Der Antares-Krieg
Verständnis bemühen wird. Vergegenwärtigen wir uns stets, dass unsere einzige Sicherheit in guter Zusammenarbeit miteinander liegt.« Gower legte eine Pause ein, um seine Worte ins Bewusstsein der Zuhörer dringen zu lassen. »Nun, ich glaube, Ihr Vizekommandeur hat Ihnen noch etwas zu sagen.«
Drake stand auf und sprach von der Erde und den starken Flotten, die der Interstellare Rat aussenden würde, um den beiden Kolonien zu helfen, sobald die Verbindung wiederhergestellt wäre. Er sprach von der endgültigen Vertreibung der Ryall aus dem Aezersystem und dem Raum der Menschheitshegemonie. »Uns, die wir hier versammelt sind, ist die Aufgabe zugefallen, die Menschheit wieder zu vereinigen«, schloss er. »Lassen wir uns kein Versäumnis unserer Pflichterfüllung zuschulden kommen.«
Admiral Gower hob sein Weinglas und bedeutete den anderen, es ihm gleichzutun. »Meine Damen und Herren, auf Seine Majestät den König und Seine Exzellenz, den Ministerpräsidenten. Möge Gott ihnen Weisheit, ein langes Leben und den Sieg gewähren!«
Als der erste Toast ausgebracht war, hob Drake sein Glas und sagte: »Auf die Erde!« Die Wände dröhnten, als zwei Dutzend Stimmen seine Worte wiederholten.
33
Zweiundzwanzig Schiffe schwebten bewegungslos im unendlichen Vakuum des Raums. Das gedämpfte gelbe Licht eines geschrumpften Napier und der matte bläulich weiße Schein des Antares-Ringnebels schimmerten auf den Rümpfen, wo das Wechselspiel von Licht und Schatten Wirkungen erzeugte, die außerhalb eines surrealistischen Gemäldes selten gesehen wurden. Den dreitausend Raumfahrern, Wissenschaftlern und Politikern an Bord der Schiffe blieben sie weitgehend verborgen, denn dem unbewaffneten Auge schien es, als schwebte jedes Schiff allein in einem nur von den fernen Sternen bevölkerten Universum. Selbst Royal Avenger, das größte Schiff der Flotte, war von seinen nächsten Nachbarn zu weit entfernt, um sichtbar zu sein. Der Eindruck von Isolation war jedoch irreführend. Jedes Schiff verfügte über Sensoren und Ortungsgeräte, die weitaus empfindlicher und genauer als das menschliche Auge waren. Denjenigen, welche ständig Bildschirme zu überwachen hatten, auf denen die Eingangsdaten dieser Geräte bildlich dargestellt wurden, war die wahre Größe und Verteilung der Helldiver-Flotte stets gegenwärtig.
Die Bildschirme zeigten zweiundzwanzig golden glänzende Funken, die in einer weit auseinander gezogenen sphärischen Anordnung um die blasse, undeutliche Ellipse formiert waren, welche den Napier-Antares-Faltpunkt bezeichnete. Manchmal kam Bewegung in die Darstellungen, wenn Hilfsfahrzeuge Personal, Ersatzteile und Vorräte von einem Schiff zum anderen transportierten. In weit größeren Intervallen sah man Schiffe zumeist paarweise die Formation verlassen, in den Faltpunkt eindringen und verschwinden. Es war nicht ungewöhnlich, dass Alarmsignale ertönten, nachdem Schiffe vom Napier-Antares-Faltpunkt ins Herz des Ringnebels sprangen. Solche Alarmsignale wurden von den Ortungsgeräten ausgelöst, sobald andere Schiffe aus dem Nebel zurückkehrten. Sie leuchteten jedesmal mit der bläulich weißen Intensität eines elektrischen Funkens. Diese Lichterscheinungen verblassten sehr rasch, wenn die strahlungsabschirmenden Felder absorbierte Energie in den umgebenden Raum abstrahlten, aber solange sie andauerten, machten sie die zurückkehrenden Schiffe zu auffallenden Objekten.
Drei Monate waren vergangen, seit die altanische und die sandarische Flotte sich vereinigt hatten. Einer dieser Monate war Flottenmanövern gewidmet gewesen, die von Gefechtssimulationen bis zu Übungen der disziplinierten Aufgabe havarierter Schiffe reichten. Im Integrationsprozess der beiden Flotten hatte Richard Drake gelernt, dass Admiral Gower ein Offizier war, der sich selbst und seinen Untergebenen das Äußerste abverlangte. Auch wenn man ihn als strengen Vorgesetzten einstufen musste, so gelang es dem Admiral doch, die Rolle eines Zuchtmeisters zu vermeiden und in der gesamten Flotte einen Korpsgeist zu formen. Es war eine Schaustellung fachlicher Qualifikation, die Drake mit Interesse studierte.
Nach einem Monat ausdauernder Anstrengungen räumte der Admiral widerwillig ein, dass die Flotte hinreichend integriert sei, um ihre Mission in Angriff zu nehmen. Bevor er Befehl gab, den Napier-Antares-Faltpunkt anzusteuern, musste Gower allerdings noch eine letzte Neuerung einführen. Er befahl den Austausch je eines Offiziers zwischen den
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