Der Antares-Krieg
Drake. »In welchem Schiff?«
» Warwind, zweite Welle«, antwortete Husanic. Drake nickte ernst, als er begriff. Die Streitkräfte, welche den eindringenden Ryall entgegengeworfen wurden, bestanden aus drei Angriffswellen. Die erste und dritte Welle hatte während der Schlacht schwere Verluste erlitten. Die zweite Welle war bis zum letzten Schiff vernichtet worden.
»Mein Beileid zu Ihrem Verlust«, sagte Drake mit gedämpfter Stimme.
Husanic nickte ernst. »Ich danke für Ihr Mitgefühl, Captain. Ich fürchte, das vergangene Jahrhundert hat Sandar allzu viele Verluste abverlangt. Vielleicht wird diese Expedition das ändern.«
»Ich hoffe es, Sir.«
»Nun, Captain Drake«, sagte Admiral Gower, »ich denke, es ist Zeit, dass wir Ihre Leute kennen lernen.«
Die Vorstellung seiner Mannschaft nahm weitere zehn Minuten in Anspruch. Nachdem Bethany Lindquist und Stan Barrett dem Admiral, dem Kronprinzen und Graf Husanic vorgestellt worden waren, wurden die weiteren Vorstellungen eine Art Ritual. Die altanischen Offiziere schritten die Stufen von der Plattform herab und begrüßten der Reihe nach ihre angetretenen sandarischen Offizierskameraden. Jedem Ankömmling wurde dann ein sandarischer Offizier zugeordnet, der Gelegenheit erhielt, ein paar Höflichkeiten mit ihm auszutauschen, bevor der Admiral anregte, dass die sandarischen Offiziere ihre Gäste durch das Schiff führten. Darauf verließen sie den Hangar zu zweit oder zu viert durch die luftdichte Tür im Schott, und als die letzten seiner Leute das Ritual hinter sich gebracht hatten, entdeckte Drake, dass seine Gruppe auf drei Personen zusammengeschmolzen war: ihn selbst, Bethany und Stan Barrett. Bis auf die steif und starr ihre Gewehre im Präsentiergriff haltende Abteilung der Marinesoldaten war auch die Zahl der Sandarer geschrumpft. Admiral Gowers Gruppe bestand aus ihm selbst, dem Kronprinzen und Graf Husanic.
»Ich dachte, wir sechs würden einen Rundgang zur Brücke machen, Captain«, verkündete Gower, »worauf wir uns für ein paar Gläser in meine Kajüte begeben werden, bevor das Abendessen serviert wird. Seine Majestät war so gütig, Royal Avenger mit Wein aus seinen privaten Kellern zu bevorraten. Ich denke, Sie werden ihn recht gut finden.«
»Ich bin bereit, die beiden Botschafter zu unterhalten, wenn Sie und Captain Drake über politische und taktische Fragen sprechen möchten, Sergej«, erbot sich Graf Husanic.
»Dafür wird später noch genug Zeit sein, Victor«, erwiderte der Admiral. »Außerdem sind Sie, Miss Lindquist und Mr. Barren die eigentliche Macht hinter den Kulissen dieser Expedition, nicht wahr?«
»Manchmal frage ich mich, ob es wirklich so ist«, erwiderte der ältere Mann. »Nach meiner Erfahrung ist es den Militärs am liebsten, wenn wir Zivilisten unsere Meinungen für uns behalten.«
»Bitte, Victor, Sie schockieren unsere Gäste mit solchem Zynismus. Ich bin sicher, dass Captain Drake kein Befürworter militärischer Vorherrschaft ist.«
»Nein, Sir. Wir Altaner sind von Kindheit auf in der alten Tradition ziviler Kontrolle über das Militär erzogen worden.«
»Tatsächlich?«, fragte Husanic mit leichtem Lächeln. »Sie würden sich wundern, wenn Sie wüssten, wie jung die Entwicklung dieser Tradition ist.«
»Sie sprechen wie ein Historiker, Graf«, sagte Bethany.
»In einer bescheidenen Weise bin ich es, Milady.«
»Ich auch!«
»Wirklich?« Die Augen des alten Grafen leuchteten erfreut auf. »Welches ist Ihr Spezialgebiet?«
»Die neuere Geschichte der Erde, Sir.«
»Ausgezeichnet! Das ist auch mein Laster, obwohl ich bekennen muss, dass ich heutzutage allzu wenig Zeit habe, ihm zu frönen. Würden Sie einem alten Mann gefällig sein und beim Bankett heute Abend neben mir sitzen? Es kommt nicht oft vor, dass ich Gelegenheit finde, mit einem Berufshistoriker über meine Liebhaberei zu sprechen.«
»Es ist mir eine Ehre, Sir.«
Der Graf bot Bethany den Arm und führte sie durch die Tür ins Innere des Schiffs. Die übrigen vier schlossen sich ihnen an. Drake ging an Admiral Gowers Seite, während Stan Barrett dem Kronprinzen Gesellschaft leistete.
Sobald sie die bewohnten Bereiche des Schlachtschiffes betraten, fand Richard Drake Grund zur Beunruhigung. Rasche Blicke in einige der Abteilungen, die vom Korridor ausgingen, bestärkten ihn in seiner Überzeugung, dass die Royal Avenger ein älteres Schiff war, als er gedacht hatte. Wohin er auch sah, überall gab es Zeichen umfangreicher und neuerer
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