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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dem Haus vier Kinder. Ich hätte es vielleicht versucht, wenn Lee zur nächsten Bushaltestelle gegangen wäre. Aber er würde mit Buell Frazier fahren – dem Nachbarn, der ihm auf Ruth Paines Bitte den Job im Schulbuchlager besorgt hatte.
    »Nein«, sagte ich. »Immer noch nicht.«
    »Uns fällt schon noch was ein. Wart’s nur ab.«
    12
    Ich fuhr (immer noch langsam, aber zunehmend sicherer) quer durch die Stadt zur West Neely Street und fragte mich unterwegs, was ich tun würde, wenn die Erdgeschosswohnung vermietet war. Mir wohl eine neue Waffe kaufen … aber ich wollte unbedingt den .38er Police Special, und wenn auch nur deshalb, weil ich in Derry mit diesem Modell erfolgreich gewesen war.
    Wie der Nachrichtensprecher Frank Blair in Today berichtete, war Kennedy nach Miami weitergereist, wo er von zahlreichen Cubanos empfangen wurde. Manche hielten Schilder mit VIVA JFK hoch, während andere ein Spruchband entrollten, auf dem KENNEDY VERRÄT UNSERE SACHE stand. Wenn sich nichts mehr änderte, hatte er noch zweiundsiebzig Stunden zu leben. Oswald, dessen Lebenserwartung nur geringfügig höher war, würde im Texas School Book Depository sein, vielleicht Bücherkartons in einem der Lastenaufzüge stapeln oder im Aufenthaltsraum Kaffee trinken.
    Denkbar war, dass ich ihn dort erledigte – indem ich einfach hinging und ihn durchsiebte –, aber ich würde festgehalten und niedergerungen werden. Nach dem tödlichen Schuss, wenn ich Glück hatte. Davor, wenn ich keines hatte. In beiden Fällen würde ich Sadie Dunhill das nächste Mal durch eine Drahtglasscheibe sehen. Falls ich so viel riskieren musste, um Oswald aufzuhalten – im Heldenjargon: mich opfern –, traute ich mir das zu. Aber ich wollte nicht, dass die Sache so ausging. Ich wollte weder Sadie noch meinen Napfkuchen verlieren.
    Auf dem Rasen des Hauses West Neely Street 214 stand ein Gartengrill, und auf der Veranda entdeckte ich einen neuen Schaukelstuhl, aber die Vorhänge waren zugezogen, und in der Einfahrt stand kein Auto. Ich parkte vor dem Haus, sagte mir: Frechheit siegt, und stieg die Stufen zur Veranda hinauf. Ich stand dort, wo Marina Oswald am 10. April gestanden hatte, und klopfte an, wie sie angeklopft hatte. Falls jemand aufmachte, würde ich Frank Anderson sein, der im Auftrag der Encyclopædia Britannica unterwegs sei (für Grit war ich zu alt). Sollte die Dame des Hauses sich dafür interessieren, würde ich versprechen, morgen mit meinem Musterkoffer wiederzukommen.
    Niemand kam an die Tür. Vielleicht arbeitete die Dame des Hauses ebenfalls. Vielleicht war sie in der Nähe unterwegs und besuchte eine Nachbarin. Vielleicht lag sie in dem Schlafzimmer, das vor nicht allzu langer Zeit meines gewesen war, und schlief ihren Rausch aus. Das war mir piepegal, wie wir im Land des Einst sagten. In der Wohnung war niemand, nur darauf kam es an, und der Gehsteig war menschenleer. Auch Mrs. Alberta Hitchinson, die Nachbarschaftsspionin mit der Gehhilfe, war nirgends zu sehen.
    Ich stieg die Verandatreppe in meinem hinkenden Krebsgang hinunter, ging ein paar Schritte den Gehsteig entlang, kehrte um, als hätte ich etwas vergessen, und warf einen Blick unter die Treppe. Mein .38er lag dort halb mit Herbstlaub bedeckt, nur der kurze Lauf ragte heraus. Ich ließ mich auf mein gesundes Knie nieder, griff ihn mir und steckte ihn in die Seitentasche meines Sportsakkos. Ein Blick in die Runde zeigte, dass mich niemand beobachtete. Ich hinkte zu meinem Chevy, legte den Revolver ins Handschuhfach und fuhr davon.
    13
    Statt ins Eden Fallows zurückzukehren, fuhr ich in die Innenstadt, wo ich unterwegs bei einem Sportgeschäft haltmachte, um ein Waffenreinigungs-Set und eine Schachtel frische Munition zu kaufen. Ich wollte auf keinen Fall, dass die Waffe versagte oder mir um die Ohren flog.
    Mein nächstes Ziel war das Adolphus. Es sei bis nächste Woche restlos ausgebucht, sagte mir der Portier – alle Hotels in Dallas seien wegen des Präsidentenbesuchs voll –, aber für einen Dollar Trinkgeld war er sehr gern bereit, meinen Wagen auf dem Hotelparkplatz abzustellen. »Aber spätestens um vier Uhr muss er weg sein. Da kommen viele Gäste an.«
    Inzwischen war es Mittag. Zur Dealey Plaza waren es nur drei oder vier Straßen, dennoch brauchte ich sehr lange, um hinzukommen. Ich war erschöpft, und meine Kopfschmerzen waren trotz Goody’s Powder schlimmer geworden. Der texanische Autofahrer hupte gern, und jeder gellende Hupton bohrte sich in mein

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