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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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oder?«
    »Da war was«, bestätigte ich vorsichtig.
    Wir redeten eine Viertelstunde lang, während ich die Aktentasche mit Als Notizen betrachtete. Ich solle sie später noch einmal anrufen. Ich versprach es ihr.
    9
    Ich beschloss, bis nach dem Huntley-Brinkley Report zu warten, bevor ich das blaue Notizbuch wieder aufschlug. Ich erwartete nicht, darin viel für die Gegenwart Verwendbares zu finden. Als letzte Aufzeichnungen waren lückenhaft und eilig hingekritzelt; er hatte nie erwartet, dass das Unternehmen Oswald sich so lange hinziehen würde. Ich auch nicht. Der Weg zu dem missmutigen kleinen Fuzzi glich einer mit abgebrochenen Ästen übersäten Straße, und der Vergangenheit würde es zu guter Letzt vielleicht doch gelingen, sich zu schützen. Aber immerhin hatte ich Dunning das Handwerk gelegt. Das gab mir Zuversicht. Ich hatte vage Vorstellungen von einem Plan, wie ich Oswald aufhalten könnte, ohne Gefängnis oder den elektrischen Stuhl in Huntsville riskieren zu müssen. Für meinen Wunsch, in Freiheit zu bleiben, gab es ausgezeichnete Gründe. Der beste von allen war an diesem Abend in Jodie und fütterte Deke Simmons vermutlich mit heißer Hühnersuppe.
    Ich arbeitete mich planvoll durch mein behindertengerechtes kleines Appartement und suchte Sachen zusammen. Außer meiner alten Schreibmaschine wollte ich keine Spur von George Amberson zurücklassen, wenn ich es verließ. Ich hoffte, dass das nicht vor Mittwoch sein würde, aber falls Sadie sagte, Deke sei wieder auf den Beinen und sie werde am Dienstagabend zurückkommen, würde ich früher verschwinden müssen. Und wo würde ich versteckt bleiben, bis mein Auftrag ausgeführt war? Eine sehr gute Frage.
    Ein Trompetenstoß kündigte die Fernsehnachrichten an. Chet Huntley erschien auf dem Bildschirm. »Nach einem Wochenende in Florida, wo er die Erprobung einer Polaris-Rakete beobachtete und seinen kranken Vater besuchte, hat President Kennedy einen arbeitsreichen Montag mit fünf Reden in neun Stunden hinter sich.«
    Ein Hubschrauber – Marine One – landete, während die wartende Menge jubelte. Die nächste Szene zeigte Kennedy, der sich mit der einen Hand über sein dichtes Haar und mit der anderen über seine Krawatte fuhr und auf die Menge hinter einer improvisierten Absperrung zustrebte. Er hatte einen ziemlichen Vorsprung vor dem Secret-Service-Aufgebot, das traben musste, um mit ihm Schritt zu halten. Ich beobachtete fasziniert, wie er sogar durch eine Lücke in der Absperrung schlüpfte, ein Bad in der Menge nahm und links und rechts Hände schüttelte. Die Sicherheitsleute wirkten bestürzt, während sie hinter ihm herhasteten.
    »Diese Szene hat sich in Tampa abgespielt, wo Kennedy fast zehn Minuten lang Hände schüttelte«, fuhr Huntley fort. »Den Männern, die ihn zu beschützen haben, bereitet das Sorgen, aber Sie können sehen, dass die Menge begeistert ist. Und er ist es auch, David – trotz seiner angeblichen Reserviertheit genießt er die An forderungen der Politik.«
    Kennedy war jetzt zu seinem Wagen unterwegs, schüttelte weiter Hände und ließ sich gelegentlich von Frauen umarmen. Der Wagen war ein offenes Kabriolett – genau wie das, mit dem er vom Love Field zu seinem Treffen mit Oswalds Kugel fahren würde. Vielleicht war es derselbe Wagen. Einen Augenblick lang zeigte der flimmernde Schwarz-Weiß-Film ein mir vertrautes Gesicht in der Menge. Von meinem Sofa aus beobachtete ich, wie der Präsident der Vereinigten Staaten meinem ehemaligen Buchmacher in Tampa die Hand schüttelte.
    Ich wusste nicht, ob Roth zu Recht von Syph gesprochen oder nur ein Gerücht wiedergegeben hatte, aber Eduardo Gutierrez war erschreckend abgemagert, sein Haar war schütter geworden, und sein Blick wirkte so verwirrt, als wüsste er nicht genau, wo oder sogar wer er war. Wie Kennedys Secret-Service-Aufgebot trugen die Männer, die ihn abschirmten, trotz der in Florida herrschenden Hitze unförmige, lange Jacketts. Im nächsten Augenblick zeigte die Kamera wieder Kennedy, der in dem offenen Wagen, der ihn so verwundbar machte, davonfuhr – immer noch winkend und mit seinem berühmten Lächeln.
    Zurück zu Huntley, auf dessen zerfurchtem Gesicht jetzt ein nachdenkliches Lächeln stand. »Der Tag hatte auch seine komische Seite, David. Als der Präsident im International Inn den Ballsaal betrat, in dem die Handelskammer von Tampa auf seine Rede wartete … Nun, hören Sie selbst.«
    Wieder ein Einspieler. Als Kennedy hereinkam und dem

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