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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Gramm Cholesterin in jedem Bissen, aber darum scherte sich im Jahr 1958 niemand, was erholsam war. »Helfen Sie mir dabei«, forderte ich den kleinen Mann auf.
    »Nein, diese Portion gehört Ihnen. Sie sind aus Boston? New York?«
    Ich zuckte die Achseln, und er lachte.
    »Sie bleiben zugeknöpft, wie? Kann ich Ihnen nicht verübeln, mein Freund. Vorsicht, Feind hört mit, was? Aber ich habe eine ziemlich gute Vorstellung davon, was Sie im Schilde führen.«
    Ich hielt mit der Gabel auf halbem Weg zum Mund inne. Im Lamplighter war es warm, aber mir war plötzlich kalt. »Tatsächlich?«
    Er beugte sich weiter zu mir herüber. Ich konnte Vitalis in seinem Haar und Sen-Sen in seinem Atem riechen. »Wenn ich Grundstück für ein Einkaufszentrum sagen würde – wäre das ein Treffer?«
    Mich durchlief eine Woge der Erleichterung. Auf die Idee, ich könnte in Derry ein Grundstück für ein Einkaufszentrum suchen, wäre ich nie gekommen, aber sie war gut. Ich blinzelte Chaz Frati zu. »Darf ich nicht sagen.«
    »Nein, nein, natürlich nicht. Kein Geschäft ohne Diskretion, sage ich immer. Wechseln wir also das Thema. Sollten Sie aber jemals in Erwägung ziehen, einem der hiesigen Bauerntölpel mehr zu verraten, würde ich sehr gern zuhören. Und nur um Ihnen zu zeigen, dass ich das Herz auf dem rechten Fleck habe, will ich Ihnen einen kleinen Tipp geben. Falls Sie sich das alte Eisenwerk Kitchener noch nicht angesehen haben, sollten Sie’s tun. Ideale Lage. Und Einkaufszentren? Wissen Sie, was Einkaufszentren sind, mein Sohn?«
    »Der Trend der Zukunft«, sagte ich.
    Er zielte mit dem Zeigefinger wie mit einer Pistole auf mich und kniff ein Auge zu. Ich lachte wieder, war einfach machtlos dagegen. Vielleicht lag das mit an schlichter Erleichterung darüber, dass nicht alle Erwachsenen in Derry vergessen hatten, wie man zu einem Fremden freundlich sein konnte. »Mit einem Schlag eingelocht.«
    »Und wem gehört das Grundstück mit dem alten Eisenwerk Kitchener, Chaz? Wohl den Brüdern Tracker?«
    »Ich habe gesagt, dass ihnen jede Menge Grundstücke gehö ren, aber beileibe nicht alle.« Er sah auf die Meerjungfrau hinunter. »Milly, soll ich George erzählen, wem dieses erstklassige Grund stück in einem ausgeschriebenen Gewerbegebiet nur zwei Meilen vom Zentrum die ser Metropole entfernt gehört?«
    Milly wackelte mit ihrem Schuppenschwanz und ließ ihre üppigen Brüste wippen. Dafür musste Chaz Frati nicht die Hand zur Faust ballen; seine Unterarmmuskeln schienen sich ganz von allein zu bewegen. Das war ein guter Trick. Ich fragte mich, ob er auch Hasen aus einem Zylinderhut zaubern konnte.
    »Also gut, Schätzchen.« Er sah wieder zu mir auf. »Eigentlich wäre das meine Wenigkeit. Ich kaufe das Beste und überlasse den Brüdern Tracker den Rest. Darf ich Ihnen meine Karte geben, George?«
    »Unbedingt.«
    Das tat er. Auf seiner Karte stand lediglich: CHARLES »CHAZ« FRATI ANKAUF VERKAUF TAUSCH . Ich steckte sie in meine Hemdtasche.
    »Wenn Sie mit allen diesen Leuten hier bekannt sind, warum sitzen Sie dann nicht an ihrem Tisch, statt sich mit einem Neuankömmling an der Bar zu unterhalten?«, fragte ich.
    Er wirkte überrascht, aber auch wieder amüsiert. »Sind Sie in einem Koffer geboren und dann aus dem Zug geworfen worden, mein Freund?«
    »Nur neu in der Stadt. Kenn mich noch nicht mit den Gepflogenheiten aus. Nehmen Sie mir das bitte nicht übel.«
    »Würde ich mir nie einfallen lassen. Die Leute machen Geschäfte mit mir, weil mir die Hälfte aller Autohöfe der Stadt, beide Kinos und das Autokino, eine der Banken und alle Leihhäuser im mittleren und östlichen Maine gehören. Aber weder essen oder trinken sie mit mir noch laden mich in ihre Häuser oder ihren Country Club ein. Ich bin nämlich Stammesmitglied.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Vom Stamme Juda, mein Freund. Ich bin Jude.« Er sah meinen Gesichtsausdruck und grinste. »Sie haben nichts geahnt. Nicht mal, als ich nichts von Ihrem Hummer wollte. Ich bin gerührt.«
    »Ich versuche nur rauszukriegen, wieso das eine Rolle spielen sollte«, sagte ich.
    Frati lachte, als wäre das der bisher beste Witz des Jahres. »Dann sind Sie statt in einem Koffer unter einem Kohlblatt geboren.«
    Im Spiegel sprach Frank Dunning mit Tony Tracker, dessen Freunde breit grinsend zuhörten. Als sie dann in brüllendes Gelächter ausbrachen, fragte ich mich, ob er den Witz über die drei in einem Aufzug festsitzenden Nigger erzählt hatte oder etwas noch

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