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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nicht so schäbig wie die Kneipen in der Canal Street. In jeder Kleinstadt gab es ein paar Lokale, in denen Arbeiter und Angestellte sich auf Augenhöhe begegneten, und dies hier schien eines davon zu sein. Auf der Speisekarte stand meistens irgendeine heimische Spezialität, bei der sich Fremde nur den Kopf kratzen konnten. Im Lamplighter schien diese Spezialität etwas zu sein, was sich gegrilltes Hummerklein nannte.
    Ich schlenderte an den großen Fenstern zur Straße vorbei und konnte beobachten, wie Dunning sich durch den Raum grüßte. Er schüttelte Hände und klopfte auf Schultern; einem Mann nahm er den Hut ab und ließ ihn zu einem Kerl hinübersegeln, der an der Tischkegelbahn stand und ihn geschickt unter allgemeinem Gelächter auffing. Ein netter Mann. Immer zu einem Scherz aufgelegt. Lache, und die ganze Welt lacht mit dir, hätte sein Motto sein können.
    Ich sah, wie er an einem Tisch gleich neben der Tischkegelbahn Platz nahm, und wäre fast weitergegangen. Aber ich war durstig. Ein Bier war jetzt genau das Richtige, und die Bar im Lamplighter befand sich von dem großen Tisch aus, an dem sich Dunning zu der Männerrunde gesellt hatte, ganz am anderen Ende des Lokals, jenseits des belebten Gastraums. Er würde mich nicht sehen, aber ich konnte ihn im Spiegel hinter der Bar im Auge behalten. Auch wenn ich nichts wirklich Verblüffendes zu sehen bekommen würde.
    Abgesehen davon, wurde es Zeit, dass ich anfing dazuzugehören, wenn ich noch sechs Wochen in Derry bleiben wollte. Also kehrte ich um und betrat die Bar zum Klang fröhlicher Stimmen, leicht angeheiterten Gelächters und Dean Martins Song »That’s Amore«. Bedienungen machten die Runde mit Bierkrügen und vollen Tellern mit etwas, was ich für gegrilltes Hummerklein hielt. Und überall stiegen natürlich blaue Rauchschwaden auf.
    Im Jahr 1958 gab es überall Rauch.
    8
    »Wie ich sehe, interessiert Sie der Tisch dort drüben«, sagte jemand neben mir. Ich war schon lange genug im Lamplighter, um mein zweites Bier und die »Juniorportion« gegrilltes Hummerklein bestellt zu haben. Ich wusste, dass ich ewig neugierig bleiben würde, wenn ich das Zeug nicht wenigstens einmal probierte.
    Ich wandte mich der Stimme zu und sah einen kleinen Mann mit Brillantine im zurückgekämmten Haar, rundem Gesicht und lebhaften schwarzen Augen. Er sah wie ein fröhliches Streifenhörnchen aus. Er grinste mich an und streckte mir eine kindergroße Hand hin. Auf seinem Unterarm wedelte eine barbusige Meerjungfrau mit ihrem Schuppenschwanz und kniff dabei ein Auge zu. »Charles Frati. Aber Sie können Chaz zu mir sagen. Das tun alle.«
    Ich schüttelte ihm die Hand. »George Amberson, aber Sie können George zu mir sagen. Das tun auch alle.«
    Er lachte. Ich lachte mit. Eigentlich galt es als ungehörig, über eigene Scherze zu lachen (vor allem über so winzige), aber manche Leute hatten eine so gewinnende Art, dass sie nie allein lachen mussten. Chaz Frati war einer von ihnen. Als die Bedienung ihm ein Bier brachte, hob er seinen Krug. »Auf Ihr Wohl, George.«
    »Darauf trinke ich gern«, sagte ich und stieß mit ihm an.
    »Jemand, den Sie kennen?«, fragte er mit einem Blick in den großen Spiegel hinter der Bar.
    »Nee.« Ich wischte mir Schaum von der Oberlippe. »Diese Leute da scheinen nur mehr Spaß zu haben als alle anderen hier, das ist alles.«
    Chaz lächelte. »Das ist Tony Trackers Tisch. Er könnte seinen Namen gleich in die Tischplatte gravieren lassen. Tony und sei nem Bruder Phil gehört eine Spedition. Außerdem gehören ihnen in Derry – und den umliegenden Orten – mehr Hektar Land, als Carter Leberpillen hat. Phil lässt sich hier selten blicken, er ist meistens auf der Straße unterwegs, aber Tony versäumt nicht viele Freitag- und Samstagabende. Hat auch ’ne Menge Freunde. Sie amüsieren sich immer gut, aber keiner bringt so viel Leben in die Bude wie Frankie Dunning. Einer, der Witze auf Lager hat. Den alten Tony mag jeder, aber Frankie lieben sie geradezu.«
    »Sie scheinen hier alle zu kennen.«
    »Seit Jahren. Ich kenne die meisten in Derry, aber Sie nicht.«
    »Weil ich hier noch ziemlich neu bin. Ich bin in der Immobilienbranche.«
    »Gewerbeimmobilien, vermute ich.«
    »Sie vermuten richtig.« Die Bedienung stellte mir mein gegrilltes Hummerklein hin und hastete davon. Das Zeug auf dem Teller sah wie etwas aus, was auf der Straße überfahren worden war, aber es roch lecker und schmeckte noch besser. Vermutlich eine Milliarde

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