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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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er abgesprengt wurde. Ich wollte ins Schlafzimmer flüchten. Etwa auf halbem Weg schnappten sie mich.
    15
    Zwei von Roths Schlägern schleiften mich in die Küche. Der dritte war der Mann mit dem kurzen Stück Rohr in der Hand. Es war in Streifen aus dunklem Filz gewickelt. Das sah ich, als er es auf den Tisch legte, an dem ich so oft gegessen hatte. Er streifte sich gelbe Rohlederhandschuhe über.
    Roth lehnte am Türrahmen und lächelte weiter gelassen. »Eduardo Gutierrez hat Syphilis«, verkündete er. »Sie hat das Gehirn erfasst. In achtzehn Monaten ist er tot, aber weißt du was? Er macht sich nichts daraus. Er glaubt, dass er als arabischer Emirat oder so ’n Scheiß wiedergeboren wird. Wie findest du das, hä?«
    Auf schiefe Argumente zu reagieren – auf Cocktailpartys, in öffentlichen Verkehrsmitteln, in der Schlange vor der Kinokasse – war knifflig genug, aber es war richtig schwierig, die richtige Antwort zu finden, wenn man von zwei Männern festgehalten wurde, damit der dritte zuschlagen konnte. Deshalb schwieg ich.
    »Die Sache ist die, dass der Gedanke an dich sich in sein Hirn hineingefressen hat. Du hast Wetten gewonnen, die du nicht hättest gewinnen dürfen. Manchmal hast du verloren, aber Eddie G. hat diese verrückte Idee, dass du absichtlich verloren hast. Du verstehst, was ich meine? Dann hast du beim Derby abgesahnt, und er hat sich eingebildet, du bist … ich weiß nicht … so ’ne Art Telepath, der in die Zukunft schauen kann. Weißt du übrigens, dass er dein Strandhaus abgefackelt hat?«
    Ich schwieg.
    » Dann, als die kleinen Würmerchen sich wirklich über sein Gehirn hergemacht haben, fing er an zu glauben, du bist irgendein Ghul oder Teufel«, fuhr Roth fort. »Er hat im ganzen Süden, im Westen, im Mittleren Westen nach dir fahnden lassen. ›Haltet Ausschau nach diesem Amberson und erledigt ihn. Knallt ihn ab. Der Kerl ist unnatürlich. Ich hab’s an ihm gerochen, aber nicht ernst genommen. Seht mich jetzt an, krank und so gut wie tot. Und das ist die Schuld von diesem Kerl. Er ist ein Ghul oder ein Teufel oder so ’n Scheiß.‹ Verrückt, was? Nicht mehr alle Tassen im Schrank.«
    Ich schwieg.
    »Carmo, ich glaube nicht, dass mein Freund Georgie zuhört. Ich glaube, er nickt bald ein. Weck ihn ein bisschen auf.«
    Der Mann mit den gelben Lederhandschuhen verpasste mir einen Aufwärtshaken à la Tom Case, den er aus Hüfthöhe bis zu meiner linken Gesichtshälfte hochzog. Mein Kopf schien vor Schmerzen zu explodieren, und ich sah sekundenlang alles wie durch blutrote Schleier,
    »Okay, jetzt siehst du wieder wacher aus«, sagte Roth. »Wo war ich gleich wieder? Ach, ich weiß. Wie du dich in Eddie G.s privaten Butzemann verwandelt hast. Wegen der Syphilis, das wussten wir alle. Wärst du’s nicht gewesen, dann wahrscheinlich irgendein kleiner Friseur. Oder ein Mädchen, das ihm im Autokino zu grob einen runtergeholt hat, als er sechzehn war. Manchmal weiß er nicht mal mehr, wo er wohnt, und muss anrufen, damit wer kommt und ihn abholt. Traurig, was? Das kommt von den Würmerchen in seinem Kopf. Aber alle spielen mit, weil Eddie G. immer ein guter Kerl war. Er konnte Witze erzählen, Mann, da haben die Leute gelacht, bis ihnen die Tränen runtergelaufen sind. Kein Mensch hat geglaubt, dass es dich wirklich gibt. Dann taucht Eddie G.s Butzemann in Dallas auf, in meinem Laden. Und was passiert? Der Butzemann wettet darauf, dass die Pirates die Yankees schlagen, was sie bekanntlich nicht können, wie jeder weiß – und zwar in sieben Spielen, obwohl jeder weiß, dass es nicht so viele geben wird.«
    »Das war bloß Glück«, sagte ich. Meine Stimme klang pelzig, weil die eine Mundhälfte bereits anschwoll. »Eine impulsive Wette.«
    »Das ist einfach dumm, und für Dummheit muss man immer büßen. Carmo, zerschlag diesem Blödmann die Kniescheibe.«
    »Nein!«, rief ich. »Nein, bitte nicht!«
    Carmo grinste, als hätte ich etwas Witziges gesagt, griff sich das in Filz gewickelte Rohr vom Tisch und schwang es gegen mein linkes Knie. Ich hörte irgendetwas dort unten laut knacken. Wie einen großen Fingerknöchel. Der Schmerz war nicht von dieser Welt. Ich schaffte es, nicht aufzuschreien, und sackte gegen die Männer, die mich hielten. Die beiden rissen mich wieder hoch.
    Roth stand in der Tür, hatte die Hände in den Taschen und lächelte sein gelassenes Lächeln. »Okay. Cool. Das schwillt übrigens an. Du wirst es nicht glauben können, wie groß das wird. Aber he, das

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