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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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war: Die Vergangenheit will nicht geändert werden.
    Nicht sonderlich hilfreich.
    Schließlich stand ich auf, holte den Ventilator aus dem Schrank und stellte ihn auf die Arbeitsplatte neben dem Herd. Ich war mir erst nicht sicher, ob er laufen würde, aber er tat es. Das Summen des Elektromotors war eigenartig beruhigend. Außerdem übertönte es das nervtötende Rattern des Kühlschranks.
    Als ich mich wieder hinsetzte, war mein Verstand klarer, und diesmal konnte ich ein paar Worte zu Papier bringen.
    OPTIONEN
    1.zur Polizei gehen
    2.anonymer Anruf bei dem Fleischer (»Ich behalte Sie im Auge, Freundchen, wenn Sie was tun, verpfeife ich Sie«)
    3.dem Fleischer eine Straftat anhängen
    4.den Fleischer irgendwie außer Gefecht setzen
    Hier machte ich eine Pause. Der Kühlschrank hörte zu arbeiten auf. Es gab keine anfliegenden Flugzeuge, keinen Verkehr auf der Harris Avenue mehr. Vorübergehend war ich mit meinem Ventilator und meiner unvollständigen Liste allein. Schließlich notierte ich mir den letzten Punkt:
    5.den Fleischer ermorden
    Dann zerknüllte ich den Zettel, öffnete die für den Gasherd bestimmte Schachtel Streichhölzer und riss eines an. Der Ventilator blies es prompt aus, und ich dachte wieder daran, wie schwierig es war, Dinge zu ändern. Ich stellte den Ventilator ab, riss ein weiteres Streichholz an und hielt es an das zusammengeknüllte Notizpapier. Als es aufflammte, ließ ich es in den Ausguss fallen, wartete, bis die Flamme erloschen war, und spülte die Asche dann mit Wasser weg.
    Danach ging Mr. George Amberson ins Bett.
    Aber er konnte lange nicht einschlafen.
    5
    Als das letzte Flugzeug des Abends um 0.30 Uhr übers Dach zur Landung anschwebte, lag ich noch wach und dachte über meine Liste nach. Zur Polizei zu gehen kam nicht infrage. Das konnte bei Oswald funktionieren, der in Dallas und New Orleans seine unverbrüchliche Liebe zu Fidel Castro erklären würde, aber der Fall Dunning lag anders. Dunning war ein angesehener und beliebter Mitbürger. Und wer war ich? Ein Neuling in einer Stadt, die keine Außenstehenden mochte. Als ich an diesem Nachmittag aus dem Drugstore gekommen war, hatte ich Keine Hosenträger und seine Kumpel wieder vor dem Sleepy Silver Dollar stehen sehen. Obwohl ich meine Arbeiterklamotten getragen hatte, hatten sie mich mit dem gleichen Wer-zum-Teufel-bist-du -Blick gemustert.
    Und was hätte ich bei der Polizei sagen sollen, selbst wenn ich nicht erst seit acht Tagen, sondern seit acht Jahren in Derry gewohnt hätte? Dass ich eine Vision gehabt habe, Frank Dunning werde seine Familie an Halloween ermorden? Das wäre bestimmt gut angekommen.
    Die Idee, den Metzger selbst anonym anzurufen, gefiel mir etwas besser, aber es war eine beängstigende Option. Sobald ich Frank Dunning anrief – an seinem Arbeitsplatz oder bei Edna Price, wo er zweifellos ans Gemeinschaftstelefon im Aufenthaltsraum gerufen werden würde –, griff ich in den Lauf der Ereignisse ein. Dieser Anruf konnte zwar möglicherweise verhindern, dass er seine Familie ermordete, aber ich hielt es für ebenso wahrscheinlich, dass der Anruf die entgegengesetzte Wirkung entfaltete und Dunning vom schmalen Grat der Zurechnungsfähigkeit kippte, auf dem er sich hinter seinem freundlichen George-ClooneyLächeln bewegen musste. Statt die Morde zu verhindern, würde ich vielleicht nur erreichen, dass sie vorgezogen wurden. Jetzt wusste ich noch, wo und wann. Falls ich ihn jedoch irgendwie warnte, wäre ich ahnungslos.
    Ihm eine Straftat anhängen? Das funktionierte vielleicht in einem Spionagethriller, aber ich war kein CIA -Agent; ich war ein gottverdammter Englischlehrer.
    Fleischer außer Gefecht setzen stand als Nächstes auf der Liste. Okay, aber wie? Ihn mit dem Sunliner anfahren, vielleicht wenn er mit einem Hammer in der Hand und Mord im Sinn von der Charity Avenue zur Kossuth Street unterwegs war? Wenn ich nicht unverschämtes Glück hatte, würde man mich schnappen und einsperren. Und Verletzte erholten sich im Allgemeinen irgendwann wieder. Dann konnte er es noch einmal versuchen. Dieses Szenario fand ich nur allzu plausibel. Weil die Vergangenheit sich nicht ändern lassen wollte. Sie war unerbittlich.
    Die einzig sichere Methode war, ihm zu folgen, einen Augenblick abzuwarten, in dem er allein war, und ihn umzubringen. Warum kompliziert, wenn’s auch einfach geht?
    Aber auch diese Option war nicht ohne Probleme. Das größte war, dass ich nicht wusste, ob ich dazu imstande sein würde. Ich

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