenschildt mit roter Tinte umringelt. Das dazugehörige Foto zeigte unverkennbar George und Jeanne. Er trug einen Smoking und ließ ein Grinsen sehen, das so viele Zähne zu zeigen schien, wie ein Klavier weiße Tasten besaß. Jeanne stellte ein erstaunlich tiefes Dekolleté zur Schau, das der zweite Mann an ihrem Tisch genauestens zu begutachten schien. Alle drei hielten ein Champagnerglas hoch.
    »Das ist die Zeitung vom Freitag «, sagte ich. »Das Attentat auf Walker ist am Mittwoch verübt worden.«
    »Diese Gesellschaftsnachrichten sind immer zwei Tage alt. Weil sie aus dem Nachtleben berichten, kapiert? Außerdem … sehen Sie sich nicht bloß das Bild an, lesen Sie den Text, Mann. Da steht’s schwarz auf weiß!«
    Ich las die Meldung, aber ich wusste, dass er die Wahrheit sagte, sobald ich den Namen des zweiten Mannes in der wichtigtuerischen halbfetten Schrift der Zeitung las. Das harmonische Echo war so laut wie ein auf Nachhall eingestellter Gitarrenverstärker.
    Der hiesige Ölmagnat George de Mohrenschildt und seine Frau Jeanne hoben am Mittwochabend im Carousel Club ein Glas Champagner (oder vielleicht waren es ein Dutzend!), um den Geburtstag der Lady, die wieder mal zum Anbeißen aussah, zu feiern. Wie alt? Die Turteltauben wollten es nicht verraten, aber uns kommt sie keinen Tag älter als dreiundzwanzig vor (und tschüs!). Ihr Gastgeber war Jack Ruby, der joviale Besitzer des Carousel, der eine Flasche Schampus rüberschickte und zu einem Toast an ihren Tisch kam. Alles Gute zum Geburtstag, Jeanne, und bleiben Sie uns noch lange erhalten!
    »Der Champagner war Fusel, und ich war bis nachmittags um drei verkatert, aber das war’s wert, wenn Sie jetzt zufrieden sind.«
    Das war ich. Und ich war sogar fasziniert. »Wie gut kennen Sie diesen Ruby?«
    De Mohrenschildt schniefte – sein ganzer adliger Snobismus drückte sich in einem einzigen heftigen Luftholen durch geweitete Nasenlöcher aus. »Nicht gut, und ich würde das auch nicht wollen. Er ist ein verrückter kleiner Jude, der Polizeibeamten Drinks spendiert, damit sie wegsehen, wenn er die Fäuste gebraucht. Was er gern tut. Irgendwann wird er wegen seines Naturells in Schwierigkeiten geraten. Jeanne gefallen seine Stripperinnen. Sie machen sie heiß.« Er zuckte die Achseln, wie um zu sagen, dass mal einer die Frauen verstehen solle. »Sind Sie jetzt …« Er blickte nach unten, sah den Revolver in meiner Faust und verstummte abrupt. Seine Augen weiteten sich. Seine Zungenspitze kam heraus und fuhr über die Lippen. Sie machte ein eigenartig feucht schlürfendes Geräusch, als er sie wieder einzog.
    »Ob ich zufrieden bin? Wollten Sie das fragen?« Ich stieß ihn mit dem Revolver an und genoss es, als er erschrocken tief Luft holte. Das Morden veränderte einen, das konnte ich bestätigen, es wirkte verrohend, aber wenn es jemals einen Menschen gab, der einen heilsamen Schreck verdiente, dann war es dieser. Marguerite war teilweise dafür verantwortlich, wie ihr jüngster Sohn sich entwickelt hatte, und Lee selbst trug viel Verantwortung dafür – all diese unausgegorenen Berühmtheitsfantasien –, aber de Mohrenschildt hatte ebenfalls eine Rolle gespielt. Und war dies alles eine tief im

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