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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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eine Tageszeitung und ließ mir täglich Milch liefern: in dicken Glasflaschen, die einem vor die Haustür gebracht wurden. Wie das Root Beer, das Frank Anicetti mir bei meinem ersten Ausflug ins Jahr 1958 serviert hatte, schmeckte die Milch unglaublich üppig und gehaltvoll. Die Sahne war noch besser. Ich wusste nicht, ob Kaffeeweißer schon erfunden war, und hatte auch nicht vor, es rauszukriegen. Nicht, solange es dieses Zeug gab.
    Die Tage verstrichen unmerklich. Ich las Al Templetons Aufzeichnungen über Oswald, bis ich ganze Abschnitte auswendig hätte zitieren können. Ich besuchte die Stadtbibliothek und las über die Fälle von Mord und rätselhaftem Verschwinden nach, unter denen Derry 1957 und 1958 gelitten hatte. Ich suchte Berichte über Frank Dunning und seine berüchtigten Wutanfälle, fand aber keine; falls er jemals verhaftet worden war, hatte es der entsprechende Polizeibericht nicht in die Zeitung geschafft, obwohl die Polizeinachrichten an den meisten Tagen ziemlich umfangreich waren und montags sogar wegen all der Vergehen vom Wochenende (die meist passierten, nachdem die Bars geschlossen hatten) eine ganze Seite einnahmen. Die einzige Story über den Vater des Hausmeisters betraf eine Wohltätigkeitsinitiative aus dem Jahr 1955. In jenem Herbst hatte der Center Street Market zehn Prozent seines Gewinns an das Rote Kreuz gespendet, nachdem die Wirbelstürme Connie und Diane die Ostküste verwüstet, über zweihundert Menschenleben gefordert und in Neuengland durch Überschwemmungen gewaltige Schäden angerichtet hatten. Harrys Vater war abgebildet, wie er dem Bezirksleiter des Roten Kreuzes einen überdimensionalen Scheck überreichte. Dunning lächelte dabei sein Filmstarlächeln.
    Ich unternahm keine weiteren Einkaufstouren zum Center Street Market mehr, aber an zwei Wochenenden – dem letzten im September und dem ersten im Oktober – folgte ich Derrys Lieblingsfleischer, nachdem er bis Samstagmittag hinter der Fleischtheke gestanden hatte. Für diesen Zweck mietete ich bei Hertz am Flughafen jeweils einen unscheinbaren Chevrolet. Mein roter Ford Sunliner war für eine Beschattung wohl etwas zu auffällig, fürchtete ich.
    Am ersten Samstagnachmittag fuhr er mit seinem Pontiac, den er in einer gemieteten Innenstadtgarage stehen hatte und wochentags nur selten benutzte, zu einem Flohmarkt nach Brewer. Am folgenden Sonntag fuhr er vor seinem Haus in der Kossuth Street vor, lud die Kinder ein und nahm sie zu einer Disney-Doppelvorstellung im Aladdin mit. Selbst aus einiger Entfernung war unübersehbar, dass Troy, der Älteste, beim Betreten des Kinos ebenso gelangweilt wirkte wie beim Herauskommen.
    Dunning betrat das Haus weder beim Abholen noch beim Abliefern der Kinder. Stattdessen hupte er bei seiner Ankunft, damit sie herauskamen, und setzte sie beim Zurückkommen am Randstein ab und beobachtete, wie alle vier im Haus verschwanden. Selbst dann fuhr er nicht gleich davon, sondern blieb bei laufendem Motor in dem Bonneville sitzen und rauchte eine Zigarette. Vielleicht hoffte er, dass die liebreizende Doris noch herauskam und mit ihm redete. Als klar war, dass sie das nicht tun würde, wendete er in der Einfahrt eines Nachbarn und raste mit quietschenden Reifen davon, sodass blaue Rauchwölkchen aufstiegen.
    Ich ließ mich tief in den Sitz meines Leihwagens sinken, aber diese Mühe hätte ich mir sparen können. Er sah im Vorbeifahren gar nicht zu mir herüber. Als er ein gutes Stück die Witcham Street entlanggefahren war, folgte ich ihm. Er stellte seinen Wagen in der gemieteten Garage ab, ging in den Lamplighter, um an der fast menschenleeren Bar ein einziges Bier zu trinken, und schlurfte dann mit hängendem Kopf zum Gästehaus Edna Price in der Charity Avenue zurück.
    Am folgenden Samstag, dem 4. Oktober, holte er die Kinder ab und fuhr mit ihnen zu einem Footballspiel der University of Maine in Orono, ungefähr dreißig Meilen weit entfernt. Ich parkte in der Stillwater Avenue und wartete dort, bis das Spiel zu Ende war. Auf der Heimfahrt hielt er zum Abendessen beim Ninety-Fiver. Ich hielt am anderen Endes des Parkplatzes, wartete darauf, dass sie wieder herauskamen, und gelangte dabei zu dem Schluss, dass das Leben eines Privatdetektivs stinklangweilig sein musste, auch wenn das Kino uns etwas anderes vorzugaukeln versuchte.
    Als Dunning seine Kinder zu Hause ablieferte, lag die Kossuth Street schon in der Abenddämmerung. Football hatte Troy offenbar mehr Spaß gemacht als

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